Die Nacht, in der er zurueckkehrte
sein. Er würde sie auf Händen tragen und ihr all die Freiheit und Unabhängigkeit lassen, die sie gewohnt war.
Im Gegensatz zu ihm, Cisco, könnte Bowman ihr all das geben, was sie brauchte und verdiente. Easton zuliebe sollte er zurückstehen und den Weg für ihn freimachen. Das war er ihr schuldig.
Er blickte sich in der gemütlichen, vertrauten Küche um. Die kitschige Uhr über dem Herd hatte Guff einmal vom Markt in Denver mitgebracht, und die bunt schillernden Plastikbecher hatte er selbst mal auf einem Jahrmarkt gewonnen. Jo hatte sie auf dem Küchenregal platziert, als wären sie aus feinstem Porzellan. Und wie oft hatten sie an dem großen Küchentisch zusammen gegessen und gelacht wie eine richtige Familie.
Falls Easton einmal heiraten sollte, egal ob Bowman oder einen anderen, dann würde er nicht mehr hierher zurückkommen. Wie könnte er? Die Vorstellung, sie glücklich und verliebt zu sehen, womöglich mit dem Kind eines anderen, würde ihn zerreißen.
Wenn er diesmal von hier fortging, würde er für immer in Südamerika bleiben. Irgendwann würde er von seiner Agententätigkeit loskommen, sich ein Häuschen irgendwo am Strand in Mexiko kaufen und den Rest seines Lebens in Badelatschen und ausgefransten Jeans herumlaufen, sich einen Fisch zum Abendessen angeln und versuchen, Cold Creek Canyon, seine Heimat und Easton zu vergessen.
Eine halbe Stunde später war Cisco schon erheblich besser gelaunt. Er machte sich gerade ein Sandwich mit kaltem Braten, den er im Kühlschrank gefunden hatte, als Easton die Küche betrat.
Er war sich nicht ganz im Klaren darüber, was ihre Miene zu bedeuten hatte. Sie schien unsicher und gleichzeitig entschlossen zu sein.
Sie ging zum Spülbecken und wusch sich die Hände. „Wenn Tante Jo sehen könnte, wie ich ihren Garten jahrelang vernachlässigt habe, würde sie sich im Grab umdrehen.“
„Du hast doch so viele andere Dinge zu tun. Ich bin sicher, sie würde verstehen, dass du dich nicht zerteilen kannst.“
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Meinst du?“
„Du weißt doch, wie Jo war. Eine unverbesserliche Optimistin, die immer nur das Beste in den Menschen gesehen hat.“
„Ja, das stimmt.“
„Sieh doch nur Quinn, Brant und mich an. Alle drei waren wir extrem schwierig und wären ohne sie garantiert auf die schiefe Bahn geraten. Sie hat aus uns allen anständige Menschen gemacht.“ Er stockte. „Na ja, mehr oder weniger.“
Sie runzelte die Stirn. „Hör auf, dich schlecht zu machen.“
Er sollte lieber den Mund halten, aber die Worte sprudelten aus ihm heraus. „Quinn ist Besitzer einer der größten Reedereien im Nordwesten. Brant ist hochdekorierter Armeeoffizier. Und ich verbringe meine Tage mit Tequilatrinken und Sonnenbaden. Jo und Guff wären sicher wahnsinnig stolz auf mich.“
Abrupt drehte sie das Wasser ab. „Heul mir nicht die Ohren voll, Cisco. Wenn dir dein Leben nicht gefällt, dann ändere es. Komm zurück in die Staaten und frag Quinn nach einem Job.“
„Mir gefällt mein Leben“, log er. „Was mir nicht gefällt, ist, dass jeder denkt, er könne über mich urteilen. Ihr findet, dass ich ein Versager bin, ein Abenteurer, der nicht weiß, wo er hingehört. Was glaubt ihr, weshalb ich nicht öfters zu Besuch komme? Weil ich es satthabe, dass ihr mich von oben herab behandelt, ohne das Geringste über mein Leben zu wissen.“
So ganz war seine schlechte Laune wohl noch nicht vorbei. Bevor Easton antworten konnte, klingelte sein Handy. Er wollte das Gespräch wegdrücken, doch als er den Namen des Anrufers auf dem Display las, meldete er sich sofort. „Ja, hallo?“
Aus der Leitung kamen nur ein Knistern und dann eine zaghafte Stimme. „Hallo, hier ist Sharon Weaver.“
Im Hintergrund hörte er Kindergeschrei und laute Geräusche, die sich nach einem ziemlichen Tohuwabohu anhörten.
„Hi, Sharon“, begrüßte er Johns Schwester. „Ist alles okay?“
„Nicht wirklich. Ich bin immer noch bei meiner Mutter in Helena. An meinem Auto ist irgendwas kaputt gegangen. Es ist in der Werkstatt, und ich muss auf das Ersatzteil warten. Tut mir leid, aber ich kann morgen unmöglich Belle abholen. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern.“
Ein paar Tage. Ihm war nicht ganz klar, was er dabei fühlte. Einerseits freute er sich riesig darauf, noch mehr Zeit mit Belle zu verbringen. Doch mit Easton war das nicht so einfach. „Okay, da ist wohl nichts zu machen. Sagen Sie Bescheid, wenn das Ersatzteil da ist und Sie kommen
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