Die Nacht, in der er zurueckkehrte
mit Easton in der Küche verschwanden. Offenbar war sie heilfroh, sich nur noch um das Kind auf ihrem Arm kümmern zu müssen. Sie wandte sich an Cisco. „Waren Sie ein guter Freund von Soqui?“
„John und sie waren beide gute Freunde von mir“, sagte er und wies ihr den Weg ins Wohnzimmer.
„Ich war nicht sonderlich überrascht, als Ihr Anruf kam, dass sie umgekommen ist. Offenbar haben die beiden in einer ziemlich rauen Welt gelebt. Ich war traurig, aber nicht überrascht.“
Ihr Tod war eine Heldentat gewesen, aber so viel wollte und konnte er Johns Schwester nicht erzählen. Die Anstrengungen, dem Drogenkartell von El Cuchillo das Handwerk zu legen, waren noch nicht abgeschlossen, und für Johns Familie könnte zu viel Wissen gefährlich werden.
„Wollen Sie sich nicht setzen?“
„Danke, aber ich stehe lieber noch einen Moment. Ich habe den ganzen Morgen im Auto gesessen, und ehrlich gesagt, drückt mir der Bauch im Sitzen.“
Sie wirkte nicht nur erschöpft, sondern auch traurig. Vor ein paar Tagen war ihr Vater beerdigt worden, erinnerte Cisco sich.
„Tut mir leid, dass Sie Ihren Vater verloren haben.“
Sie nickte nur müde. „Auch das kam nicht unerwartet. Er litt seit Jahren an Herzinsuffizienz. Trotzdem ist es schwer. Besonders für meine Mutter. Vor einem Jahr starb ihr Sohn – und nun ihr Mann.“
Sie setzte ihr Kind auf den Boden und rieb sich den unteren Rücken.
Dem kleinen Jungen lief die Nase, und er wischte sie mit dem Ärmel ab, bevor seine Mutter ein Taschentuch herausholen konnte. Als sie ihm die Nase putzte, drehte er protestierend den Kopf weg, ließ es dann aber doch zu. Gleich darauf tapste er in die Ecke, wo Belle wieder bei ihren Spielsachen saß.
Cisco war nicht besonders pingelig, das konnte er sich bei seinem Job gar nicht leisten, aber als der kleine Junge nach Belles Stoffhund griff, hätte er ihm doch gern vorher die Finger gewaschen.
Er wartete ab, wie Belle reagieren würde. Sie fing nicht an zu schreien, sondern sah nur etwas verwundert aus und nahm sich ein anderes Spielzeug.
Als der Kleine ihr auch das sofort wegnahm, wäre Cisco am liebsten hingelaufen und hätte dem Satansbraten ein paar Takte erzählt. „Wie alt ist denn Ihr Junge?“, fragte er stattdessen.
„Der da drüben? Das ist Austin. Nächsten Monat wird er zwei. Er ist ein ganz schöner Racker.“ Sie legte die Hand auf ihren Bauch. „Der da ist auch ein Junge.“
„Wann ist es denn so weit?“
„Drei Monate muss ich noch aushalten. Können Sie sich vorstellen, dass ich alle meine Kinder in der größten Sommerhitze bekommen habe? Ich weiß auch nicht, wieso wir es nicht schaffen, das besser zu planen.“
Er dachte an die beiden älteren Kinder in der Küche und wie viel Arbeit allein Belle schon machte. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihm aus.
„Sieht aus, als wären Sie schon jetzt überlastet“, sagte er nach einer Weile. „Wie wollen Sie sich denn um drei Kinder unter zwei Jahren kümmern?“
Sie seufzte schwer. „Keine Ahnung, wie ich das schaffen soll. Da muss ich mir wohl was überlegen. Mir bleibt ja nichts anderes übrig.“
Er konnte ihr keine Alternative anbieten. Die einzige, die ihm einfiel, war natürlich völlig indiskutabel.
„Wir waren schließlich einverstanden, die Vormundschaft für Isabella zu übernehmen, falls ihren Eltern was passiert. Kein gutes Timing, das muss ich zugeben, aber irgendwie wird es schon gehen.“
Es machte Cisco zu schaffen, dass sie nicht zu Belle hinging oder sie auf den Arm nahm. Schließlich war die Kleine ihre Nichte und würde in ihrer Familie aufwachsen. Er hätte sich etwas mehr spontane Zuneigung gewünscht, aber vielleicht war das zu viel verlangt.
„Ich kenne mich mit Babys nicht sonderlich gut aus, aber Belle ist ein kleiner Sonnenschein.“ Er kam sich vor wie ein Autoverkäufer, der ein gebrauchtes Auto anpries, um den höchstmöglichen Preis herauszuschlagen. „Obwohl sie ihre Mom vermisst, ist sie ein fröhliches, pflegeleichtes Kind. Sie schreit kaum, nur wenn sie müde ist oder Hunger hat.“
„Das ist gut. Mein zweiter Sohn war ein Schreikind. Ich bin beinahe wahnsinnig geworden. Zum Glück ist er da rausgewachsen.“
„Und sie ist ein unheimlich kluges Kind“, fuhr Cisco fort. „Mit knapp neun Monaten kann sie schon baba und dada sagen und sich am Stuhl hochziehen.“
Sharon lächelte schwach. „Ich bin mir nicht sicher, ob das immer gut ist. Je schneller sie laufen, desto eher kommen sie an alles
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