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Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Titel: Die Nacht, in der er zurueckkehrte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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ran. Austin, nimm das aus dem Mund, das ist Isabellas Spielzeug.“
    Cisco konnte es nicht länger mit ansehen, wie der Kleine das Baby ärgerte. Doch wenn er hinging, um dem Racker das Spielzeug wegzunehmen, würde das auf Johns Schwester sicher keinen guten Eindruck machen. Also beschloss er, Belle einfach auf den Arm zu nehmen und in Sicherheit zu bringen.
    Zu seiner Erleichterung schien die schwangere Frau endlich genug vom Stehen zu haben und ließ sich mit ihrem massigen Körper ins Sofa sinken. Als sie die Arme nach Belle ausstreckte, fiel ihm nichts anderes ein, als ihr das Kind zu überlassen.
    Belle sah ihre Tante eine ganze Weile an, ohne das Gesicht zu verziehen.
    Sharon war die Erste, die lächelte. „Hey, mein kleiner Schatz, ich bin deine Tante. Und das ist dein Cousin Austin. Er ist ein kleiner Quälgeist, aber wenn du mal größer bist, wirst du es ihm schon zeigen, da bin ich sicher.“
    Belle saugte an ihrer kleinen Faust. Dann spitzte sie die Lippen und prustete ihrer Tante ins Gesicht.
    „Diese Augen“, sagte Sharon mit sanfter, trauriger Stimme. „Sie sieht Johnny so ähnlich.“
    „Ja, ein bisschen schon.“
    „Ich weiß nicht, was er da unten für Probleme hatte. Irgendwann würde er sich schon besinnen und nach Hause zurückkommen, dachte ich immer. Bis er dann Soqui kennengelernt hat. Danach war er völlig verändert.“
    Noch nie war ihm die Geheimhaltungsstrategie unter den verdeckten Ermittlern so ungerecht erschienen wie in diesem Moment. Hatte diese Frau kein Recht zu erfahren, dass ihr Bruder und seine Frau ihr Leben im Kampf gegen die Drogenmafia verloren hatten?
    „Ihr Bruder war ein guter Mann, Madam“, sagte er schließlich. „Einer der Besten, die mir je begegnet sind.“
    Seine Worte schienen sie keineswegs zu trösten, denn sie bedachte ihn mit einem etwas verächtlichen Blick. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, wieso. Aus Sharon Weavers Sicht war er nur ein zwielichtiger Herumtreiber, der womöglich noch am Tod ihres Bruders mitschuldig war.
    Er biss die Zähne zusammen. Irgendwie auch richtig. Zumindest hatte er ihn und Soqui nicht retten können.
    Sharon wandte sich wieder dem Baby zu. „Na, freust du dich darauf, bald zwei große Brüder und eine große Schwester zu haben?“ Belle machte ein spitzes Mündchen, als würde sie sehr ernsthaft über diese Frage nachdenken.
    „Sind Sie sicher, dass Ihr Mann da mitzieht?“ Er musste es einfach fragen.
    Wäre er kein so guter Beobachter, hätte er den Anflug von Unsicherheit in ihrer Miene vielleicht gar nicht bemerkt. „Er ist … was soll ich sagen? Begeistert ist er nicht, dass wir noch ein Kind mehr zu versorgen haben. Aber er hat die Vormundschaft unterschrieben, und Sam ist ein Mann, der seine Pflichten ernst nimmt.“
    Das war Cisco bei Weitem nicht genug. Belle hatte eine Familie verdient, die sie liebte. Sharon schien eine nette Frau zu sein, obwohl sie müde war und vermutlich nicht viel Zeit für jedes einzelne Kind hatte. Doch er hatte das unbehagliche Gefühl, etwas Seltenes und Kostbares an Leute auszuliefern, die nicht die geringste Ahnung von seinem Wert hatten.
    „Sind die Papiere vollständig?“, fragte Sharon.
    „Die Übertragung des Sorgerechts an Sie ist unterschrieben und notariell beglaubigt. Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer, falls Sie Probleme mit den Behörden kriegen.“
    „Und ihre Sachen sind gepackt?“
    Er deutete auf den Kindersitz und die kleine Reisetasche, in die er wahllos Kleider und Spielsachen gestopft hatte, als in Bogotá alles drunter und drüber ging, und er schnell wegmusste. „Da ist alles drin.“
    Sharon stieß einen schweren Seufzer aus. „Gut, das ist dann wohl alles.“
    Sie musterte Belle ohne die leiseste Spur von Freude oder Begeisterung darüber, eine so hübsche dunkelhaarige Tochter zu bekommen.
    Cisco krampfte sich das Herz zusammen, und seine Befürchtungen bestätigten sich schon jetzt. Er wollte das alles nicht. Aber was sollte er tun?
    „Sie mag alles, was zu Brei gerührt ist, am liebsten Karotten und Apfelmus. Abends und vor dem Mittagsschlaf bekommt sie eine Milchflasche. In der Reisetasche sind noch ein paar von den Gläschen, die sie gern isst.“
    Seine Stichwunde fing an, fürchterlich wehzutun, und das war sicher kein Zufall.
    „Jetzt ist ihre Schlafenszeit. Bestimmt schläft sie im Auto ein.“
    Während Sharon sich schwerfällig hochrappelte, versuchte Cisco sich vorzustellen, wie diese Frau gleichzeitig die gutmütige Belle, einen

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