Die Nacht, in der er zurueckkehrte
aufwecken. Eine Weile blieb sie noch am Bett stehen und betrachtete das schlafende Kind, bevor sie sich traurig abwandte, um in ihr Zimmer zurückzugehen.
Kaum hatte sie einen Schritt gemacht, erstarrte sie mitten in der Bewegung. Cisco stand an der Tür und sah aus, als hätte er sie die ganze Zeit beobachtet. Er hatte nur Boxershorts an, und sein Haar war vom Schlaf ganz strubbelig.
Das war zu viel für ihre Nerven, die ohnehin blank lagen. Am liebsten hätte sie sich eine von Belles Decken über den Kopf gezogen und sich in eine Ecke verkrochen.
Sie nahm alle Kraft zusammen und ging auf ihn zu.
„Ist sie wach geworden?“, flüsterte er und trat hinaus auf den Flur.
Sie antwortete erst, nachdem sie die Tür hinter sich zugemacht hatte. „Nein, ich glaube nicht. Ich dachte, ich hätte sie weinen gehört, aber das habe ich mir wohl nur eingebildet. Oder hast du auch etwas gehört?“
„Nur, dass du hier reingegangen bist.“
„Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
„Hast du nicht, ich war schon wach.“
„Aber du warst doch vorhin so müde.“
Ein Funkeln, das verdächtig nach schlechtem Gewissen aussah, blitzte in seinen Augen auf. Ihre Vermutung war also richtig gewesen. Er hatte nur so getan, als ob er müde sei, um ihren Fragen zu entgehen. „Ein paar Stunden habe ich immerhin geschlafen, mehr brauche ich oft nicht.“
„Selbst wenn du eine Verletzung auskurieren musst?“
„Ach weißt du, alte Gewohnheiten. Ich bin eben immer noch eine Nachteule.“
Er betrachtete sie eine Weile schweigend, und ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie in Jos abgetragenem Nachthemd dastand. Jetzt, wo Cisco hier war, hätte sie wenigstens eins anziehen können, in dem sie nicht wie eine alte Jungfer aussah. „Geht’s dir ein bisschen besser?“, fragte sie.
„Die Narbe tut noch weh“, gestand er zu ihrer Überraschung ein. „Aber wenigstens habe ich kein Fieber mehr.“
„Das freut mich.“
Sollte sie ihn jetzt fragen? Die entscheidenden Worte lagen ihr auf der Zunge. Doch sie fand nicht den Mut. Sie musste noch mindestens einen Tag lang mit Cisco auskommen. Lieber nichts riskieren.
Eine Weile standen sie unschlüssig im Dunkeln. Im Haus war es so still, dass sie ihr Herz pochen hörte. Die Erinnerung an letzte Nacht schien zwischen ihnen zu sirren, und sie verspürte plötzlich den unwiderstehlichen Drang, Cisco zu küssen. Doch das wäre keine gute Idee.
Sie holte zitternd Luft. „Wir gehen mal lieber wieder ins Bett, was? Ich meine … jeder für sich natürlich.“
Seine Augen funkelten in der Dunkelheit, und sie sah die Ader an seinem Hals pochen. „Ja, das sollten wir wohl.“
„Also dann, gute Nacht.“ Schnell lief sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie kam sich kindisch und feige vor.
7. KAPITEL
Vom Sandschaufeln taten Easton die Arme weh. Schon seit zwei Stunden waren sie und die Farmarbeiter dabei, Sandsäcke zu füllen.
„Noch ein paar, dann wird es wohl reichen.“ Burt band seinen Sack zu und warf ihn zu den anderen auf den Pick-up. „Dann wird das Heu hoffentlich trocken bleiben, wenn das Hochwasser kommt.“
Sie legte die Schaufel hin. „Das hoffe ich auch. In ein paar Wochen können wir ja wieder frisches Heu ernten.“
„Ja, und dann kommt das Vieh auf die Weide und wir brauchen sowieso kein Heu mehr. Bis dahin reicht es hoffentlich.“
„Vielleicht sollten wir vorsichtshalber Dusty Harper fragen, ob er uns im Notfall etwas Heu verkaufen kann.“ Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wie ich ihn kenne, wird er es allerdings ausnutzen, dass die Farmer auf ihn angewiesen sind. Aber vielleicht kriegst du trotzdem einen anständigen Preis.“
„Ich werd’s versuchen. Kommst du allein klar, während Mike und ich die letzte Fuhre hochbringen?“
„Wird schon gehen.“
Einmal mehr war sie dankbar für die fortwährende Arbeit auf der Ranch. Zeit zum Grübeln blieb da nicht. Nicht einmal über ihre eigene Feigheit.
Nachdem sie Cisco im Flur Gute Nacht gesagt hatte, war sie lange nicht eingeschlafen. Erst gegen Morgen war sie in einen unruhigen Schlummer gefallen und hatte, wie nicht anders zu erwarten, von Cisco geträumt.
Sie saßen beide in Jos Gartenschaukel und versuchten, im selben Rhythmus zu schwingen. Doch es klappte nicht, sodass die Schaukel kreuz und quer schwang und die Ketten klirrten. Plötzlich hörte sie ein Baby weinen, sprang von der Schaukel auf und fing an, hektisch zu suchen, während das Baby jämmerlich
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