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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Ardy, weißt du das? Wenn ich nicht schwul wäre, würde ich dich heiraten.« Ardeth lachte und verdrehte in gespieltem Schrecken die Augen.
    »Jetzt brauch ich ein Bier.« Als sie den Balkon verließen, um wieder in den Lärm und die Hitze der Party hinabzusteigen, verblasste das Gefühl der Erleichterung ein wenig, das Cons vernünftige Erklärung in ihr hervorgerufen hatte. Eines hast du ihm vorenthalten, flüsterte ihr die innere Stimme zu. Ich konnte nicht anders, dachte sie, es hätte wirklich paranoid geklungen. Ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass ich glaube, dass jemand mich verfolgt.
    Als sie um zwei Uhr die Party verließ, hatten sich wenigstens zwei Leute ins Koma getrunken und lagen nun schlafend auf dem Boden – ganz wie sie es vorausgesehen hatte.
    Nach dem heißen, rauchigen Dunst im Haus war die Nachtluft erfrischend. Die Gassen des Annex-Viertels waren nahezu ausgestorben, nur das gleichmäßige Dröhnen von der Bloor Street, zwei Häuserblöcke Richtung Süden, durchbrach die Stille. Sie ging schneller als gewöhnlich und blickte nicht zu den mächtigen alten Häusern auf, die heutzutage als Wohnheime dienten oder renoviert und in schicke Eigentumswohnungen umgebaut worden waren. Sie liebte dieses Stadtviertel, liebte diese Aura behäbigen Alters, die schweren, überhängenden Bäume und die unendliche Vielfalt und die Annehmlichkeiten der Stadt vor ihrer Türschwelle. Selbst wenn sie sie kaum nützte und immer nur ins Korona ging, wo es billiges ungarisches Essen gab, oder hier und da den Versuchungen von Book City nachgab.
    Aber heute Nacht, nach der wärmenden Sicherheit, der Party und der vernünftigen und beruhigenden Analyse Conrads, wollte sie selbst in diesem vertrauten Gebiet nicht zu lange verweilen.
    An der Ecke zu ihrer Straße blieb sie automatisch einen Augenblick lang stehen, um auf die Tafel vor der Ersten Kirche Christi mit ihren dorischen Säulen zu sehen. Die Tafel kündete den Titel der Predigt dieser Woche an, die Buchstaben ausgeschnitten aus einer schwarzen Plastiktafel, die in einem hell erleuchteten Kasten stand. Der Aufwand, den die Kirche hier trieb, hatte sie beeindruckt, bis sie dahintergekommen war, dass die Tafeln alle drei Monate wiederverwendet wurden und dieselben Themen immer wiederkehrten. Das Thema dieser Woche lautete »Nekromantie in der Antike und in modernen Zeiten (eine Erklärung unter Einschluss von Hypnose und Mesmerismus)«.
    Ardeth lächelte ein wenig, als sie an dem Schild vorüberging. Sie hatte schon immer vorgehabt, sich das eines Tages mal anzuhören. Hinter ihr wurde eine Autotür zugeschlagen, und dann gleich darauf eine zweite. Ardeth beschleunigte ganz automatisch ihre Schritte, sah sich aber nicht um. Du bist beinahe zu Hause, dachte sie, fang nicht wieder an, paranoid zu werden.
    Als sie die kreisförmige Zufahrt zu ihrem Gebäude erreichte und schräg darüber hinweg auf die Treppe zuging, sah sie sich instinktiv um. Die beiden Männer, die die Straße heraufkamen, waren näher, als sie gedacht hatte. Sie bewegten sich schnell, die Hände in den Taschen, ohne miteinander zu reden. Außer ihnen war absolut niemand auf der Straße.
    Sie rannte die breite Treppe aus Ziegelsteinen zu der überdachten Veranda hinauf, die über die ganze Breite des Gebäudes verlief. Es handelte sich um eine alte Villa von 1912, die man seitdem renoviert und hinten mit einem fünfstöckigen Anbau versehen hatte. Obwohl sie im neuen Teil wohnte, verkörperte doch die breite Veranda aus rotem Klinker mit ihren Balustraden und Säulen für sie »Zuhause« und erzeugte in ihr immer wieder ein Gefühl des verzückten Staunens, das fast schon an Selbstgefälligkeit grenzte, weil sie in einem solchen Haus wohnte. Sie hatte gerade die zerkratzte Eichentür des Haupteingangs geöffnet, als eine Stimme ihren Namen sprach.
    Sie zuckte zusammen, das Herz setzte für einen Augenblick aus, sie drehte sich um, um der Gestalt entgegenzublicken, die am entfernten Ende der Veranda aus der Dunkelheit trat. Zuerst sah sie nur ein bleiches Gesicht, gekrönt von einer Mähne kupferfarbenen Haars. Ein Gitarrenkasten und ein Seesack schlugen gegen die Knie der schwarz gekleideten Gestalt, die jetzt ins Licht trat. »Herrgott, Sara, du hast mich fast zu Tode erschreckt«, sagte Ardeth, als sie wieder atmen konnte.
    »Tut mir leid. Wo warst du denn? Ich warte schon seit Stunden auf dich.«
    »Ich war auf einer Party. Ich wusste nicht, dass du herüberkommen und mich besuchen

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