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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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er wusste, wie er den Vampir finden würde. Einen von beiden jedenfalls. Und welcher es war, war gleichgültig.

25
     
    »Tut mir leid, Sara. Ist nichts eingegangen.«
    »Trotzdem vielen Dank, Danny. Sag mir Bescheid, wenn jemand anruft.«
    »Du weißt doch, dass ich das tue.«
    Sie legte den Hörer auf, schaltete das Schlafzimmerlicht aus und ging wieder ins Wohnzimmer. Pete, Derek und Steve lümmelten inmitten von Pizzaschachteln und Bierdosen auf dem Boden herum. Mickey saß etwas abseits von ihnen, mit dem Rücken an die Couch gelehnt. Sie kamen gut miteinander aus, soweit sie das feststellen konnte, wenn ihr auch bewusst war, dass die Mitglieder der Band sich wegen Mickeys Motiven den Kopf zerbrachen. Sich mit ihr einzulassen war eine Sache – einzig und allein ihre Sache. Von der Band akzeptiert zu werden, war etwas ganz anderes.
    Sie hatte selbst gewisse Zweifel bezüglich seiner Motive. Er war in jener Nacht vor einer Woche mit seinem Plan von Plakaten im Gold Rush aufgetaucht, hatte versprochen, dass ein befreundeter Künstler die Skizze machen würde und man sie billig gedruckt bekäme. Und dass er sie dann verteilen würde, wenn er eine seiner üblichen mitternächtlichen Touren unternahm, auf denen er Plakate für einen der Clubs klebte. Nach jenem ersten etwas linkischen Versuch in dem Bistro war er nie wieder darauf zurückgekommen, dass er sich der Band anschließen wollte. Er spielte nie für sie, nicht einmal, wenn sie ihre eigene Gitarre im Wohnzimmer von Ardeths Wohnung herumliegen ließ. Sie lud ihn auch nie dazu ein, aus Angst, ihr künstlerisches Urteil würde am Ende die zaghaft entstehende Freundschaft zerstören, von der sie spürte, dass sie sich zwischen ihnen entwickelte.
    »Jetzt ist nur noch ein Inning übrig«, sagte Tom, der auf den Fernseher sah. »Die Jays werden es schaffen.«
    »Vielleicht in deinem Traum«, erwiderte Derek zynisch. »Die werden abschmieren, das tun die immer. Das ist die ungeschriebene Regel im kanadischen Sport – wenn man der Gewerkschaft beitritt, schmiert man ab.«
    Baseball, dachte Sara angewidert und bahnte sich ihren Weg zwischen den ausgestreckten Beinen und Bierdosen hindurch, um ihr leeres Glas zu holen und in die Küche zu gehen. Sie goss sich gerade ein Glas Wein ein, als aus dem Wohnzimmer plötzlich lautes Geschrei ertönte. Sie blickte auf, als Mickey hereinkam. »Haben die Jays einen Punkt gemacht? «
    »Yeah.« Er lehnte sich an die Wand und sah sie an.
    »Du machst dir nichts aus Baseball, oder?«
    »Nicht viel«, gab er zu.
    »Ich auch nicht. Aber …«
    »Aber die Band schon.«
    »Ja, die Typen stehen drauf. Und es bedeutet Trubel. Ich brauche hier etwas Trubel.«
    »Deshalb sind sie also immer hier.«
    Sara lachte und setzte sich an den Küchentisch. »Das ist nicht der einzige Grund. Na ja, ich habe ein paar schlimme Nächte hier verbracht, als ich eingezogen bin, gleich nachdem Ardeth verschwunden war. Ich weiß nicht, vielleicht denke ich, wenn ich ein Rudel besoffener, Pizza essender Jay-Fans lang genug hierbehalte, macht sie das so wütend, dass sie zurückkommt und uns alle rausschmeißt.«
    »Noch keine Reaktion auf die Plakate?«
    »Nein.«
    »Es sind auch erst zwei Tage. Du musst Geduld haben.«
    »Hoffentlich. Ich hoffe, dass sie anruft. Ich hoffe, dass sie nicht böse ist, dass ich hier wohne.« Sie blickte einen Augenblick lang in ihr Weinglas, während er sich ihr gegenüber auf dem Stuhl niederließ. »Ich hab noch nicht ausgepackt. Hab meine Sachen einfach alle auf ihrem Boden gestapelt, so wie ich es immer getan habe.«
    »Damit du einpacken und gehen kannst, wenn sie zurückkommt? «, fragte Mickey. »Meinst du, dass sie dich rausschmeißen würde?«
    »Bis jetzt hat sie das nie getan. Manchmal wollte sie es, aber sie hat es nie getan. Aber einen Schlüssel hat sie mir auch nie gegeben. Ich musste mir den, den ich jetzt habe, von Carla geben lassen. Aber inzwischen …«
    »Hat sie sich verändert.«
    Sie nickte. »Ardeth und ich … wir waren nicht gerade das, was man Freundinnen nennt.«
    »Nie?«
    »Ich glaube nicht. Aber manchmal hatten wir großen Spaß miteinander, und den Rest der Zeit haben wir es gewöhnlich geschafft, höflich zueinander zu sein.«
    »Ich habe einen älteren Bruder. Er ist Ingenieur. Wenn die Familie zusammenkommt, klopft er mir immer auf die Schulter und fragt mich, wann ich endlich einen richtigen Job annehme. Wir sprechen den ganzen Tag wahrscheinlich drei Sätze miteinander. Einer davon lautet

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