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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Stadt aussetzte. In Roias’ Berichten stand nichts, was darauf hindeutete, dass es das konnte – aber Roias hatte es von Anfang an gründlich unterschätzt.
    Im »Horrorhaus« konnte es sich nicht mehr befinden – das hatte die Polizei gründlich durchsucht. Aber vielleicht hatte es sich nicht weit davon entfernt. Rooke machte sich eine kurze Notiz. Es gab Fäden, an denen man ziehen konnte, um eine Durchsuchung verlassener Gebäude zu gestatten, um dort Verstöße gegen die Brandschutzbestimmungen aufzudecken. Eine von Havendales Tochtergesellschaften im Baugewerbe konnte die Legitimation dafür beschaffen. Thompsons Leute konnten sich dann um die eigentlichen Durchsuchungen kümmern. Und der Stadtrat mit einer halben Million an Havendale Provisionen auf einem Schweizer Konto konnte die Formalitäten übernehmen. Würde die Formalitäten übernehmen.
    Rooke blickte auf den letzten Widerschein der untergehenden Sonne hinaus, ein Flammenband zog sich quer über die mit Gold beschichteten Fensterscheiben des Royal Bank Gebäudes. Es war beinahe Zeit für seinen Bericht an Althea. Wenigstens hatte er diesmal etwas zu berichten.
    Er schrieb eine E-Mail und achtete darauf, dass die Spuren, die er vermeldete, so positiv wie möglich klangen, schilderte die Maßnahmen, die er ergriffen hatte, und riskierte es, einen Zeitraum von maximal zwei Wochen bis zur Gefangennahme zu schätzen. Es war der längste Bericht, den er seit einem Monat geliefert hatte. Er erhielt dieselbe Antwort wie immer – drei Worte, die in stummer Anklage auf dem Bildschirm flimmerten: Finden Sie ihn.
    Keine Auseinandersetzung mit seinem Bericht, keine Diskussion. Er war entlassen. Rooke seufzte und leerte die Ordner seines E-Mail-Programms.
    Wenigstens war die Laborverlegung ohne größere Pannen abgelaufen. Und er hatte es geschafft, die Kosten niedrig zu halten, indem er beispielsweise das Halongas-Löschsystem im Labor auf Sprinkler umgestellt und die Umbauten im oberen Stockwerk so gestaltet hatte, dass Altheas Forderungen gerade knapp erfüllt wurden. Trotzdem bedeutete es mehr als hundertfünfzig Riesen aus seiner Tasche. Dennoch, es hätte schlimmer kommen können.
    Er brauchte einen Drink. Das und Lärm und lebende Körper, um seine Gedanken von den Mechanismen abzulenken, die er anwandte, um die Toten wiedereinzufangen. Er sah auf die Uhr. Er hatte Zeit, sich auf ein Bier nach draußen zu begeben und wieder da zu sein, ehe die Computer den nächsten Satz gestohlener Daten ausspuckten, die sich mit Campbells Tod befassten.
    Jenseits der Schatten der Wolkenkratzer klebte die Hitze am Beton der Stadt, als die letzten Strahlen Sonnenlichts hinter dem Horizont der Gebäude im Westen verschwanden. Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch zusammen mit den Auspuffgasen, während er zur Queen Street schlenderte. So wie stets in letzter Zeit, erfasste sein Blick jeden, an dem er vorüberkam, ignorierte dabei die uniformierten Anzugträger und die in Lederkluft und suchte unter den ausdruckslosen Gesichtern der restlichen Passanten nach ein den Spuren eines Schädels, den er seinem Gedächtnis eingeprägt hatte.
    An der Ecke von Queen und John Street wartete er darauf, dass die Ampel umschaltete, und überlegte, ob er lieber ein Bier im Rotterdam oder einen Margarita im Santa Fe genießen wollte. Sein Blick wanderte zu dem Mast der Straßenlaterne neben ihm. Er war mit Plakaten bedeckt, eine Schicht über der anderen. Zahlten die Leute wirklich Geld dafür, um Bands zu sehen, die Namen wie Barbie Goes to Hell trugen? Machte ihnen das Spaß? Und das da – war das Werbung für eine Band oder eine richtige Anzeige? Das Plakat zeigte die Skizze eines Frauengesichts, auf kantige Weise nett und seltsam unwirklich, umgeben von kurzem, schwarzem Haar. Darunter stand: »Haben Sie diese Frau gesehen?« Er überflog den mit der Hand geschriebenen Text. Seit April verschwunden … im Juli an der Ecke Queen und John gesehen … Jeder, der sie gesehen hat, soll anrufen … Ardeth, bitte ruf zu Hause an. Seltsamer Name, dachte er, und fragte sich, warum er ihm vertraut vorkam. Er sah noch einmal auf den handgeschriebenen Text und fand den vollen Namen. Ardeth Alexander. Dann schaltete die Ampel um.
    Er hatte die Straße halb überquert, als es ihn plötzlich traf. Da gab es noch etwas, über das Roias ihn belogen haben musste. Aber jetzt wusste er, wer die seltsame Frau in Schwarz war. Er wusste, wer Campbell in das Todeshaus gelockt hatte. Und

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