Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
Vom Netzwerk:
uns für eine Vorgehensweise entschieden haben, werden Sie keine Einwände erheben.« Sein grauer Blick erfasste die Augen des jüngeren Mannes, hielt sie im hellen Schein der Deckenbeleuchtung fest. »Ich kann Sie dazu bringen, dass Sie jetzt weggehen. Ich kann Sie alles, was Sie heute Nacht gesehen und getan haben, vergessen lassen. Ich lasse Ihnen Ihre Freiheit und Ihren freien Willen nur unter dieser Bedingung. Vergessen Sie das nicht.«
    »Das sagen Sie«, erwiderte Mickey mit einer gespielten Tapferkeit, die wie eine Lüge zwischen Ihnen in der Luft hing. Plötzlich lächelte Rossokow, und sein Lächeln wirkte ebenso echt wie vorher seine Drohungen.
    »Ja, das tue ich. Und jetzt müssen Sie …«
    »Warte«, unterbrach ihn Ardeth. »Saras Sachen, ihre Handtasche … Sind die noch in ihrer Garderobe?«
    »Ja, ich denke schon«, antwortete Mickey.
    »Dann müssen Sie sie holen … sonst schöpfen Pete und die anderen Verdacht.«
    »Richtig, stimmt«, nickte er und sah sie dann scharf an. »Damit Sie in die Nacht verschwinden können? Hübscher Versuch, aber darauf falle ich nicht herein.«
    »Ardeth will Sie nicht täuschen«, sagte Rossokow.
    »So? Dann kann ja einer von Ihnen beiden mitkommen.«
    »Und wie wollen Sie meine Anwesenheit erklären?«
    »Keine Ahnung. Sie sind mein Cousin zweiten Grades und gerade aus Timiskaming oder sonst woher aufgetaucht, reicht das als Ausrede?« Sie starrten einander einen Augenblick lang an, dann zuckte Rossokow die Achseln und sah zu Ardeth hinüber.
    »Wir sind in ein paar Augenblicken wieder da«, versprach er und ließ sich von Mickey in die labyrinthartigen Korridore des Clubs führen. Ardeth blickte ihnen nach und eilte dann in die Gasse zurück, um unruhig im Schatten des Müllcontainers zu warten, während sich die Sekunden qualvoll langsam dahinschleppten.
    Endlich öffnete sich die Hintertür, und die zwei kamen heraus. Mickey trug Saras schwarze Umhängetasche über der Schulter. »Hat sie jemand gesehen?«
    »Ja, Steve hat schon nach ihr gesucht. Ich habe ihm gesagt, sie hätte sich nicht wohlgefühlt und deshalb ein Taxi nach Hause genommen.«
    »Hat er Ihnen geglaubt?« Sie sah, wie seine Lippen sich zu einer scharfen Erwiderung spannten, dann schaltete Rossokow sich ein.
    »Ja. Und jetzt bringen Sie uns irgendwohin, wo wir in Ruhe über dieses Problem reden können.«
    Mickey führte sie die Gasse hinter dem Club entlang und dann durch einige weitere ruhige Nebenstraßen. Während sie so durch die Nacht gingen, spürte Ardeth die Blicke, die er ihr immer wieder zuwarf. Schließlich, als sie an einer Straßenecke darauf warten mussten, dass eine Ampel umschaltete, sagte er plötzlich: »Also, jetzt sagen Sie mir, was Sie mit Rick gemacht haben?«
    »Rick?«, wiederholte sie verwirrt. Der Name klang irgendwie vertraut, so wie Mickeys Gesicht das auch gewesen war, aber ihre Sorge um Sara ließ ihrer Erinnerung keinen Platz, an die Oberfläche zu gelangen.
    »Sie wissen schon, der Straßenmusiker, den Sie vor ein paar Wochen aufgegabelt haben. Der, der von einem Taxi überfahren worden und gestorben ist. Was haben Sie ihm gegeben?«
    »Gar nichts habe ich ihm gegeben«, protestierte sie. Und dann erinnerte sie sich. »Sie waren der andere Gitarrist, nicht wahr?«
    »Ja, der, den Sie nicht aufgegabelt haben. Nicht so wie den glücklichen Rick. Nur dass er eigentlich gar kein so großes Glück hatte, oder? Also?«, bohrte Mickey weiter und musterte sie scharf, während sie, dicht gefolgt von Rossokows hagerer Gestalt, die Straße überquerten. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Gebumst haben wir, in der Gasse«, herrschte sie ihn an. »Wollen Sie andeuten, dass ich ihn getötet habe? Sein Tod tut mir leid – aber ich bin nicht dafür verantwortlich.« Sie sagte das mit großer Heftigkeit, erinnerte sich an den Anblick seines Körpers, wie er über die Straße geschleudert wurde, an das schreckliche Klatschen, als er auf dem Boden aufprallte. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Den Straßenjungen in der Gasse, den hatte sie getötet, und auch die anderen, aber nicht Rick. Nicht Rick.
    »Na klar. Genauso, wie Sie auch nicht für Sara verantwortlich sind. Sie war besser dran, als sie noch dachte, sie wären tot.« Seine zynische Stimme tat ihr weh, zerrte an ihrem Herzen und offenbarte ihr plötzlich die Waffe, mit der sie sich gegen ihn wehren konnte.
    »Und woher hat sie gewusst, dass ich nicht tot bin? Das muss ihr doch jemand gesagt haben, der mich gesehen hat?

Weitere Kostenlose Bücher