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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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wende meinen Blick ab, und da wird mir klar,
Dass das Ding, nach dem ich gesucht habe,
Verschwunden ist.
     
    Ardeth spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog. Das bin ich, ich bin es, von der sie singt. Der Schmerz in Saras Stimme war ein klarer, harter Kontrapunkt zu der Melodie und zwang die Zuhörer zur Stille. Ardeths Hand schloss sich fest um Rossokows Hand, klammerte sich an seiner älteren, dunkleren Kraft fest, um Zuflucht vor einem Schmerz zu finden, der bei weitem nicht alt genug war, um ihn alleine zu ertragen.
    I used to laugh at you
Cause you were always on time
You used to yell at me
Cause I was always changing my mind
And I can’t help but believe
That it really should have been me
Yeah everybody thought I’d be the one
To go missing
While I was out dancing on the ledge
You just fell right over the edge
And disappeared into the night
With all the missing
     
And no one will say it
But I see it in their eyes
You’ll be just another Jane Doe
The dental chart identifies
As the better part of someone’s heart
That went missing.
     
Ich hab dich immer ausgelacht,
weil du stets pünktlich warst.
Du hast mich immer angeschrien,
weil ich mir pausenlos alles anders überlegt habe.
Und ich kann nicht anders, als zu glauben,
     
Dass ich es eigentlich hätte sein sollen,
Ja, alle haben gedacht, ich würde einmal verschwinden.
Und während ich am Abgrund getanzt habe,
Bist du einfach über den Rand gestürzt
Und bist in der Nacht verschwunden
Mit all den anderen, die verschwunden sind.
     
Und keiner will es aussprechen,
Aber ich sehe es in ihren Augen,
Du wirst bloß eine weitere dieser anonymen Toten sein,
Die man anhand ihrer Zähne identifiziert
Als das bessere Stück von jemandes Herzen,
Das verschwunden ist.
     
    Als die Musik verklungen war, blickte Sara zum ersten Mal auf und sagte müde und resigniert von der oftmaligen Wiederholung: »Ardy, komm nach Hause.« Sie verließ die Bühne, als der Applaus einsetzte.
    »Verdammt soll sie sein«, flüsterte Ardeth und schloss die Augen vor dem plötzlichen Licht und dem Lärm der Menge und wünschte, sie könnte auch das Gewirr von Empfindungen aussperren, die in ihr tobten.
    »Von dem Lied habe ich nichts gewusst«, sagte Rossokow leise. »Es tut mir leid.«
    »Ich kann nicht mit ihr reden, nicht nach dem, was sie gesungen hat. Verlang es nicht von mir. Verlang es nie wieder von mir.« Sie löste sich von ihm und fing an, sich den Weg nach draußen zu bahnen. Er ergriff ihren Arm und zog sie zurück.
    »Was ist mit dir?«
    »Das geht dich nichts an«, brauste sie auf, und die schwarze Wut, die seit der Zeit im Verlies in ihr gelauert hatte, schoss wie ein unaufhaltsamer Strom auf ihr Herz zu.
    »Doch. Das weißt du. Und jetzt sag es mir.« Sein Griff lockerte sich etwas. »Mein arme, dunkle Tochter, sag es mir.«
    »Ich . . . es hat mir gehört, das, was mit mir passiert ist, hat mir gehört. Diese eine schreckliche Sache hat mich von ihr unterschieden. Und jetzt versucht sie, mir auch das noch wegzunehmen. Muss ein Lied aus mir machen, ihr Lied. Ich hasse sie dafür.« Die Worte sprudelten aus ihr heraus. Zusammenhanglos und voll Qual flüsterte sie sie, um die Musik und die Menschenmenge zu durchdringen. »Aber ich habe nie gedacht … Die ganze Zeit habe ich kein einziges Mal daran gedacht, dass mich jemand vermissen würde. Ich habe nie geglaubt, dass es ihr wehtun würde.«
    »Du hast nie geglaubt, dass sie dich lieben könnte«, schloss er für sie. Sie nickte langsam und spürte, wie der schwarze Nebel in ihrem Bewusstsein sich langsam mit dem Echo von Saras Klagelied zurückzog, und wie ihr Zorn zu dumpfer Traurigkeit verblasste.
    »Und jetzt ist es ohne Belang.«
    »Für das, was wir heute Nacht tun müssen, ja.«
    »Ich werde mit ihr reden. Die Wahrheit ist, ich habe sie gestern nicht vermisst und werde sie wahrscheinlich morgen auch nicht vermissen. Lass uns einfach heute Nacht unseren Frieden schließen, damit es danach endlich abgeschlossen ist. Aber«, ihre Stimme stockte, »noch nicht jetzt.« Er nickte und ließ zu, dass sie sich in der dunklen Ecke an ihn lehnte, und hatte auch keine Einwände, als sie wieder ihre Sonnenbrille aufsetzte.
    Eine halbe Stunde später standen sie in der Gasse hinter dem Club, im Schatten des Müllcontainers verborgen. »Sie könnte schon gegangen sein«, sagte Ardeth und hoffte halb, dass es so sein möge.
    »Gewöhnlich geht sie nicht so früh.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich

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