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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Ellbogen an den Körper, und ihre Knöchel waren weiß.
    »Bis jetzt klingt das alles recht gut, aber ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht. Ich besitze kein Auto, also weiß ich nicht, wie Sie vorhaben, diesen Leuten zu folgen. Ich glaube nicht, dass sie öffentliche Verkehrsmittel benutzen werden«, meinte Mickey, erleichtert, einen realistischen Einwand vorbringen zu können, der dieser seltsamen Unterhaltung ein wenig Solidität verlieh. Rossokow sah ihn wieder an, die seltsamen, fahlen Augen die seinen suchend. Jetzt, in der hellen Beleuchtung seiner Wohnung, erkannte er, wie schäbig die Kleider des älteren Mannes waren – abgewetzt, fadenscheinig, vermutlich aus einer Mülltonne stammend, weil sie nicht einmal mehr die Heilsarmee angenommen hätte. Der Gegensatz zwischen den Kleidern und dem ruhigen Selbstvertrauen des Mannes sowie den scharfen, aristokratischen Zügen seines Gesichts war plötzlich überdeutlich und verwirrend. »Das Monstrum« hatte der Kidnapper ihn genannt. Mickey erinnerte sich an den harten Griff an seinem Arm, aus dem er sich nicht hatte lösen können, und die überzeugende, einlullende Stimme. »Mir ist egal, wer oder was Sie sind«, hatte er erklärt. Was Sie sind … Er fröstelte, wich aber dem Blick des anderen nicht aus.
    »Haben Sie keine Freunde, die man dazu überreden könnte, Ihnen ein Fahrzeug zu leihen? Können wir um diese Zeit eines mieten?« Mickey sah auf die Uhr. Es war halb vier Uhr morgens. Mitchell war wahrscheinlich zu Hause, vielleicht würde man ihn überreden können, sich für eine Weile von seinem alten Van zu trennen, wenn man ihm genügend anbot.
    »Haben Sie Geld?«
    »Ein wenig. Wie viel brauchen Sie?«
    »Geben Sie mir fünfzig Dollar, dann bin ich in ein paar Minuten wieder zurück.« Rossokow suchte ein paar Augenblicke in den Innentaschen seines fadenscheinigen Jacketts und reichte Mickey dann drei Zwanziger.
    Mitchell war gerade eben wach genug, um ärgerlich zu sein, als er schließlich an die Tür seines Apartments getaumelt kam. Von den sechzig Dollar und dem Versprechen, nicht noch einmal gestört zu werden, etwas besänftigt, gab er Mickey die Schlüssel und sagte: »Aber bis morgen Abend will ich ihn zurückhaben.«
    »Sicher, kein Problem«, versprach Mickey, wohlwissend, dass das eine Lüge sein könnte. Er würde sich weitere fünfzig Mäuse von Rossokow geben lassen müssen, um Mitchell später zu besänftigen. Später, dachte er, plötzlich auf eine Art belustigt, die ihn schwindelig machte. Nachdem du Sara befreit, die geheimnisvollen Schurken erledigt und herausgefunden hast, worum es sich bei Ardeth und dem alten Mann wirklich handelt. Wenn du das alles schaffst, ohne dabei ins Gras zu beißen oder in den Knast zu wandern, ja, dann später.
    Die beiden waren immer noch in seinem Apartment und warteten, als er zurückkehrte. »Also schön, ich hab einen Van. Aber bevor ich damit irgendwo hinfahre, sollten Sie mir jetzt besser sagen, was hier wirklich läuft.«
    »Hatten wir nicht vereinbart, keine Fragen?«, meinte Rossokow, und seine leise Stimme versuchte gar nicht erst, den drohenden Unterton zu verbergen.
    »Richtig, das haben Sie gesagt. Aber ich habe nicht zugestimmt. Und jetzt brauchen Sie mich.«
    »Welchen Unterschied macht das für Sie eigentlich?«, fragte Ardeth und erhob sich aus dem Sessel. »Sie sagen, Sie wollen bloß Sara zurückhaben. Wenn das stimmt, welchen Unterschied macht es dann, ob wir es Ihnen sagen oder nicht?«
    »Sie sagen auch, dass Sie sie zurückhaben wollen – nach drei Monaten, in denen Sie zugelassen haben, dass ihre Schwester um Sie trauert. Vielleicht wäre ich eher geneigt, Ihnen zu glauben, wenn ich wüsste, was mit Ihnen geschehen ist, und was im Augenblick vor sich geht.«
    »Ich werde Ihnen sagen, was Sie wissen müssen, nachdem wir zu dem Treffen mit den Kidnappern gefahren sind.« Mickey hatte schon den Mund aufgemacht, um Einwände zu erheben, sah dann aber den kalten Blick des alten Mannes und entschied sich anders.
    »Na schön. Was brauchen wir noch außer dem Wagen?« Die Liste der Dinge erschien ihm seltsam, aber er konnte alles besorgen: zwei Decken, einen alten Filzhut, den er schon lange nicht mehr trug, und eine seiner Sonnenbrillen. »Sollten wir nicht auch Kanonen oder so etwas dabeihaben?«, fragte Mickey, während er Rossokow dabei zusah, wie der die Sonnenbrille und den Hut in den geräumigen Innentaschen seiner Jacke verstaute.
    »Können Sie uns denn welche

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