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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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können?«
    »Aber …«
    »Sollte ich Sie ewig leben lassen, damit Sie noch mehr Reichtum und Macht anhäufen können und noch mehr Leben unter den Rädern Ihres Fortschritts zermahlen werden? Ich soll Ihrer Angst vor dem Sterben eine weitere Ardeth opfern?«
    »Wovon reden Sie? Sie sind ein Vampir. Machen Jagd auf Menschen, ernähren sich von ihnen. Und sie haben sie auch benutzt.« Der dunkle Kopf deutete ruckartig zu Ardeth herüber, und ihre fieberglänzenden Augen erfassten Ardeth mit heißem Neid. »Sie haben sie dazu gebracht, Sie zu mögen. Warum nicht mich? Ich würde Ihnen alles geben.«
    »Das genau ist es, was Sie nicht verstehen. Ich will nicht alles. Ich will nur Frieden. Ich will, dass die Verfolgung durch Sie ein Ende hat. Können Sie mir das geben?«
    »Wenn Sie mich zu dem machen würden, was Sie sind, ja, ja, dann würde ich Sie in Frieden lassen.«
    »Würden Sie? Könnten Sie das mit dem Geheimnis, das wir dann teilen würden, wirklich riskieren? Würden Sie uns wirklich gehen lassen, wenn Sie das Lösegeld für die ganze Welt aus unserem Blut herausfiltern könnten, ohne dass ein Tropfen von dem Ihren vergossen wird? Haben Sie in den letzten Monaten irgendetwas getan, das mich veranlassen könnte, das zu glauben?« Es dauerte einen Augenblick, dann schüttelte Althea den Kopf. »Sie brauchen meine Hilfe nicht, um ein Monstrum zu sein, Althea Dale. Das sind Sie immer schon gewesen. Und jetzt wissen Sie, was ich tun muss.«
    »Aber …«
    »Schsch. Sie kannten den Einsatz in diesem Spiel, als Sie es begonnen haben. Aber haben Sie keine Angst, ich werde schnell sein. Das ist mehr, als Sie den Frauen zugestanden haben, die für Roias’ Filme gestorben sind, mehr als Sie Ardeth gewährten, als Sie sie zu einem Werkzeug machten, das man benutzt und zerstört. Aber ich werde es Ihnen dennoch leichtmachen.« Seine Stimme klang immer noch sanft und vernünftig, aber der Wille dahinter war unbeugsam. Er stand auf und trat hinter sie.
    Ardeth machte den Mund auf, um zu sagen, was sie über Altheas Vergangenheit entdeckt hatte, über all das, was deren Realität auf sich selbst und ihr eigenes Begehren beschränkt hatte. Und den Rest der Menschheit zu unwirklichen Objekten hatte verkommen lassen, die entweder ihr zu Willen waren oder, ohne nachzudenken, zerstört wurden. Dann sah sie seine Augen und die Qual, die in ihnen brannte, so wie Feuer durch Pergament brennt. Sie machte den Mund wieder zu.
    Ganz gleich, was sie sagte, er musste Althea Dale töten. Es hatte keinen Sinn, es ihm noch schwerer zu machen.
    Ich habe das gewollt, dachte sie. Hundertmal habe ich mir die Freude in allen Einzelheiten ausgemalt. Fast hätte ich ihr selbst vor fünf Minuten den Hals gebrochen. Ich sollte ekstatisch sein, sollte triumphieren. Aber ich fühle nur eine große Leere.
    Rossokows Hand legte sich auf Altheas Haar, glitt sanft über ihren Schädel. Die Augen der Frau waren weit aufgerissen und angsterfüllt, aber sie bewegte sich nicht. »Fürchten Sie sich nicht.« Ardeth sah, wie sein ganzer Körper plötzlich erstarrte, seine Schultern sich spannten. »Es ist . . .«, seine Arme bewegten sich, schnappten hart nach links, »gleich vorbei. «
    Als er sie losließ, sackte ihr Kopf nach vorne. Sein eigener sank ihm wie ein Echo auf die Brust, und seine Schultern wurden schlaff.
    Als Ardeth ihm die Hand auf den Arm legte, drehte er sich um und zog sie an sich, vergrub das Gesicht an ihrem Hals. Zum ersten Mal spürte sie die Wahrheit, die er ihr die ganze Zeit hatte vermitteln wollen, dass nämlich jeder Tod, den sie verursachten – ganz gleich, wie notwendig –, Mord war, und dass – welcher Fluch und welche Mutation auch immer sie anders machte als den Rest der Menschheit – dies sie doch nicht von Schuld freisprach, genauso wenig wie Althea Dales tragisches Leben sie von ihrer Schuld befreite.
    Sie dachte an Rick und den Jungen im Rinnstein und an Philip und wollte weinen, wollte schreien, zurück in den wunderbaren, abschottenden Wahnsinn fliehen, der sie am Leben erhalten hatte. Ihr alter Zorn auf Rossokow stieg wieder auf – Zorn darüber, dass er sie alleingelassen hatte, um diese Verbrechen zu begehen, selbst irrationale Wut darüber, dass er sie in der Irrenanstalt verführt hatte.
    Sie löste sich zitternd aus seinen Armen und sagte: »Wir sollten jetzt besser gehen.« Ihre Stimme klang schroff und hasserfüllt, aber er nickte nur.
    Mickey und Sara warteten oben am Treppenabsatz und gingen unruhig auf

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