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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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nein, befohlen –, dass Rooke und Roias um des Profits willen Menschen wehtaten. Was auf diesen Seiten steht ändert daran nichts.
    »Wollen Sie ewig leben?« Die Frage kam ganz leise, voller Zweifel.
    »Natürlich. Alle wollen das. Und sie würden dafür bezahlen. Ihre Seele würden sie dafür geben.« Althea Dales Stimme klang heftig und trotzig.
    »Aber es ist nicht die Seele der Welt, die Sie freikaufen wollen, obwohl ich erkennen kann, dass Sie jeden Cent, den die Welt anzubieten hätte, nehmen würden, und doch wäre es nicht genug. Es geht um Ihre eigene Seele, nicht wahr? Sie sind im Begriff zu sterben.«
    Ardeth drehte sich um und sah, wie Altheas brennende Augen sich voll Schmerz weiteten, sah, wie sie sich hilflos in ihren Sessel presste und versuchte, ihm zu entkommen, während die Wahrheit dessen, was er sagte, ihre Fassade von Ruhe und Fassung zerschmetterte. »Ich will nicht! Ich will nicht sterben. Ihr Blut kann mich kurieren. Mit Ihrem Blut werde ich nicht sterben.« Die Worte sprudelten schroff aus ihr heraus, wie ein Mantra irrationalen Glaubens.
    Mit Ihrem Blut … Die Worte hallten in Ardeths Geist nach, und dann wusste sie, woran Althea Dale starb, was Arthur Dale umgebracht hatte. Seine Tochter hatte mehr Recht gehabt, als sie je wusste, als sie den Prostituierten, die ihr Vater Mitte der achtziger Jahre ins Haus gebracht hatte, die Schuld gab. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit war der unbekannte Virus auf ihn übergegangen, entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte er ihn wie ein Vermächtnis an seine Tochter und Geliebte weitergegeben.
    Und mit dieser Erkenntnis wurde ihr auch schlagartig klar, zu welchem Zweck das Labor errichtet worden war. Wenn es etwas in ihrem Blut gab, das die Krankheit kurieren konnte, konnte sie die Welt zweimal dafür bezahlen lassen – Milliarden für die Lösung der Aidskrise und weitere Milliarden für das Geheimnis der Unsterblichkeit. Obwohl sie das zweite Geheimnis ohne Zweifel nur für die höchsten Bieter reservieren würde. Für so etwas musste es wie ein geringer Preis erscheinen, ein paar Huren und Studenten zu töten. Wenigstens für Männer wie Roias und Rooke.
    »Dann sollte ich Sie also retten. Sie mein Blut trinken lassen? «
    »Ja, wenn es so funktioniert. Verstehen Sie nicht, ich kann Ihnen alles geben, was Sie brauchen. Einen sicheren Aufenthaltsort, alles Blut, das Sie brauchen, wann immer Sie es wollen. Nennen Sie mir Ihren Preis – was auch immer Sie wollen, ich werde ihn bezahlen. Ich werde es tun.« Sie hatte jetzt die Kontrolle über sich zurückgewonnen, fand Kraft in der Prozedur des Handelns und der Sicherheit, dass alles käuflich war.
    »Ja, das würden Sie, das glaube ich mit Sicherheit. Wenn Sie mich nicht mit Gewalt kriegen können, würden Sie es mit Geld versuchen. Wenn ich Sie um ein Verlies voll Opfer bitten würde, wenn ich Sie bitten würde, mir Schädel zu geben, aus denen ich trinken kann, würden Sie sie mir geben, richtig?«
    Ehe sie antworten konnte, ging die Tür auf und Mickey beugte sich herein. »Ich bedauere, stören zu müssen, aber ich glaube, das andere Ende des Hauses steht in Flammen«, sagte er, und seine Stimme klang dabei erstaunlich ruhig. »Wahrscheinlich die Computer im Labor.«
    »Das Labor kann es nicht sein«, erwiderte Althea. »Das Halongas-Löschsystem würde jedes Feuer ersticken.« Und alle Wissenschaftler, die etwa noch dort gefangen sind, dachte Ardeth. Althea drehte den Kopf herum und sah auf den von Störungen überzogenen Bildschirm und lachte plötzlich bitter auf. »Rooke. Dieser blöde Mistkerl hat Sprinkler eingebaut. «
    »Sie und Sara können gehen, wenn Sie es für nötig halten. Wir brauchen nicht mehr lange.« Mickey zuckte die Achseln und verschwand. Diesmal ließ er die Tür offen. Ardeth umfasste die Rückenlehne des Sofas mit beiden Händen und spürte, wie sie sich um das Holz krampften, während sie versuchte, nicht daran zu denken, wie schnell das Feuer bei ihnen sein würde. Rossokow trat neben Altheas Stuhl, kauerte sich nieder und blickte nach oben in ihr Gesicht.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich gebe Ihnen, was Sie wollen, was auch immer Sie verlangen«, stimmte Althea zu, und ihr ganzer Körper beugte sich dabei nach vorne, gierig, hungrig. Das Feuer hat sie bereits vergessen, vermutete Ardeth. Sie sah, wie Rossokows Hand sich ausstreckte und Althea Dales kalkige Wange berührte.
    »Arme Verrückte, Sie glauben wirklich, dass Sie mich damit kaufen

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