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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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wieder hinunterzugehen. Hinter uns ist ein schmaler Pfad, der zu dem Weg hinab in die Stadt führt.«
    »Wann geht die Sonne auf?«
    »Gegen sieben.« Er sah auf die Uhr. »Genügend Zeit.«
    »Ich muss vor Morgendämmerung zu Hause sein«, meinte sie unruhig und blickte automatisch zum östlichen Himmel.
    »Ich auch. Ich muss um zehn zur Arbeit.«
    »Was hätten wir getan, wenn der Mond nicht mehr herausgekommen wäre?« Solange sie an der Klippenwand gehangen hatten, hatte sie diese Frage verdrängt.
    »Gewartet, bis der Tag dämmert.« Er registrierte ihr Schaudern mit einem fragenden Blick. »Wir hätten uns natürlich im Dunkeln abseilen können, wenn es unbedingt hätte sein müssen. Reagieren sie so empfindlich auf Sonnenlicht?«
    »Ein wenig kann ich schon ertragen, hauptsächlich, wenn meine Haut bedeckt ist, aber so in der vollen Sonne …« Sie deutete auf ihr T-Shirt. »Wir hätten uns abseilen müssen.« Sein Blick wurde wieder nachdenklich, und Ardeth bedauerte plötzlich, was sie gesagt und getan hatte. Er hatte vorher nichts zu ihrer leichten Kleidung gesagt, aber ihr war nicht verborgen geblieben, dass er fror, obwohl er eine Jacke trug. Sie machte Fehler, derer sich selbst ein Amateur schämen würde. Sie würde vorsichtiger sein müssen.
    Um ihn abzulenken, bewegte sie sich etwas zur Seite und lehnte sich an einen Felsbrocken, wobei Metall gegen Stein klirrte. Sie fing an, seine Haken und Karabiner von ihrem Geschirr zu lösen. Mark setzte sich neben sie, hakte seine Feldflasche vom Gürtel und setzte sie an. Als er sie ihr anbot, nahm sie zwei vorsichtige Schlucke von dem klaren Wasser.
    »Also, was halten Sie von Ihrer ersten Kletterpartie?«
    »Das war …«, Ardeth gab sich Mühe, die richtigen Worte zu finden, »was ich gebraucht habe.«
    »Die Pause mit eingeschlossen?«
    »Die kurzzeitige Pause mit eingeschlossen«, bestätigte sie und wich der Neugierde in seiner Stimme aus. »Und Sie?«
    »Das war auch, was ich gebraucht habe. Um mir keine Sorgen machen zu müssen, ob ich Sie ausgeschickt hatte, sich den Hals zu brechen.«
    »Sturz eingeschlossen?«
    »Sturz eingeschlossen. Außerdem war das nicht gerade der schlimmste, den ich je hatte.«
    »Und wie war der Schlimmste?«
    »Ich bin einmal am Mount Forbes abgestürzt und habe mir das Bein gebrochen. Das war natürlich beim Abstieg. Und dann bin ich auf dem Weg zurück ins Camp in den Fluss gefallen und habe mir eine Lungenentzündung zugezogen.«
    »Klettern macht Spaß«, sagte sie, und er musste über ihren zweifelnden Tonfall lachen.
    »Ja, schon. Kletterer sind notorische Meckerer, sie beklagen sich andauernd, wie schlimm alles gewesen ist – kalt, nass, zu wenig Proviant, auf halbem Weg nach oben hängen geblieben – und dann gehen sie am nächsten Tag wieder in den Fels.«
    »Warum tun sie das?«
    »Aus unterschiedlichen Gründen, glaube ich. Diese Art des Kletterns ist gut, wenn es einen plötzlich überkommt. Man braucht dazu Kraft, Gleichgewichtsgefühl … all das. Eigentlich ist es auch gar nicht so gefährlich, wie es aussieht. Nein, ernsthaft«, beharrte er, als er ihren zweifelnden Blick sah. »Die Wahrscheinlichkeit ist viel größer, dass man bei einer Bergwanderung in eine Lawine gerät und dabei umkommt, als dass man beim Klettern abstürzt. Diese Art des Bergkletterns ist mir die liebste, obwohl ich nicht oft dazu komme. Man muss im Fels, im Eis und im Schnee klettern. Beim richtigen Bergsteigen muss man stark und clever sein. Meist kommt es mehr auf das Urteilsvermögen als auf die Muskeln an. Und man ist der wirklichen Welt um so viel näher. Wenn man im Berg ist, sieht man die Knochen der Welt … nicht bloß ihre Oberfläche. Auf gewisse Weise sieht man auch das Gerippe des Lebens. Die Dinge ganz in der Tiefe, die, auf die es wirklich ankommt.«
    »Bevor einen eine Lawine erfasst.«
    »Das ist wohl ein Teil davon. Wir alle brauchen irgendeine Gefahr. Um uns daran zu erinnern, dass wir leben.«
    Ardeth fröstelte plötzlich und erinnerte sich an ihre Nächte in den Straßen Torontos. Das habe ich mir auch gesagt, dachte sie. Dass ich die Gefahr war, die sie alle suchen. Schlimm für sie, wenn diese sie dann umbrachte. Gesichter zogen vor ihrem inneren Auge dahin: der Straßenjunge, der bei ihrer ersten ungeschickten Mahlzeit gestorben war, der Millionärssohn, der in einem verlassenen Haus zu Tode gestürzt war, als er versucht hatte, der Wahrheit zu entfliehen, die er in ihren Augen entdeckt hatte. »Bis es uns

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