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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Unruhe durch mehr als bloße Vorsicht gerechtfertigt war.
    Der Mann wurde in Begleitung eines stummen Samurai, der sich anschließend zurückzog und an der Tür niederkniete, in seinen Audienzsaal und zu ihm geführt. Einer der Diener kroch heran, um Sake anzubieten. Sadamori studierte den Mann. Er war jung, wie Tadeo gesagt hatte, vielleicht Anfang dreißig. Er sah gut aus, so wie ein Priester, asketisch und nach innen gekehrt. An seinen Gesichtszügen, seinen Augen war etwas, das Erinnerungen anklingen ließ, aber Sadamori konnte nicht sagen, ob diese wahrer oder falscher Natur waren. Nach vier Jahrhunderten sahen viele Leute wie Menschen aus, an die er sich erinnerte.
    »Willkommen in meinem Haus«, sagte er zuletzt, und der Mann verbeugte sich erneut.
    »Es ehrt uns, von Euch willkommen geheißen zu werden, Baron Sadamori.«
    »Ich bedauere, dass ich nicht all die Neuigkeiten vernommen habe, die deine Kunst betreffen. Mein letzter Besuch in der Hauptstadt liegt schon eine Weile zurück.«
    Tatsächlich waren es fünfzig Jahre gewesen, seit der Fujiwara-Baron dem Shogun auf Knien seinen Lehenseid geleistet hatte und dann, wie man allgemein annahm, in der Schlacht gegen die rebellischen Barone des Südens gefallen war.
    »Wir sind sehr neu … und ich hoffe, Euer Ehren werden sich daran erinnern, wenn wir morgen Abend antreten, um Euch zu unterhalten. Aber ich hatte die Ehre, seit meiner Kindheit von Meister Zeami geschult zu werden.«
    »Wenn jener hoch angesehene, ehrenwerte Herr dich ausgebildet hat, dann bin ich sicher, dass deine Bemühungen dankbar aufgenommen werden. Ich hoffe, du empfindest die Bühne, die wir vorbereitet haben, als brauchbar.«
    »In höchstem Maße angemessen, mein Herr und Gebieter. Das Stück, das wir zum Vortrag bringen werden, wird in hohem Maße durch die Atmosphäre des alten Herrenhauses gewinnen. Es befindet sich in ausgezeichnetem Zustand.«
    »Wir vom Hause Fujiwara ehren unsere Vergangenheit«, nickte Sadamori, denn es hatte ihm großen Schmerz bereitet, das Herrenhaus aufzugeben. Es war ein Bauwerk im alten Stil, mit niedrigem Dach und schweren Traufen, welche die Dunkelheit bis weit in den Tag hinein im Haus verweilen ließen. Aber die Kräfte des Wandels und Notwendigkeit erforderten starke Befestigungsanlagen, und er hatte sich ihnen wie stets gebeugt.
    »Eine so ruhmreiche Vergangenheit sollte nicht vergessen werden«, sagte Hidekane, und einen Augenblick lang schien so etwas wie Spott aus seinen Worten zu klingen. Sadamori sah ihm in die Augen, aber da war außer höflichem Respekt nichts zu erkennen.
    »Wo kommst du her, Meister Hidekane?«
    »Aus einem kleinen Dorf, ein paar Meilen südlich von hier. Aber man hat mich in jungen Jahren als Lehrling der Truppe gegeben. Meine Mutter war eine Witwe. Meine älteren Brüder fanden den Tod.«
    »Wie bedauerlich. Ein Unfall?« Es widersprach allen Regeln der Höflichkeit, eine solche Frage zu stellen, aber wenn der Mann sich nicht schämte, sich freiwillig zu offenbaren, würde Sadamori sich aufklären lassen.
    »Nein. Sie sind ermordet worden.«
    »Wir leben in wahrhaft unruhigen Zeiten. Ich hoffe, man hat die Schuldigen bestraft.«
    »Ich bin sicher, dass die Strafe sie ereilen wird. In diesem Leben oder einem anderen«, sagte Hidekane leise und beugte leicht das Haupt wie in stummem Gebet.
    »Karma«, bemerkte Sadamori nach einem kurzen Augenblick des Schweigens.
    »Ja, Karma.«
    Nachdem der Schauspieler ihn verlassen hatte, ging Baron Sadamori lange Zeit durch die verschneiten Hügel, fand aber unter dem Wintermond keine Antworten, die auf ihn warteten.
    Am nächsten Abend versammelte sich der Haushalt in dem alten Herrenhaus. Der Raum war mit Becken und Fackeln beheizt und beleuchtet. Eine Seite war völlig verwandelt worden. Ein Tuchvorhang mit dem traditionellen Bild einer Fichte bildete den Hintergrund. Davor war eine niedrige Bühne errichtet worden, die in den Raum hineinreichte.
    Die Samurai und ihre Frauen ließen sich vor der Bühne auf Matten nieder, die Diener suchten sich lautlos in der Finsternis des hinteren Teils des Saales Plätze. Dann traten die beiden Konkubinen von Baron Sadamori mit flatternden Fächern ein und trippelten zu den Kissen, die sie erwarteten. Zuletzt erschien der Baron selbst im prunkvollen Glanz eines Kimonos, der das Wappen seines uralten Hauses trug. Die Versammlung verbeugte sich, als er ganz vorne im Saal seinen Platz einnahm.
    Fast ungesehen huschte der Haushofmeister hinter die

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