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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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wie der Klang einer fernen, aber deutlich auszumachenden Musik.
    Akiko stellte ihre Taschen ab. »Kommen Sie mit«, sagte sie und ging durch die Halle, als wäre sie überzeugt davon, dass Ardeth ihr folgen würde.
    Das tat sie natürlich auch. Sie hatte die Halle durchquert und war durch die offene Tür in einen vom Kaminfeuer erhellten Raum getreten, ehe sie Zeit gehabt hatte, ihre Entscheidung noch zu bedauern.
    Am offenen Feuer saßen zwei Männer. Der eine, der in einem der großen Lehnsessel saß, lächelte, als er zur Tür blickte. Auf den ersten Blick erkannte sie nichts, außer dem glatten, schwarzen Haar, dem breiten, gut geschnittenen Gesicht und dem eleganten, grauen Anzug. Dann spürte sie das Gewicht der Persönlichkeit hinter dem Lächeln, die Aura, die den kleinen, kräftig gebauten Körper einhüllte, der sich jetzt aus dem Sessel erhob.
    Einen Augenblick lang sah sie nichts außer Fujiwara. Dann bewegte sich Akiko, trat in den Raum und zerriss die Szenerie, die jenen langen, eingefrorenen Augenblick beherrscht hatte. Ardeth bemerkte, dass der Sessel, der Fujiwara gegenüberstand, leer war, abgesehen von einer formlosen grauen Masse, in der sie plötzlich einen gleichgültig hingeworfenen Mantel erkannte. Dann fiel ihr Blick schließlich auf die andere Gestalt, die am Kamin stand. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er hier war, wurde sie sich bewusst, hatte sich aber ganz in den Bann des japanischen Vampirs begeben, um seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen. Jetzt hatte er sich halb von den Flammen abgewandt, die er betrachtet hatte, und sah über die Schulter zu ihr herüber.
    Distanziert, aber nicht unfreundlich, hallte es spöttisch in ihrem Bewusstsein nach. Als ob es zwischen ihnen je so einfach sein könnte. Als ob sie je die schmalen Knochen seines Gesichts und die fahlen Tiefen seiner Augen sehen und nichts empfinden könnte, das ohne Intensität war – Liebe, Hass, Wut, Begehren – gleichgültig was. Das alles empfand sie, jenseits jeglicher Vernunft.
    Sie schluckte und hörte, wie Akiko in ihrer Muttersprache etwas sagte. Fujiwara antwortete, als sie auf ihn zuging und sich verbeugte. »Dimitri, ich darf Ihnen meine Assistentin, Akiko Kodama, vorstellen«, sagte er, als fühlte er nichts von der Spannung, die Ardeth als beinahe greifbar in der Luft hängend empfand. Akiko verbeugte sich vor der dunklen Gestalt, die sich als Silhouette vor dem Feuer abzeichnete. Rossokow reagierte, indem er den Kopf beugte.
    »Das ist Ardeth Alexander«, sagte Akiko, und jetzt war es zu spät, sich zurückzuziehen oder sich in den Schatten der Tür zu verbergen. Ardeth fühlte sich nach vorn gezogen, und ihre Füße trugen sie in den Lichtkreis, in dem, wie es schien, die drei anderen standen. Ihre Hand bewegte sich wie selbsttätig, streckte sich Fujiwara entgegen. Seine Finger waren kurz und kräftig. Er verbeugte sich, und sie merkte, wie sie sich ebenfalls verbeugte.
    »Es ist mir eine große Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen. Die Bekanntschaft von jemand so jungem. Ich bin geehrt, dass Sie sich bereitgefunden haben, hierherzukommen.«
    »Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte ich mich ewig gefragt …«, drängte es wie von selbst aus ihr heraus, und dann presste sie die Lippen aufeinander, aus Angst vor dem, was sie ihm als Nächstes preisgeben würde. Fujiwara drehte den Kopf zur Seite und sah Rossokow an.
    »Sehen Sie jetzt, wie ich Sie gefunden habe?«
    »Nicht ganz.« Seine Stimme war kühl und ebenmäßig. So fern wie einer seiner Sterne, dachte sie. Ein Stern, dessen Herz vor einer Million Jahren gestorben ist. Ohne dass sie wusste, woher, schob sich der Gedanke in ihr Bewusstsein, dass diese frostige Distanziertheit ihre Schuld war, dass die Atmosphäre bis zu ihrer Ankunft ganz anders gewesen war. Die beiden Männer hatten miteinander viel mehr gemein als mit ihr. Einen Augenblick lang wollte sie sie einander überlassen, weggehen, ohne sich umzusehen. Aber sie musste mit Fujiwara reden. Sie hatte das gleiche Recht, hier zu sein, wie Rossokow. Nichts verpflichtete sie, es ihm leichtzumachen … schließlich war es für sie ganz sicherlich auch nicht leicht.
    »Dr. Takara hat uns zu Sara Alexander geführt und die zu Ardeth. Die sich wiederum, wie ich erklären muss, vorsichtigerweise von Dr. Takara zuerst meine Existenz hat bestätigen lassen, ehe sie Akiko sagte, wo Sie zu finden seien.«
    »Dann bist du also nach Toronto gegangen.« Das galt ihr, und Ardeth zwang sich,

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