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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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hervortrat.
    So posierten sie einen Augenblick lang. Dann nahm der Schauspieler mit eleganter Theatralik die Maske ab.
    »O mein Gott«, wisperte Ardeth, als die schwarze Maske fiel und sie die bleichen, fein gemeißelten Züge und das lange, rauchig graue Haar sah. Der Kameramann war jetzt ganz nahe, hatte die Kamera in Großaufnahme auf das freigelegte Gesicht gerichtet. Unfähig, den Blick abzuwenden, sah Ardeth zu, wie der Vampir lächelte.
    Suzys Schrei kam eine Sekunde nach Roias’ Gelächter.
    Ardeth sah, wie der Kopf des Vampirs herunterzuckte, so wie eine graue Schlange, die zustößt, und sie schloss die Augen so fest sie konnte. Roias war im nächsten Augenblick über ihr, zwang sie hoch und presste ihr Gesicht an die Spiegelwand. »Die Augen auf!«, befahl er und riss ihre mit Handschellen gefesselten Hände hinter ihr hoch. »Die Augen auf und zusehen, du Schlampe, sonst bis du als Nächste dort oben!« Hilflos öffnete Ardeth die Augen.
    Der Vampir war hungrig und nicht sonderlich sauber dabei. Als er fertig war, ließ er Suzys Körper auf den Tisch fallen. Blut verschmierte ihre Brüste und Schultern, überzog ihr Gesicht in Streifen wie eine Kriegsbemalung. Ihr blondes Haar war dunkelrot vom Blut, aber nicht so dunkel wie das gähnende Loch in ihrer Kehle. Als der Vampir sie losließ, fiel einer ihrer Arme schlaff über die Hochzeitstorte und schmückte ihre Überreste mit roter Glasur.
    Der Vampir richtete sich langsam auf und blickte einen Augenblick lang auf den schlaffen Körper hinunter. Dann hob er die Hand und wischte sich das Blut vom Mund. Ardeth sah zu, wie seine Schultern sich in einem langen Atemzug hoben und wieder senkten, dann wandte er sich vom Tisch ab. Roias hatte seinen Griff um ihren Kopf gelockert, und sie fuhr von dem kalten Glas der Scheibe zurück. Aber sie war unfähig, den Blick von dem in den Umhang gehüllten Rücken und dem grauen Kopf abzuwenden, der sich ein wenig über den dunklen Kragen des Umhangs nach vorne beugte.
    Als Wilkens wieder auftauchte, den Stock mit der Spitze wie eine Lanze in der Hand, trat der Vampir von dem Podest zurück und ging zur Tür hinaus.
    Roias ließ sie los, und Ardeth knickten die Knie ein. Sie glitt an der Glaswand herunter und lag wie ein Häufchen Elend zu seinen Füßen. »Da siehst du, was passiert, wenn du uns Ärger machst. Mag sein, dass du nicht so hübsch bist wie diese verkiffte Junkiebraut, aber die werden trotzdem ihren Spaß mit dir haben. Und dann sorgen wir dafür, dass Seine Hoheit besonders hungrig ist. Du wirst also brav sein, nicht wahr?«
    Ardeth nickte und wünschte sich, ihr Atem klänge nicht wie ein Wimmern, wünschte, die Tränen würden nicht Spuren in dem Staub auf ihrem Gesicht hinterlassen. »Du wirst doch brav sein, nicht wahr?«, wiederholte Roias.
    »Ja«, brachte sie schließlich mit einiger Mühe keuchend hervor, »ja.«
    »Also gut. Steh auf, dann gehen wir zurück in den Keller.«
    Sie tat, wie ihr geheißen.

6
     
    Bis sie wieder den Keller erreichten, hatte Wilkens den Vampir bereits in seine Zelle getrieben, in deren Mitte er nun stand. Er sah nicht zu ihnen herüber, als Roias Ardeth in ihr eigenes Gefängnis zurückbrachte. »Ziehen Sie den Anzug aus, Euer Hoheit. Für eine Weile gehen Sie auf keine Partys mehr«, befahl Wilkens spöttisch. Der Vampir bewegte sich einen Augenblick lang nicht, dann hob sich hölzern eine Hand, um den Umhang zu lösen.
    Ardeth zwang sich, nicht hinzusehen, nicht in Anwesenheit von Wilkens und Roias, aber ihre Neugierde war übermenschlich, und so riskierte sie schließlich doch unter den gesenkten Wimpern einen verstohlenen Blick. Die Haut des Vampirs schimmerte matt im schwachen Schein der Deckenlampe. Ardeth sah dünne Narbenspuren an seinem Oberkörper und am Bauch. Er sah wie ein Mann aus: Arme, Brust, Beine, alles gut proportioniert, Muskeln, die sich im silbernen Licht spannten, wenn er sich bewegte. Selbst seine Genitalien sahen menschlich aus. Was hast du denn erwartet, Mädchen?, fragte sie sich und wandte den Blick starr zu Boden. Dass sie eingeschrumpft und abgefallen sind, als er zum Vampir wurde? Natürlich nicht, aber sie hatte auch nicht erwartet, dass er so menschlich, so verletzbar aussehen würde. Allerdings ließ er durch nichts erkennen, dass seine Nacktheit ihm Unbehagen bereitete.
    Sie hielt die Augen gesenkt, bis das Rascheln von Stoff suggerierte, dass er wieder die Hosen und das zerrissene Hemd trug, die er vorher angehabt hatte. Wilkens

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