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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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offenbar eine Entscheidung gewesen, die sie erst an Ort und Stelle getroffen hatten. Die Kerle hatten ganz offensichtlich vorgehabt, sie zu töten, so wie ›den anderen Burschen‹. Plötzlich schauderte sie bei der Erinnerung an ihre Flucht die Hügelflanke entlang, und den kalten Stahl der Messerklinge auf ihrer Haut. Aber wenn Roias und Wilkens keinen Grund hatten, sie zu töten, dann vielleicht jemand anderer. Jemand, der sie dafür engagiert hatte, die Tat zu begehen, weil das ihr Handwerk war, eines, worauf sie sich gut verstanden.
    Aber falls ihr Verdacht bezüglich Tonys und Conrads Tode zutraf, warum waren die beiden dann getötet worden? Die naheliegende Antwort war, dass sie etwas gewusst hatten, was sie nicht wissen sollten. Aber was in aller Welt konnten die beiden über Pornofilme wissen? Es sei denn, es hatte überhaupt nichts mit den Pornos zu tun – sondern mit etwas anderem, irgendeinem anderen Geheimnis, von dem sie gewusst hatten. Oder das sie hätten wissen können. Und es musste irgendeine Verbindung zwischen den beiden Morden und ihrer eigenen misslichen Lage geben – wie sonst hätten Roias und Wilkens ihren Namen kennen können? Jener Gedanke führte in direkter Linie zu der einzigen Verbindung zurück, die es zwischen ihr, Tony und Conrad gab, außerhalb der Tatsache dass sie alle Studenten waren: Die Arbeit, die sie für Armitage geleistet hatten.
    Trotzdem schien es ihr zu gefährlich, drei Leute zu engagieren, um sie anschließend zu töten oder zu kidnappen. Die Polizei würde doch ganz sicherlich Verdacht schöpfen, wenn plötzlich ausgerechnet drei Studenten der historischen Fakultät, alle im letzten Semester, in Unfälle verwickelt oder ermordet wurden oder einfach verschwanden. Wenn Armitage etwas zu verbergen hatte, dann wäre es doch sicherlich vernünftiger gewesen, nur eine Person für die Recherchen zu engagieren und dann auch nur einen Mord zu riskieren.
    Es sei denn, ging es ihr plötzlich auf, die Morde waren nicht von Anfang an geplant gewesen. Vielleicht hatte ursprünglich nur die Absicht bestanden, ihnen ihre Honorare zu zahlen und dann darauf zu bauen, dass sie nach und nach die überwiegend langweilige Recherchearbeit vergaßen, die sie geleistet hatten. Doch dann war etwas geschehen – etwas, das ihr Wissen gefährlich für die Firma werden ließ.
    Ardeth verlagerte ihr Gewicht auf der Pritsche, den Blick immer noch auf die Gitterstangen gerichtet, ohne sie klar sehen zu können. Sie war ihrem Ziel näher gekommen, das spürte sie, und ihr Herz schlug schneller.
    Wenn sie Recht hatte, dann gab es zwischen den Recherchen, die sie, Conrad und Tony durchgeführt hatten, entgegen allem äußeren Anschein doch eine Verbindung. Und wenn es ihr gelang, dieses Bindeglied zu finden, dann würde das Puzzle auch in ihrem Bewusstsein ein Bild ergeben. Aber welche Verbindung war vorstellbar zwischen Zaubergelehrten aus dem sechzehnten Jahrhundert, einer russischen Dynastie und den Besitzverhältnissen von Gebäuden im Toronto des neunzehnten Jahrhunderts?
    Eines der Themengebiete hing mit dem Mittelalter zusammen, eines war relativ modern und eines ohne Zeitbezug. Zwei befassten sich mit Europa, eines mit Nordamerika. Ardeth stellte sorgfältig die Vergleiche in ihrem Kopf an. Zwei Themen befassten sich mit Menschen oder Familien, eines mit Gebäuden. Nein, korrigierte sie sich langsam, nicht mit den Gebäuden, sondern mit den Menschen, welche die Gebäude besaßen. Trotzdem hatten sich auf der Liste, die sie zusammengestellt hatte, mehr als fünfundvierzig Namen befunden – fünfundvierzig Besitzer von mehr als fünfundzwanzig Gebäuden. Die meisten dieser Leute waren schon lange tot, und viele von den Gebäuden bereits vor Jahren abgerissen worden.
    Aber nur eines jener Gebäude war in jüngster Zeit von einer namenlosen Firma gekauft worden. Nur eines war niedergebrannt, mit drei Menschen darin. Nur ein Gebäude war vor langer Zeit im Besitz eines Mannes gewesen, dessen Name auch in Conrads Recherchen aufgetaucht war.
    Die Lösung traf sie wie ein Blitz. Augenblicklich richtete sie sich auf und hielt den Atem an. Sie wälzte die Lösung ein paar Augenblicke lang in ihrem Geist herum, tastete sie nach Fehlern und Schwächen ab. Aber sie hielt stand, war solide und unwiderlegbar. Sie hatte den Grund für die Recherche, den Brand und das gegen sie alle verhängte Todesurteil gefunden: Armitage hatte den Namen eines lang vergessenen russischen Wollhändlers gesucht, der vor

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