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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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wirkte irgendwie unsicher und nervös. Sein langes braunes Haar und sein ausgeblichenes T-Shirt mit dem Namen irgendeiner Heavy-Metal-Band ließen ihn aussehen wie eines der Highschool Kids aus den Vororten, die sich auf der Yonge Street herumtrieben und den Nervenkitzel der Großstadt suchten. Das skelettartige Maskottchen der Band grinste Ardeth von seiner Brust herab an.
    Er hatte sich unter den Treppenschacht geduckt und zwischen den dort aufbewahrten Gerätschaften herumgesucht. Dabei hatte er sorgfältig darauf geachtet, den Vampir nicht anzusehen. Ihr hingegen hatte er ein paarmal seltsam schuldbewusste Blicke zugeworfen, wie Ardeth bei ihrer Observation des Jungen festgestellt hatte. Als er endlich mit einer Handvoll Kabel wieder aus der Nische hervorgekrochen und die Treppe hinaufgestiegen war, hatte sie geglaubt, aus seinen Schritten kaum verhohlene Erleichterung heraushören zu können. Die Entdeckung, dass noch jemand Angst vor dem Vampir besaß, hatte sie seltsam erleichtert.
    Aus der angrenzenden Zelle war ein raschelndes Geräusch zu vernehmen, als der Vampir sich regte und aufzuwachen begann. Die Sonne musste untergegangen sein, dachte Ardeth. So hieß es wenigstens in all den Büchern und Filmen: Vampire können sich erst nach Sonnenuntergang erheben. Natürlich machten einem dieselben Bücher und Filme auch weis, dass Vampire in Särgen schliefen, Angst vor Kreuzen und Knoblauch hatten und sich in Fledermäuse oder Nebel verwandeln konnten. Ersteres und Letzteres waren ganz offenkundig Märchen: Rossokow hatte keinen Sarg zum Schlafen, und wenn er imstande gewesen wäre, sich zu verwandeln, dann hätte er das ohne Zweifel längst getan und sich aus dem Staub gemacht. Irgendwie bezweifelte sie auch, dass Kreuze und Knoblauch viel Wirkung zeigen würden.
    Sie sah verstohlen zu, wie der Vampir aufstand und so weit ging, wie die Kette es ihm erlaubte. Einen Augenblick lang starrte er zur Tür am Treppenabsatz hinauf, dann drehte er sich um und kam auf ihre Zelle zu. Ardeth kämpfte gegen den Drang an, sich an die Wand zu pressen. Stattdessen saß sie ganz ruhig da und beobachtete ihn.
    Er starrte sie einen Augenblick lang mit fahlen, verwirrten Augen an. In seinem Blick war jetzt nichts von dem rotglühenden Hunger, den sie so fürchtete. Sprich ihn an, dachte sie. Wenn du ihn dazu bringen kannst, mit dir zu reden, wird wenigstens die Zeit hier unten schneller vergehen.
    »Rossokow«, sagte sie leise, weil ihr nichts anderes einfallen wollte. Etwas regte sich in seinem Blick, blitzte auf wie ein Fisch unter dem Eis eines zugefrorenen Stroms. Sie tastete verzweifelt nach etwas, das sie sagen konnte, irgendeiner Leine, die sie auswerfen konnte, um jenen Schatten von Aufmerksamkeit an die Oberfläche zu ziehen. Etwas, das ihn betraf … etwas, das ihn dazu brachte, sich zu erinnern … Und dann hörte sie Tonys Stimme, die ihr mehr über die Zaubergelehrten der Renaissance erzählte, als sie hatte wissen wollen. Der Zufall, dass sie beide ein und denselben Geldgeber gefunden hatten, hatte sie damals viel mehr interessiert als die Einzelheiten seiner Arbeit. Zugleich war sie aber auch von der Tatsache fasziniert gewesen, dass Zauberei und Wissenschaft sich in der Vergangenheit, die er studierte, so miteinander vermischt hatten, während sie in der Epoche, mit der sie sich befasste, so völlig voneinander getrennt waren. »Waren Sie Astronom?«
    Die Linien um seine Augen vertieften sich, als er die Stirn runzelte. »Ich …« Das Wort war nicht mehr als ein Wispern, nur ein ganz schwaches Zupfen an der Leine, die sie ausgeworfen hatte.
    »Ist es das, was Sie vor langer Zeit waren? Ein Gelehrter? Ein Zauberer?«, insistierte Ardeth, immer noch mit leiser Stimme. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie stark die Hände waren, die ihm jetzt lose an der Seite herunterhingen. Sie erinnerte sich an den wilden, raubtierhaften Hunger, der vor zwei Nächten in ihm gebrannt hatte. Sie spürte, wie sich ihr Bein, auf dem sie saß, verkrampfte, und sie rutschte etwas zur Seite.
    Die Bewegung schien den Vampir abzulenken, und sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrer Kehle. Sie kämpfte gegen den Drang an, die Hände hochzureißen, um sich vor seinen Augen zu schützen. Der Hunger kehrte wie ein fernes Feuer in die grauen Tiefen seines Blicks zurück.
    Ardeth erstarrte, hin- und hergerissen zwischen dem Bestreben, das brüchige Band zwischen aufrechtzuerhalten, und ihrer Angst vor seinem schrecklichen, fremdartigen

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