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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Blut wider. Er schluckte krampfartig. »Wollen Sie welches haben? Natürlich wollen Sie das. Aber in diesem Fall werde ich mir den Spaß gönnen.« Ardeth keuchte überrascht auf, als Roias ihre Finger in den Mund nahm und das Blut wegleckte. Die Berührung jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken und ließ ihre Seele auf eine Art schrumpfen, wie sie das selbst damals, als der Vampir sich an ihr nährte, nicht verspürt hatte.
    Rossokow sah hilflos zu, und Ardeth nahm wahr, wie seine langen Finger sich verbogen. Roias hob den Kopf und lachte, quetschte Ardeths Hand, damit wieder Blut hervortrat. Dann ließ er ihre Hand fallen und winkte dem stummen Peterson. »Den Ultraschall!« Peterson zuckte nervös zusammen. Als Roias den Kopf halb herumdrehte, kroch er schnell unter die Treppe, um den Apparat herauszuholen. Roias’ vom Rauschgift geweiteten Augen richteten sich wieder auf Ardeth. »Stecken Sie die Hand in seine Zelle.«
    Sie erinnerte sich an das unverständliche Murmeln des Vampirs über ›eine Maschine‹ und Schmerz und begriff plötzlich, was Roias beabsichtigte. Er würde Rossokow foltern und ihr Blut als Lockmittel benutzen. »Los!«, herrschte Roias sie an, und sie trat langsam vor, Rossokows Blick auf sich spürend. Sie schob zitternd die Hand durch die Gitterstangen. Die Kette um den Knöchel des Vampirs würde ihn nicht daran hindern, ihre ausgestreckte Hand zu erreichen, und Roias wusste das.
    »Da ist es, Euer Hoheit. All das süße Blut, das Sie wollen. Wer weiß, ich könnte sogar erlauben, dass Sie sie komplett aussaugen. Oder ich könnte den Ultraschall einschalten«, dabei gestikulierte er mit dem dünnen, stabähnlichen Gerät, das er in der Hand hielt.
    Ardeth sah zu, wie Rossokows Augen sich an ihre Hand hefteten. Seine Zunge trat ihm zwischen den Lippen hervor. »Nicht«, hauchte sie atemlos und wusste nicht, ob die Bitte Roias oder dem Vampir galt. Sein Verlangen war in jeder Faser von Rossokows hagerem Körper zu erkennen, ebenso wie in seinem angsterfüllten Blick.
    Schließlich bewegte er sich. Es war nur ein Schritt, eher noch ein Schlurfen, aber es reichte. Roias lachte und schaltete die Maschine ein.
    Rossokow schrie fast im gleichen Augenblick auf, ein qualvolles, gepeinigtes Heulen, das Ardeth fort von den Gitterstäben trieb und zu Boden stürzen ließ. Der Vampir war ebenfalls gestürzt. Er hatte die Arme um den Kopf geschlungen, das Gesicht auf dem Boden, als versuche er, seine Schreie mit den Steinplatten zu ersticken.
    Ardeth zwang sich, nicht ebenfalls zu schreien, aber am Ende weinte sie, die Hände über die Ohren gepresst, um die Qual des Vampirs auszusperren.
    Roias schaltete die Maschine ab, und Rossokows Schreie endeten ebenso unvermittelt, wie sie begonnen hatten. In der jetzt herrschenden Stille war das einzige Geräusch Rossokows Schluchzen. »Tut er Ihnen leid?«, erkundigte sich Roias. »Wie rührend. Er wird Sie trotzdem töten. Vergessen Sie das nicht.«
    Die kalten Worte hallten in ihrem Geist nach. Sie wischte sich das Gesicht und setzte sich auf, dann sah sie Roias an. Ich hätte nicht weinen sollen, dachte Ardeth. Er darf nicht ahnen, dass ich mit Rossokow gesprochen habe, dass ich weiß, wer er ist. Sie richtete sich taumelnd auf und trat an die Zellentür. »Lassen Sie mich nicht hier unten. Bitte, lassen Sie mich nicht hier …« Plötzlich war sie für die Tränen dankbar, die sie nicht vorzutäuschen brauchte. Roias lachte und wandte sich ab, bedeutete Peterson, ihm die Treppe hinauf zu folgen. »Nein, bitte, lassen Sie mich nicht hier zurück! Lassen Sie mich nicht hier bei ihm!«, schrie Ardeth den beiden hinterher, bis das laute Dröhnen der zuschlagenden Tür das letzte Echo spöttischen Gelächters abschnitt.
    Sie spürte, wie ihre Muskeln ihr den Dienst versagten, wie ihr vor Erleichterung die Knie einknickten und sie in der Ecke ihrer Zelle zu Boden glitt. Dort kauerte sie zitternd, während das Echo der Schreie in ihren Ohren verhallte. Roias war fort, war weggegangen, ohne zu argwöhnen, dass … dass was? Dass er dir mehr Angst macht als das Monstrum in der Zelle nebenan? Dass Rossokow vielleicht gar nicht das unbeseelte Geschöpf war, für das sie ihn ursprünglich gehalten hatte? Dass sie, wenn auch ungeschickt, versucht hatte, von Peterson Informationen zu bekommen? Lass ihn nicht zurückkommen, betete sie zu der Dunkelheit. Lass ihn einen anderen Ort finden, wo er seinen sadistischen Trieben nachgehen kann.
    Aus der Nachbarzelle war ein

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