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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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Roias hat all das geplant, sondern jemand anderes. Die wissen von meiner Existenz. Du … Sie glauben ohne Zweifel, dass du in der Anstalt eines normalen Todes gestorben bist. Nach dir werden sie nicht suchen.«
    »Wenn sie noch hinter dir her sind, ist das ein Grund mehr für uns, zusammenzubleiben. Du kennst diese Stadt nicht mehr. Nicht einmal dieses Jahrhundert kennst du.« Die Worte kamen grausamer und brutaler heraus, als sie es vorgehabt hatte, von der Furcht geschärft.
    »Ich werde schon zurechtkommen«, erwiderte er trocken. »Wenn du dich erinnerst, habe ich in diesen Dingen einige Jahre Erfahrung.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Du wirst auch zurechtkommen. Du musst nur vorsichtig sein. Geh nicht nach Hause. Geh nirgendwohin, wo die Leute dich erkennen könnten. Niemand darf wissen, dass du noch lebst.«
    »Und was ist, wenn ich nicht gehe? Du kannst mich nicht daran hindern, dir zu folgen«, meinte sie.
    »Doch, das kann ich. Du bist sehr jung, und du bist mein Blut. Ich kann dich zwingen – und das werde ich, wenn ich muss.« Seine Stimme war hart, und die grauen Augen blickten kalt und fern. »Wir sind Einzelgänger. Es ist gut für uns, das nicht zu vergessen.«
    »Daran erinnerst du dich jetzt, wo du bekommen hast, was du wolltest«, sagte Ardeth bitter.
    »Es war deine Entscheidung. Und ich habe nichts versprochen. «
    »Nein.« Einen Augenblick lang herrschte Stille, so als warte er darauf, dass sie noch etwas sagte. Sie biss die Zähne zusammen, um die Worte in sich festzuhalten. Dann wandte er sich schließlich ab und ging auf die Bäume zu.
    »Verdammt soll er sein«, flüsterte sie, »verdammt, verdammt, verdammt.« Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass er sie verlassen würde. Du wirst sehen, dass es nicht so einfach ist, wie du glaubst. Du wirst dir wünschen, dass ich bei dir wäre. Sie fragte sich, ob er ihre giftigen Gedanken hören konnte, aber die sich entfernende Gestalt blieb nicht stehen. Es wird dir leidtun, dass du mich verlassen hast.
    Plötzlich erinnerte sie sich an das gestohlene Geld, das in ihrer Tasche steckte. Einen Augenblick lang erwog sie, alles für sich zu behalten. Die Vorstellung, wie Rossokow ohne irgendwelche Mittel in dem Gewirr der modernen Welt herumtappte, bereitete ihr bitteres Vergnügen. Dann erinnerte sie sich an das kalte, gnadenlose Verlies, die noch kältere, unversöhnliche Zukunft, die sie dort gesehen hatte, und das Vergnügen zerschmolz zu Schmerz.
    »Warte«, rief sie leise und rannte ihm nach. Er hielt inne und drehte sich um, wartete, bis sie ihn eingeholt hatte. »Roias’ Geld – nimm es.« Sie drückte ihm die Scheine in die Hand, und er strich sie glatt, starrte die farbigen Papierfetzen mit dem Gesicht einer Königin, die er nicht erkannte, neugierig an.
    »Und was ist mit dir?« Für einen Augenblick lang glaubte sie, Bedauern in seiner Stimme hören zu können.
    »Ich werd’ schon wieder welches auftreiben.«
    Rossokow schüttelte den Kopf und zählte sorgsam fünfhundert Dollar ab. Das bedeutete die endgültige Trennung, und sie protestierte, nahm aber schließlich die Scheine und stopfte sie sich in die Jackentasche. Er trat zurück, tauchte ein in den dunklen Wald. »Dimitri …« Ihre Stimme hob sich von einem Flüstern zu einem Schrei, der ihr dann in der Kehle steckenblieb.
    Nichts ist für immer, flüsterte etwas in ihrem Bewusstsein, so leise, dass sie nicht sicher war, ob es ihr Gedanke oder der seine war. Nicht einmal für Vampire.
    »Dies wird nicht für immer sein«, sagte sie zu der Dunkelheit. »Du wirst sehen.«

Wie ein Hai
     
    She’s hungry all the time
– she do the Shark Walk.
     
    Sie ist immer hungrig
– sie bewegt sich wie ein Hai
     
    Aus dem Tagebuch von Ambrose Delaney Dale
15. Mai 1898
     
    Ich bin ein wenig vorangekommen, aber es geht sehr langsam vonstatten. Man möchte nicht glauben, dass es so viele Europäer in der Stadt gibt. Trotzdem habe ich die Suche etwas präzisieren können – von ein paar Hundert Männern weiß ich bereits, dass sie nicht infrage kommen. Collins’ Leute haben nichts gefunden, trotz der vielen Nächte, die sie die Tavernen und Straßen ausgekundschaftet haben. Keiner hat den Mann, den ich suche, gesehen, oder sie erinnern sich nicht daran.
    Meine eigenen Recherchen haben nur zu qualvoll obskuren Hinweisen geführt. Es gibt nur wenig verlässliche Literatur über das Thema, und selbstverständlich keinerlei wissenschaftliche Studien. Die Bücher von Summers und Calvert enthalten

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