Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
wie einsam ihre Mutter klang, zog sich ihr das Herz zusammen. „Natürlich, Mom. Rafiq ist Bankier und viel unterwegs. Wir kommen dich bald besuchen. Ich werde mit ihm sprechen, dann sage ich dir Bescheid.“
„Tiffany … geht es dir wirklich gut? Ich wünschte, ich könnte bei dir sein.“
„Mir geht es prima. Ehrlich. Du solltest lieber dein Haus verkaufen, als um die halbe Welt zu fliegen, um mich zu sehen.“
Linda seufzte. „Ich will aber nicht umziehen. Und ich würde gern bei dir sein. Ich wünschte, dein Vater wäre hier. Er wüsste, was zu tun ist.“
„Ich habe Dad bisher nichts von meiner Heirat erzählt.“
„Aber er ist doch dein Vater. Er hat ein Recht darauf, es zu erfahren.“
„Das wird auch geschehen, Mom. Bald. Aber im Moment bin ich noch zu wütend auf ihn.“
„Das hier ist nicht deine Baustelle, Tiffany“, widersprach ihre Mutter. „Es geht nur deinen Vater und mich etwas an. Ich mache jetzt eine Therapie, und ich beginne zu begreifen, dass ich keine besonders gute Ehefrau für ihn war.“
„Oh, Mom, das darfst du dir nicht einreden! Er hatte nicht den geringsten Grund, dich ständig zu betrügen oder dich am Ende zu verlassen.“
Es entstand ein kurzes Schweigen, ehe ihre Mutter sagte: „Trotzdem solltest du ihm von deiner Heirat erzählen. Du bist doch sein Ein und Alles.“
„Ich tue es – wenn ich bereit dafür bin.“
„Darling, bist du sicher, dass …“
„Ich erwarte ein Kind, Mom. Von Rafiq.“
Wieder trat Schweigen ein. Diesmal war es Tiffany, die es Augenblicke später brach. „Ich bin nach Dhahara geflogen, um Rafiq von dem Baby zu berichten. Meine kleine Tochter braucht beide Eltern. Und bald wird sie auch Großeltern brauchen, also mach dir keine Sorgen. Dad wird alles erfahren.“
Irgendwann, wenn es nicht mehr so schmerzte, was er ihrer Mutter angetan hatte.
„Oh, Darling, warum hast du mir nicht gesagt, dass du schwanger bist?“
„Weil du genug mit dir selbst zu tun hattest, Mom.“
„Ich schäme mich. Ich hätte dir …“
„Nein, es war nicht nötig, glaub mir.“
Es gab eine kurze Pause, in der ihre Mutter nachzudenken schien. Dann sagte sie: „Ich komme mir vor, als hätte ich dich im Stich gelassen.“
„Das ist doch Unsinn.“
„Aber …“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Mir geht es gut, Mom. Es gibt Entscheidungen im Leben, die muss man selbst treffen. Niemand konnte mir da einen Ratschlag geben. Ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln, und ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe.“
Doch das stimmte nicht ganz. Zwischen ihr und Rafiq loderte ein Feuer, das sie verzehren konnte, wenn sie sich nicht vorsah. Doch wie sollte sie sich davor bewahren? Rafiq war ihr Ehemann. Sie teilten Tisch und Bett. Sie teilten eine Leidenschaft, die unbeschreiblich war. Jede Nacht.
Das Einzige, was sie etwas beruhigte, war, dass keine Liebe im Spiel war. Und das war gut so. Sich in Rafiq zu verlieben wäre das Dümmste gewesen, was ihr passieren konnte. Er durfte ihr nicht das Herz brechen.
Das alles ging ihre Mutter jedoch nichts an. Daher sagte sie: „Rafiq hat mich gestern mit auf eine Wüstentour genommen. Oh, Mom, es ist so wunderschön hier. Eines Tages werde ich dir alles zeigen.“
Dann würde ihre Mutter sie vielleicht verstehen.
10. KAPITEL
Rafiq blickte auf seine Frau, und was er fühlte, waren höchste Befriedigung und gleichzeitig auch neu aufkeimendes Verlangen. Sie hatten sich geliebt, dann waren sie eingeschlafen, nur um sich am Morgen bei Sonnenaufgang noch einmal ihrer Lust hinzugeben.
Eigentlich hätte ihm das genügen müssen.
Doch er wollte noch mehr – viel mehr.
Es würde lange, sehr lange dauern, bis er jemals genug von seiner Frau bekommen würde. An diesem Tag nahm er sich jedoch vor, sich zu beherrschen. Nachts würde sie wieder in seinen Armen liegen. Der Tag aber sollte ihr gehören. Und während der langen heißen Stunden würde sie anfangen, sich nach seiner Umarmung zu sehnen. Ein Besuch im Souk konnte nicht schaden. Er wollte sehen, wie Tiffanys schlanke Finger über die exklusiven Seidenstoffe glitten. Danach vielleicht eine weitere Tour durch die Wüste. Tiffanys Begeisterung war erfrischend. Sein Verlangen nach ihr konnte warten.
Bis zur Nacht.
„Was würdest du heute gern unternehmen?“, fragte er und ließ seine Fingerspitzen über ihren Arm wandern.
Unter dunklen Wimpern schaute sie zu ihm auf und erwiderte schläfrig: „Wir haben doch schon so viel unternommen diese
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