Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
morgen Mittag mit mir essen gehen? Ich lade dich ein. Unser erstes Date sozusagen.“
Vor Freude errötete sie. Wenn Rafiq in dieser Stimmung war, mochte sie ihn unendlich gern. „Das wäre nett.“
„Gut. Ich habe einen Tisch im besten japanischen Restaurant der Stadt reserviert.“
„Japanisch?“, fragte sie überrascht.
Er nickte. Hamal kehrte zurück und stellte große weiße Teller, voll beladen mit Köstlichkeiten, auf den Tisch. Rafiq gab Tiffanys Hand frei, und sofort vermisste sie seine Berührung.
„Es gibt eine ziemlich große japanische Gemeinde hier in Dhahara. Das liegt an der expandierenden Autoindustrie. Das Essen ist köstlich. Du wirst es mögen.“
„Ich freue mich darauf.“
„Wir müssen über ein paar Dinge sprechen.“
Also doch kein Date, dachte sie. „Was für Dinge?“
„Am Samstagabend gibt es ein Wohltätigkeitsdinner zugunsten der neuen Kinderklinik.“
Damit konnte sie sich anfreunden. Sie erinnerte sich an das Zeitungsfoto mit Rafiq und der besitzergreifenden Brünetten. Diesmal würde sie, Tiffany, Rafiq begleiten. Als seine Ehefrau.
„Ich weiß, ich hätte dich eher fragen müssen“, bekannte er. „Aber ich hatte es schlicht vergessen.“ Er lächelte verführerisch, ehe er fortfuhr: „Ich bin Ehrengast, daher kann ich nicht absagen.“
Tiffany nickte. „Ich muss dich auch etwas fragen.“
„Sollen wir mal einkaufen gehen? Möchtest du was Schickes zum Anziehen?“
„Nein. Es geht um etwas Wichtiges.“
„Und um was?“
„Vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Mutter telefoniert.“
„Mit deiner Mutter?“ Er runzelte die Stirn. „Hast du ihr von der Hochzeit erzählt?“
Sie nickte erneut.
„Und dein Vater? Hast du ihn auch kontaktiert?“
„Nein. Ich bin noch nicht so weit.“ Sie schwieg einen Moment, ehe sie herausplatzte: „Ich habe meine Mutter nicht zur Hochzeit eingeladen, weil ich nicht wollte, dass sie sich Sorgen macht.“
„Hätte sie denn etwas gegen unsere Heirat einzuwenden gehabt?“
„Jedenfalls war es einfacher, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen.“ Tiffany lud ein paar Fleischbällchen auf ihren Teller und garnierte sie mit Auberginen, Tomaten und Okraschoten.
„Sodass sie nichts mehr dagegen unternehmen konnte?“
„Genau.“
„Wo liegt dann das Problem?“, wollte er wissen.
„Sie ist einsam und wünscht sich mehr Kontakt. Ich habe ihr gesagt, wir würden sie besuchen.“ Tiffany sah, dass Rafiq begonnen hatte zu essen. „Außerdem glaube ich, dass sie sich fragt, wer der Mann ist, den ich geheiratet habe. Sie weiß übrigens, dass ich schwanger bin.“
Tiffany nahm sich ein Stück Fladenbrot, tauchte es zuerst in Olivenöl und dann in Dukka, eine würzige Paste aus gerösteten Nüssen, Sesam und Koriander.
„Bereust du es etwa, mich geheiratet zu haben?“, fragte er und blickte sie düster an.
„Wie kommst du darauf?“
„Schon gut. Unsere Liebesnächte sind so heiß, dass ich eigentlich nicht auf den Gedanken gekommen wäre, dass … Obwohl es so aussieht, als habe die Leidenschaft nichts mit deinen Gefühlen für mich zu tun.“
„Ich müsste verrückt sein, Gefühle zu investieren“, antwortete sie entschieden. „Du bist ein Prinz und stammst aus einem Königshaus. Du bist weltgewandt, reich, gut aussehend …“
„Danke.“ Er legte sein Messer weg und hob abwehrend eine Hand. „Ich weiß genug. Sieht so aus, als könnte ich mit diesen Eigenschaften nicht bei dir punkten.“
„Punkten?“
Er wirkte enttäuscht. „Nun ja, du suchst wohl immer noch nach deinem weißen Ritter, dem Durchschnittsmann mit Haus und Rasenmäher.“
Oh Gott, hatte sie ihm wirklich davon erzählt? „Daran erinnerst du dich?“
„Ich erinnere mich an alles, was du mir erzählt hast.“
„Hm.“ Was sie ihm wohl nicht gebeichtet hatte, war, dass sie sich vor allem nach einem Mann sehnte, der sie über alle Maßen liebte. Nach einem Mann, der treu war und für immer bei ihr blieb. Rafiq ibn Selim Al Dhahara konnte nicht dieser Mann sein. „Es war nur …“
„Ein Versuch, mir klarzumachen, dass ich nicht zu dir passe, nicht wahr? Ein Weg, mich auf Abstand zu halten.“
Tiffany war der Appetit vergangen. Trotzdem aß sie ein Stück Fladenbrot, kaute und schluckte es hinunter. „Es liegt nicht an dir …“
„Sondern an dir. Ich weiß“, erwiderte er. „Aber immerhin gibst du zu, dass du dich weigerst, Nähe zuzulassen.“
„Ich gebe gar nichts zu“, widersprach sie. „Es ist nicht so, wie du
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