Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
denkst. Du missverstehst mich.“ Aber wie sollte sie ihm verständlich machen, wo das Problem lag? Sie hatte einfach Angst, sich einem Mann auszuliefern, der von sich behauptet hatte, dass alle Frauen ihm zu Füßen lagen.
In Momenten, in denen sie ehrlich zu sich war, gab sie ja zu, dass sie sich danach sehnte, ihr Herz zu öffnen. Doch das durfte sie ihm niemals gestehen. „Gerade du müsstest doch wissen, was es heißt, Nähe zu verweigern.“
„Ich?“
Sie nickte. „Du hältst Frauen doch auch auf Abstand.“
„Das siehst du nicht ganz richtig, Tiffany. Ich hatte drei ernsthafte Beziehungen. Im Gegensatz zu dir, denn als wir uns trafen, warst du noch Jungfrau.“
„Du glaubst mir also?“, fragte sie überrascht.
Er zuckte die Achseln. „Du hast es mir gesagt, und ich gestehe dir zu, dass es die Wahrheit sein könnte.“
Das war nicht die Antwort, die Tiffany erhofft hatte. „Du hast keine der drei Frauen geheiratet“, wandte sie ein. „Ich möchte wetten, dass jede von ihnen eine bessere Partie für dich gewesen wäre als ich.“
Er nahm ihre Hand. „Das spielt alles keine Rolle mehr. Du bist meine Prinzessin. Doch du hältst immer eine gewisse Distanz, auch wenn wir miteinander schlafen. Ich denke, ich weiß, weshalb das so ist.“
„Mein Vater hat damit nichts zu tun“, wehrte sie hastig ab. Merkte Rafiq denn nicht, dass er genauso auf Distanz blieb wie sie?
„Das stimmt nicht, und das weißt du genau. Ich sehe der Begegnung mit deinem Vater äußerst gespannt entgegen.“
„Du wirst ihn wohl kaum so bald kennenlernen. Wir reden zurzeit nicht miteinander“, sagte Tiffany. „Aber ich möchte meine Mutter sehen. Sie scheint sehr einsam zu sein. Wann können wir hinfliegen?“
„In deinem Zustand willst du fliegen?“
„Es gibt keinen Grund, weshalb eine Schwangere nicht fliegen sollte.“
„Du bist aber meine Frau, und ich will es nicht.“
Die Art, wie er das sagte – besitzergreifend und bestimmt –, irritierte sie.
Er bemerkte es und fügte sanfter hinzu: „Warum lädst du deine Mutter nicht hierher ein? Mein Terminplan ist sehr eng und lässt es nicht zu, dass ich wegfahre. Und wenn wir zu lange warten, rückt der Geburtstermin zu nahe.“
Das war kein Nein, aber auch kein Ja. Was steckte dahinter? Tiffany wurde nervös. Wollte Rafiq sie hier festhalten? War sie seine Geisel, bis das Kind auf die Welt kam?
„Wenn du nicht mitkommen willst, dann fliege ich eben allein“, verkündete sie und stand auf. „Ich bin müde und gehe jetzt zu Bett.“
Als er allein war, zog sich Rafiq ins Atrium des Hauses zurück, das sich an einer Seite zu einer breiten Terrasse öffnete, von der aus man tagsüber einen wunderbaren Blick auf die Wüstenlandschaft am Rande der Stadt hatte. Nun aber war es draußen dunkel, und die Steinplatten, mit denen der Innenhof rund um den großen Pool gefliest war, gaben die gespeicherte Wärme des Tages ab.
Rafiq zog sich aus und tauchte ein ins kühle Nass. Während er seine Bahnen zog, versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. Tiffanys Rückzug hatte eine merkwürdige Leere in ihm hinterlassen, und er wusste, dass ihn in dieser Nacht keine leidenschaftliche Umarmung erwarten würde. Wie kam es nur, dass die Stimmung zwischen ihnen in so kurzer Zeit hatte kippen können? Wenn er nicht klüger gewesen wäre, dann wäre er ihr gefolgt. Aber sie war schwanger und brauchte Ruhe. Wohingegen er in ihrer Gegenwart nur an das eine denken konnte …
Ihm war jedoch klar, dass auch eine heiße Liebesnacht die Spannungen zwischen ihnen nicht abbauen konnte.
Er zog sich hoch und setzte sich auf den Rand des Swimmingpools. Silbernes Mondlicht schimmerte auf der Wasseroberfläche. Rafiq ließ seine Füße im Wasser kreisen, und die Wellen brachten immer neue Lichtreflexe hervor. Er dachte an Tiffany. Sie war so vielschichtig. Jedes Mal, wenn er dachte, er kenne sie nun voll und ganz, zeigte sich eine neue Seite an ihr. Damals in Hongkong hatte er gedacht, sie sei ein billiges Flittchen, das hinter seinem Geld her war.
Wie falsch er sie doch eingeschätzt hatte.
Rafiq ließ sich zurücksinken, stützte die Ellbogen auf die warmen Steinplatten und schaute hinauf in den Nachthimmel. Der Mond war so hell, dass kaum Sterne zu erkennen waren. Bis auf einen, der stärker glitzerte als alle anderen. Tiffany, dachte er zärtlich. Der strahlendste Stern. Funkelnd, feminin, faszinierend …
Ganz tief in seinem Inneren wusste er, dass sie noch unschuldig gewesen war,
Weitere Kostenlose Bücher