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Die Nacht von Granada

Die Nacht von Granada

Titel: Die Nacht von Granada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Gespräche, die sich um das gleiche Thema drehten.
    Am Morgen danach schimmerten die Ränder um Kamals dunkle Augen vor Erschöpfung fast grünlich, und dennoch hatte er es eiliger als sonst, hinauf auf die Alhambra zu kommen, als könnte er es kaum erwarten, endlich dem Dunstkreis der beiden Häuser zu entrinnen.
    Antonio blieb in der Werkstatt zurück, geplagt von einem trockenen Husten, der ihm schwer zu schaffen machte. Er hatte das Wachsmodell herausgeholt, das er bereits für die goldene Fassung des Rings angefertigt hatte, und drehte es nachdenklich in seinen Händen, als plötzlich Gaspar hereinkam.
    »Einen guten Tag wünsche ich!«, rief er aufgeräumt. »Ist es nicht längst an der Zeit, dass wir mal wieder miteinander sprechen? Ist das da in deiner Hand schon das Modell?«
    Neugierig kam er näher.
    »Gefällt mir, was du dir ausgedacht hast. Doch wie edel wird es erst in seiner goldenen Pracht wirken, geschmückt mit dem Hyazinth!«
    Ein Hustenanfall beutelte Antonio so hart, dass er nach Luft rang.
    »Du bist krank?« Gaspars blanke schwarze Augen, die geschliffenem Jettstein* ähnelten, musterten ihn durchdringend. »Ja, ich erinnere mich! Mein Neffe hat mir davon berichtet. Wieso liegst du dann nicht im Bett und kurierst dich gründlich aus?«
    »Keine Zeit«, krächzte Antonio mühsam. »Die Arbeit …«
    Gaspars kalter Blick flog durch die leere Werkstatt. Dann nickte er knapp. »Wir alle haben unser Joch zu tragen«, sagte er. »Kamal ist nicht hier?«
    Antonio schüttelte den Kopf. »Bei der Arbeit. Auf der Roten Burg …« Er verstummte. Welche Frage würde als Nächstes kommen?
    »Dort soll ja jetzt der Erzbischof von Toledo wohnen«, sagte Gaspar. »Vielleicht bekommt dein maurischer Freund eines Tages den berühmten Mann sogar persönlich zu Gesicht, den die Katholischen Majestäten mit der Missionierung der Muslime Granadas beauftragt haben. Die Königin hat ihn zudem als ihren Beichtvater bestellt. Ihr Vertrauen in ihn muss grenzenlos sein.«
    Mein maurischer Freund kennt ihn bereits, dachte Antonio. Sein Weihwasser sollte Kamal zum Christen machen!
    »Man erzählt sich wahre Wundertaten über ihn«, fuhr Gaspar fort. »Überall im Land hat er unerbittlich aufgeräumt mit der maurischen Pest, wie einst vor ihm der heilige Apostel Jakob, unser unerschrockener Maurentöter hoch zu Ross, an dessen Sattel zuhauf die abgeschlagenen Köpfe Ungläubiger baumeln …« Mit einer gezierten Geste hielt er sich die Hand vor den Mund. »Verzeih!«, sagte er in gekünsteltem Tonfall. »Das ist mir nur so herausgerutscht. Wie die Leute auf der Straße halt so daherreden, du weißt schon!«
    Antonio starrte ihn feindselig an.
    Wenn er diesen elenden Wurm doch niemals mehr zu Gesicht bekommen hätte! Einmal schon hatte er sich in der trügerischen Sicherheit gewiegt, den Glatzkopf für immer losgeworden zu sein, damals, als aus Miriam Maria geworden war, die sich für das Leben an seiner Seite entschieden hatte, ohne freilich zu ahnen, wie bald es beendet sein würde.
    Leider wusste auch Gaspar davon, mehr, als Antonio lieb sein konnte. Und er würde nicht zögern, dieses Wissen preiszugeben, falls er auch nur den kleinsten Vorteil daraus ziehen könnte, so viel stand fest.
    »Lass uns lieber zur Sache kommen.« Gaspar lächelte dünn. »Unser Stein! Wie weit seid ihr damit? Ich kann es kaum noch erwarten, ihn im neuen Schliff zu sehen!«
    Alles Blut schien aus Antonios Kopf zu strömen und in seinen Ohren erhob sich ein dunkler Summton.
    »Kamal«, begann er zu stammeln, »er wollte unbedingt …«
    Jetzt grinste Gaspar. »Du willst deinem Freund nicht vorgreifen und ziehst es vor, lieber mich noch etwas länger auf die Folter zu spannen«, sagte er. »Gefällt mir, dass jeder von euch bei dem Handwerk bleibt, das er meisterhaft beherrscht! Wann kommt Kamal abends immer zurück?«
    »Ist jeden Tag anders …«, brachte Antonio mit rauer Stimme hervor und war fast dankbar, dass erneutes Husten ihn am Weiterreden hinderte.
    Gaspar wich ein paar Schritte zurück. »Mach mich bloß nicht krank!«, rief er. »Das wäre das Letzte, was ich gebrauchen könnte.« Er begann wie wild mit den Händen zu wedeln, als könnte er damit eine Ansteckung verhindern. »Dann richte deinem Mauren aus, dass ich wiederkomme. Und dass wir drei uns dann gemeinsam an der neuen Schönheit des Hyazinths erfreuen werden.«
    Er drehte sich um und ging hinaus.
    Antonio atmete tief aus. Seine Stirn war schweißnass. Unter den Achseln

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