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Die Nacht von Sinos

Die Nacht von Sinos

Titel: Die Nacht von Sinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Seltsam, jetzt schmeckte er schon viel besser. Dann erschien Papas und führte mich durch den Vorhang nach hinten.
    Yanni Kytros kam mir bis an die Tür seines Büros entgegen und umarmte mich wie einen verlorenen Bruder. »Schön, Sie wiederzusehen, Jack. Wirklich schön.«
    Also wollte er etwas von mir. Ich sagte: »Was es auch sein mag, es kostet Geld.«
    In einer Ecke stand eine kleine Bar. Er stellte sich dahinter, holte eine Flasche Jameson hervor und füllte ein Wasserglas bis über die Hälfte.
    »Da, Jack, ein guter Tropfen.«
    »Jetzt weiß ich bestimmt, daß Sie etwas von mir wollen.«
    Er setzte sein hübsches, bescheidenes Lächeln auf und zündete sich eine türkische Zigarette an. »Ich bin erst heute nachmittag angekommen, aber wie ich höre, geht es Ihnen nicht so gut. Andererseits, was kann man schon erwarten? Wer braucht heutzutage noch Naturschwämme? Ein aussterbendes Gewerbe.«
    »Haben Sie etwas Besseres zu bieten?«
    »Rum«, sagte er. »Auf dem Schwarzmarkt in der Türkei wird heutzutage eine ganze Menge Geld für Rum bezahlt.«
    »Aber gegenüber Leuten, die das Gesetz brechen, verfährt man nach recht altmodischen Methoden«, antwortete ich. »Solche Leute werden nicht nur für ziemlich lange Zeit eingelocht, sondern auch noch zur Zwangsarbeit verurteilt.«
    »Ich verlange ja nicht, daß Sie an Land gehen, Jack. Sie treffen sich fünf Meilen vor Nisiros mit einem türkischen Fischerboot. Dann wird umgeladen und Sie fahren zurück. Nichts einfacher als das.«
    »Wieviel?« - »Tausend Dollar plus Kosten.«
    Das war mehr, als ich sonst in einem Monat verdienen konnte. Er wußte es genau. »Na schön, wann fahre ich?«
    »Morgen nacht«, sagte er. »Die Einzelheiten sage ich Ihnen später.« Er grinste und klopfte mir auf die Schulter. »Nichts dabei, Jack, ein Kinderspiel.«
    »Warum tun Sie's dann nicht selbst und sparen sich das Geld?« Er lachte herzhaft und schob mir die Flasche Jameson zu. »Sie sind noch mein Tod, Jack. Hier nehmen Sie. Lassen Sie sich den Whisky schmecken. Wir sehen uns dann morgen und besprechen alles.«
    Als ich wieder ins Lokal kam, war es dort noch lauter als zuvor. Drei Bouzoukis spielten jetzt, und ein halbes Dutzend Paare tanzten auf der freien Fläche zwischen den Tischen. Ich nahm mir ein Glas von der Bar und suchte nach einem freien Stuhl. Ich hatte noch keine Lust zu gehen. Ich wollte mich sinnlos betrinken, um nicht denken zu müssen.
    Ciasim kam wie ein Wirbelwind hereingefegt, blieb stehen, sah sich um und erblickte mich. Dann schob er sich geradewegs durch die Menge und drängte die Leute einfach grinsend beiseite.
    Er zog einen Umschlag aus der Tasche und hielt ihn mir vor die Nase, während er sich setzte. »Meine Erlaubnis, Jack. Ich darf an dem Wrack arbeiten. Es ist alles geklärt. Loukas hat's mir vorhin gegeben.«
    »Wie schön.« Ich schob ihm die Flasche hin. »Bedien' dich.« Er nahm sich einfach ein Glas vom Nachbartisch, goß den Inhalt auf den Boden und füllte es mit Whisky. Ein einziger Schluck, und das Glas war leer. Er schloß genüßlich die Augen und lachte übers ganze Gesicht, als er sie wieder öffnete. »Vielleicht überlegst du es dir jetzt doch anders, Jack?« Ich schüttelte den Kopf. »Nichts zu machen. Du brauchst mich nicht. Ich wäre dir auch keine große Hilfe.«
    Er wurde ernst. Ich spürte echte, wirkliche Sympathie. »Dann ist es also wirklich so, wie du es gesagt hast. So schlimm?«
    »Ich fürchte, ja.« Ich füllte mein Glas nach und schob die Flasche wieder hinüber. »Prost, Ciasim, viel Glück, Hals und Beinbruch.«
    Ich führte das Glas an die Lippen, dann hielt ich inne. Aleko stand in der Tür und trug aus unerfindlichen Gründen wieder seine abgeschabte Maatsuniform. Alle sahen ihn an, weil er tatsächlich schon wegen seiner Größe einen gewaltigen Eindruck machte, als könnte er notfalls allein das ganze Lokal räumen.
    Sarah Hamilton folgte ihm und sah sich mit der arroganten Selbstsicherheit um, die ihr zu eigen war. Sie tat, als spürte sie nicht, daß alle sie anstarrten. Ihr Blick glitt gleichgültig über mich hinweg, dann nahm Aleko sie beim Ellbogen und führte sie an einen Tisch am Rand der Tanzfläche. Papas eilte persönlich herbei, um sie zu bedienen.
    »Herr im Himmel, wer ist das denn?« fragte Ciasim. »Sieht man das nicht? Die schönste Frau der Welt.« Das Geschwätz eines Betrunkenen? Nein, es war ausnahmsweise die Wahrheit, ein Eingeständnis. Ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers,

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