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Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Titel: Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Flussmündung. Dort, an diesem natürlichen Hindernis, kehrten sie um. Sie hätten auch die nahe Straßenbrücke benutzen oder durch das flache Wasser waten können, durch das trübe Rinnsal, das sich mühsam zwischen den Sandbänken und den großen Kieselsteinen hindurchschlängelte. Doch Laura musste im elterlichen Betrieb aushelfen, und so verbrachte Maximilian auch an diesem Tag den restlichen Nachmittag mit den anderen Gästen unter den Sonnensegeln, die den Pensionsgästen vorbehalten waren.
    An diesem ersten Nachmittag sprachen sie fast nur über den Bruder. Seit seinem Tod hatte Laura ihren Schmerz tief in einem Winkel ihres Herzens vergraben, und sie wunderte sich, wie leicht es ihr fiel, von jenen glücklichen gemeinsamen Stunden zu erzählen, an die sie aus Angst schon lange nicht mehr zu denken gewagt hatte. Und auch Maximilian, dem immer wieder Georg in den Sinn kam, wenn er sich Vieris Augen vorstellte, spürte eine ungewohnte Leichtigkeit. Die Schuld, die auf ihn gelastet hatte, schien verflogen und mit ihr auch ein Teil seiner Schwermut.
    So neugierig Maximilian zuvor gewesen war, so begierig, alles über sie zu erfahren, so bedeutungslos erschienen ihm jetzt andere Themen, die Konversation, die sich geschickt hätte, wären sie tatsächlich verlegen nebeneinanderher gelaufen wie zwei frisch Verliebte. Vieri, der Bruder, der gemeinsame Bruder, wie Maximilian plötzlich dachte, der feindlichen Uniform zum Trotz, war die Brücke, auf der sie ohne Umwege zueinander gefunden hatten, und, so wenig beide eine Vorstellung davon hatten, wie es mit ihnen weitergehen sollte, so sicher waren sie sich, dass dieses lange Gespräch einen Anfang darstellte.
    Am späten Nachmittag, wenn die Hitze nachließ und die Brise einsetzte, die von Südwesten her landwärts strich, pflegte Maximilian seinen Block zur Hand zu nehmen. Dann machte er sich Notizen, skizzierte ein Gedicht oder schrieb einfach auf, was ihm gerade einfiel: einzelne Worte, Wortspiele, Reime, Aphorismen. Seit seiner Ankunft hatte er zwei Gedichte geschrieben, mittelmäßige Gedichte, wie er fand, und auch an diesem Tag kaute er unschlüssig auf seinem Stift, unzufrieden mit dem, was er bisher zu Papier gebracht hatte.
    Laura ging ihm durch den Kopf. Er meinte, noch die warme Haut ihres Arms zu spüren, wenn sie sich beim Gehen unbeabsichtigt berührt hatten, und so erhaben er zuvor über jegliche körperliche Regung gewesen war, er wünschte sich jetzt diese Haut zurück, ihre glänzenden braunen Augen, das dunkle weiche Haar, das in der Sonne rötlich schimmerte.
    Dabei war er fast ein wenig enttäuscht gewesen, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Am Tag nach seiner Ankunft, vor einer kleinen Ewigkeit, wie ihm jetzt schien, obwohl erst vier Tage vergangen waren.
    Josef Lindemann hatte an jenem ersten Abend noch lange über Lauras Vorzüge gesprochen. Im Gleichschritt mit dem Wein, den er sich hineinschüttete, als könne er den Mangel an Nikotin nur mit einem Übermaß jenes anderen Gifts ausgleichen, war sein Ton immer vertraulicher geworden. Schließlich war Maximilian die einseitige Unterhaltung fast peinlich gewesen, und so hatte er sich bald mit Hinweis auf die lange Reise entschuldigen und auf sein Zimmer zurückziehen wollen. Ein Vorwand, der keiner war, denn plötzlich hatte er Mühe, die Augen offen zu halten. Doch Josef hatte ihn am Arm gepackt, verstohlen um sich geschaut und mit Verschwörermiene gefragt, ob er tatsächlich glaube, die Tuberkulose allein habe ihn so weit gebracht. Er leide auch an einer anderen, viel gefährlicheren Krankheit, einer Krankheit, für die es keine Heilung, noch nicht einmal die Hoffnung darauf gebe. "Satyriasis", hatte er schließlich düster gesagt, als sei damit alles erklärt, und in sein verständnisloses Gesicht hinein, hatte er plötzlich laut aufgelacht. Was bei der Frau die Nymphomanie sei, sei beim Mann die Satyriasis, hatte er hinzugefügt und sich von dem roten Ruffino nachgeschenkt. Er sei ein Sklave seines Geschlechts, so wie im Grunde jeder Mann, doch er müsse sich das so vorstellen, dass es bei ihm eine richtige Sucht sei, schlimmer als Opiumsucht. Von der Nikotinsucht ganz zu schweigen, denn diese habe er ja offensichtlich überwunden. Er schlug sich ein paar Mal gegen die Brust, eine Geste, die ihm zur Gewohnheit geworden war und die in der Runde in seiner Abwesenheit häufig nachgemacht werden sollte, nicht böswillig, aber doch mit einem steten Schmunzeln. Wie oft habe er dagegen

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