Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)
könnte in die fruchtbaren Niederungen der Täler hinabsehen, zu den Flüssen, die als Wasserfälle in jene andere Welt hinunterstürzten. Alles schien möglich, und so war es vielleicht dieser Glaube, der einen anderen, nicht minder abenteuerlichen Plan reifen ließ.
Es war Scotts Idee gewesen. Er würde es sehr bedauern, wäre dieses wundervolle Meer verdunstet oder versickert, sagte der Amerikaner verschmitzt, denn er gedenke, hier machte er eine kunstvolle Pause, darauf Wasserski zu fahren. "Schon in den nächsten Tagen", fügte er hinzu und sah triumphierend in die Runde.
Nun war der Gedanke, auf Wasser Ski zu fahren, genauso abwegig, wie den höchsten Berg der Erde zu besteigen oder zum Mond zu fliegen, und niemand nahm Scotts Bemerkung sonderlich ernst. Erst als er mit Arkadij um eine Kiste Champagner wettete, dass ihm das binnen Wochenfrist gelingen würde, wurden die Stimmen lauter und es wurde heftig über die Erfolgsaussichten eines solchen Vorhabens gestritten.
„Das Entscheidende ist die Geschwindigkeit“, Scotts Augen glänzten wie die eines Kindes. „Man muss nur schnell genug sein. Auf was man dann steht, ist fast gleichgültig, richtigen Skiern, einem Brett, Fassdauben...“ Sofort wurde er mit Fragen bestürmt, und mit der Bestimmtheit seiner Antworten, der Genauigkeit seiner Angaben wuchs der Glaube, der verrückte Plan könne tatsächlich Wirklichkeit werden. Nur seine Aussage, er hätte das verschiedentlich schon selbst erfolgreich ausprobiert, drüben im fernen Minnesota, stieß auf allgemeinen Unglauben. Auch sein Eingeständnis, die ursprüngliche Idee stamme gar nicht von ihm, sondern von einem Freund, einem gewissen Ralph Samuelson, der sich diesen Sommer von einem Wasserflugzeug über den Pepin-See in Lake City ziehen lassen wolle, ließ die Zweifler nicht verstummen, zu phantastisch klang, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Allerdings, man ließ die Namen und Orte im Kopf Revue passieren, er hatte sich die Geschichte gut ausgedacht, das musste man ihm lassen.
„Max, können Sie Ski fahren?“ Warum er gerade ihn fragte, blieb ein Rätsel. Vielleicht, weil er bei irgendeiner Gelegenheit erzählt hatte, er sei als Kind häufig mit den Eltern im Schwarzwald gewesen. Aber gab es nicht auch in Italien Berge? Konnte man sich nicht viel eher einen Russen auf Skiern vorstellen? Maximilian bejahte, fügte aber hinzu, er sei sicher ein wenig aus der Übung. „Dann müssen Sie unbedingt mitmachen! Sie werden sehen, es ist ein Riesenspaß! Was wir brauchen, ist ein Boot“ - Scott war schon mitten in den Vorbereitungen. „Ein Wasserflugzeug werden wir wohl nicht auftreiben.“ Er lachte. „Was meinen Sie, Matteo, wo bekommen wir ein schnelles Boot her?“
Matteo sah hinüber zu den Ruderbooten, die bewegungslos im Wasser standen. Langsam sagte er: „Wie schnell ist schnell?“
Scott dachte einen Augenblick nach: „Ich würde meinen, so schnell wie ein galoppierendes Pferd oder ein Automobil auf freier Strecke, sagen wir vierzig bis fünfzig Stundenkilometer, vielleicht weniger.“
„Ein großes Schiff kann zwanzig Knoten schaffen, aber ein Boot? Vielleicht ein Schnellboot der Marine...“ Matteo machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung La Spezia. „Sie werden kein ziviles Boot finden, das so schnell ist.“
Als Einheimischer galt Matteo als unbestrittener Experte für die örtlichen Gegebenheiten, und sein Urteil musste unweigerlich das Aus für Scotts Vorhaben bedeuten. Doch dieser gab nicht so schnell auf. „Dann bauen wir uns eben eins.“
Er brauche mindestens zwei Meter lange Holzplanken, am besten aus Kiefern- oder Pinienholz, die jeweils eine Handspanne breit sein müssten. Ein dreißig Meter langes Seil mit einem großen Ring, an dem man sich festhalten könne, und Ristriemen für die Füße. Und dann blieb noch das Boot, es müsse in der Lage sein, einen schweren Motor zu tragen, einen Lastwagenmotor vielleicht.
Maximilian dachte keinen Augenblick daran, sich von einem Boot über das Wasser ziehen zu lassen, mit Lederriemen auf einem Brett festgebunden, wie es der Plan vorsah, den der Amerikaner bald in allen Einzelheiten ausgearbeitet hatte. Und doch war er von dessen Idee bald genauso fasziniert wie alle anderen. Und wie sie, sollte er die nächsten Tage zwischen Strand und der provisorischen Werkstatt an der Verladestation pendeln, um das Gebilde zu begutachten, das langsam mit Matteos tatkräftiger Unterstützung Gestalt annahm.
Als am späten Nachmittag
Weitere Kostenlose Bücher