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Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)

Titel: Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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lächelte dünn. Ob ihm die vielen Wachteln und Fasanenbrüstchen die Sprache verschlagen hätten? Genährt hätten sie ihn wohl schlecht. Ob er genauso gut schießen wie großspurig daherreden könne, versetzte der andere. Zu einem veritablen Duell gehörten Pistolen, das sei richtigen Männern würdig und nicht dieses billige Bauernvergnügen. Es wurde still, und auch Scott blieb eine Bemerkung im Hals stecken. Doch dann zog Giacometti den Amerikaner um die Ecke zum Schießstand, und als auch dem Letzten klar geworden war, dass sie keineswegs gedachten, sich gegenseitig Löcher in die Anzüge zu brennen, erhoben sich die lautstarken Kommentare von neuem. War Scott vorher noch der eindeutige Favorit gewesen, linke Hand hin oder her, holte nun der Italiener schnell auf.
    Fünf Schuss sollte jeder haben. Es galt, münzgroße Gipsplättchen auf zehn Fuß Entfernung zu treffen, eine leichte Aufgabe für jemanden wie Scott, der im Krieg auf zweihundert Meter Entfernung einem Mann durch das Fernglas ins Auge schießen konnte, und so stellten sich beide siegesgewiss nebeneinander auf. Zuerst schoss Giacometti. Er schoss daneben, fast absichtlich, wie es schien, und Scott hatte keine Mühe, sein erstes Ziel in tausend Stücke zu sprengen. Doch dann wendete sich das Glück, und Giacometti traf Schuss um Schuss, während der fluchende Amerikaner jedes Mal, wenn auch nur knapp, danebenschoss. Schließlich warf dieser das Gewehr auf den Tisch, ergriff den Jungen, der sie ausgab und nachlud, am Kragen und zog ihn fast über den Tresen. Er sei ein Betrüger und die Läufe offensichtlich verbogen, schrie er immer wieder, wobei er den wenig beeindruckten Jungen schüttelte wie einen Hund. Er ließ ihn erst los, als zwei finster dreinblickende Gestalten neben ihm auftauchten. Nur einem beherzten Einsatz Lidias war es zu verdanken, dass es nicht zu einer Schlägerei kam oder zu Schlimmerem. Sie entschuldigte sich im Namen aller, legte noch ein paar Münzen hin und zog Scott und die anderen fort.
    Als sich die Gemüter schließlich beruhigt hatten, sagte der siegreiche Italiener, natürlich seien die Läufe verbogen, sei das nicht allgemein bekannt? Man müsse erst einmal die Abweichung mit einem Probeschuss berechnen und könne dann mit den krummen Dingern genauso gut schießen wie mit einer Präzisionswaffe, zumindest auf diese Entfernung. Eigentlich ganz einfach. Um dann fast freundlich hinzuzufügen, Kraft alleine sei eben nicht alles. Scott, dessen Streitlust merklich abgekühlt war, beließ es bei einer halbherzigen Bemerkung über die Verschlagenheit der Italiener.
    Die ausgelassene Stimmung war verflogen, und als am Horizont der letzte schmale Streifen Licht erlosch, gingen sie schweigend zum Hafen hinüber. Einzig Giacometti schien mit sich zufrieden.
    Auf dem Hafengelände wimmelte es von Polizei. Schon am Eingang patrouillierten berittene Carabinieri. Mit den hohen Federbüschen auf den Köpfen überragten sie auf ihren Pferden die hineinströmende Menge als seien sie selbst kleine Obeliske, und die Mütter mussten ihre Kinder, die sie staunend begafften, fast mit Gewalt durch das eiserne Tor zerren, damit sie den mehr oder weniger geordneten Einzug nicht gänzlich zum Erliegen brachten. Drinnen standen Uniformierte, gewöhnliche Polizei zumeist, einige Soldaten, die aufmerksam um sich schauten und Pakete und Picknickkörbe öffneten, um den Inhalt in Augenschein zu nehmen. Spannung lag in der Luft. Als sollte der Duce höchstpersönlich erscheinen, um sein Geschenk in Empfang zu nehmen, war man auf der Suche nach subversiven Elementen, nach den Anarchisten, von denen die Zeitungen in den letzten Tagen voll gewesen waren, den potentiellen Attentätern und Bombenlegern. Jeder schien verdächtig, und wenn nicht die vielen Schwarzhemden aufmarschiert wären, um dem Ereignis mit den zum römischen Gruß erhobenen Armen und den lautstark gesungenen Liedern ihren Stempel aufzudrücken, hätte es den Anschein haben können, die Bevölkerung lasse die notwendige Begeisterung vermissen.
    Der Hafen war klein, bestand aus einer langen Kaimauer und zwei Molen, die auf das ruhige, schwarz daliegende Meer hinausgingen. Dort, in der Einfahrt, brannten schwache Leuchtfeuer. Weiter draußen, am Eingang der Fahrrinne, stand der Leuchtturm. Ein dünner, waagrechter Strahl strich über den Hafen hinaus in die Nacht. Überall lagen Steinblöcke, Marmor zumeist, der auf seinen Abtransport wartete, aber auch Granite, die in den Sägewerken der

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