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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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war ja auch zu verlockend, das Glas mit dem Kölsch in einem Zug auszutrinken …
    »Noch ein Kölsch?« Bruckner konnte nicht protestieren, aber er hielt den Ober am Schürzenzipfel fest. »Wenn Sie mich schon so zum Trinken animieren, dann muß ich wenigstens noch etwas essen. Bringen Sie mir einen halven Hahn!«
    Er dachte an seine erste Zeit in Köln, als er hier eine völlig neue Sprache lernen mußte. Der ›Halve Hahn‹ hat nichts mit Geflügel zu tun. Es war ein ›Röggelchen‹, wie man Doppelbrötchen hier nennt, mit einer Scheibe Käse. Und der ›Kölsche Kaviar‹ waren Röggelchen mit Blutwurst.
    Wieder wanderten seine Gedanken zu Ariane. Er hätte eigentlich mit ihr heute ausgehen sollen! Nun nahm er sich vor, den nächsten freien Tag, den er hatte, auch wirklich zu nehmen und sie dann einzuladen.
    Also bist du doch verliebt, fuhr es ihm durch den Kopf. Aber, was soll's? Warum sollte er sich nicht auch einmal in eine hübsche Schwester verlieben?
    *
    Oberarzt Theo Wagner hatte sich in die Schlange eingereiht, die vor der Kinokasse stand. Der Film war in den Zeitungen sehr gelobt worden. Alle sprachen darüber. Deswegen hatte er sich entschlossen, einmal ins Kino zu gehen.
    Endlich kam er an die Reihe. »Möglichst weit vorn – und einen Eckplatz«, bat er. Als die Verkäuferin ihn erstaunt anschaute, fügte er hinzu: »Ich bin stark kurzsichtig – und außerdem –«, er griff in die Tasche, holte eine Visitenkarte hervor und schob sie durch das kleine Fenster, »habe ich Bereitschaft. Oberarzt Dr. Wagner von der Bergmann-Klinik! Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Klinik anriefen und Bescheid sagten, daß ich hier bin.«
    Die Verkäuferin nahm etwas zögernd die Karte entgegen und warf einen Blick auf die wartende Schlange. »Gut, ich werde es besorgen. Sagen Sie der Platzanweiserin Bescheid, wo Sie sitzen.« Sie reichte ihm die Karte, nahm das Geld entgegen und wandte sich an den nächsten Besucher.
    Oberarzt Wagner betrat das Kino. Der Film hatte noch nicht begonnen. Über die Leinwand liefen noch Reklamebilder.
    »Ich bin Oberarzt Wagner«, erklärte er der Platzanweiserin, die mit ihm zu seinem Platz in den vordersten Reihen ging. »Es kann sein, daß ich von der Klinik angerufen werde. Würden Sie mir dann bitte Bescheid sagen. Ich habe an der Kasse eine Nachricht hinterlassen.«
    »Gut!« Die Platzanweiserin nahm die Karte entgegen und steckte sie in ihre Schürzentasche. Dr. Wagner setzte sich. Der Sitz war wirklich etwas sehr nahe an der Leinwand, aber Wagner wollte Geld sparen. Wenn er schon einmal ausging, dann durfte es nicht viel kosten.
    Das Licht erlosch. Die Vorschau begann. Der Film führte nach Paris, Wagner lehnte sich zurück. Da war jetzt der Chef, fuhr es ihm durch den Kopf. Auf diese Art konnte er viel preiswerter alles das erleben, was die Bergmanns teuer bezahlen mußten.
    Einmal kam die Platzanweiserin nach vorn. Er schaute auf und blickte zu ihr hin, aber sie schüttelte den Kopf. »Es ist nichts für Sie!«
    Beruhigt lehnte sich Dr. Wagner zurück und überließ sich dem Zauber der Bilder, die ihm von der Leinwand entgegenflimmerten.
    *
    Professor Bergmann hatte mit seiner Frau Yvonne lange auf der Terrasse der Rhumerie gesessen. Trotz der späten Abendstunde hatte sich das Treiben auf dem großen Boulevard nicht verringert. Es schien, als ob sich ganz Paris hier versammelt hätte.
    »L'addition, s'il vous plaît.«
    Der Ober kam. Er holte unter dem Aschenbecher die Bons hervor, die er dort untergeschoben hatte, addierte sie und schrieb die Zahl auf einen Block.
    »Soviel habe ich getrunken?« Erstaunt schaute Robert Bergmann Yvonne an.
    Diese nickte. »Wir haben beide ganz schön zugeschlagen. Aber einmal macht das ja nichts! Wenn es nicht zur Gewohnheit wird …«
    Sie schaute zu, wie ihr Mann die Rechnung bezahlte, ein gutes Trinkgeld dazulegte und sich erhob.
    Die beiden gingen auf den Boulevard hinaus. Besorgt schaute Yvonne ihren Mann an. »Soll ich ein Taxi rufen?«
    Bergmann aber wehrte ab. »Auf gar keinen Fall! Der Abend ist so lau. Wenn ich dich unterfassen darf, geht es sehr gut.«
    Sie bummelten den Boulevard Saint Germain entlang. Yvonne wollte in die Straße einbiegen, die zum Hotel führte, aber Robert Bergmann wehrte ab. »Komm –«, er zog seine Frau über den Fahrdamm, »laß uns noch ein Stück Spazierengehen. Ich fühle mich wirklich zwanzig – ach, was sage ich! – dreißig Jahre, wenn nicht sogar vierzig Jahre jünger!«
    Yvonne sah

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