Die Nachtmahr Wunschträume
sie als ich
. Ich hatte nicht darum gebeten, Königin der Nachtmahre zu werden, geschweige denn mich mit Nachfolgereglungen und widerspenstigen Gruppierungen auseinanderzusetzen. Kurz setze mein schlechtes Gewissen ein. Eigentlich sollte ich mich um die renitenten Nachtmahre der Kategorie zwei kümmern. Schließlich war ich ihre Königin, ob sie wollten oder nicht. Leider wollte ich auch nicht. Schließlich gab es ja einen Grund, warum diese Kategorie auch »gefährlich« hieß. Kategorie drei war übrigens »tödlich«. Die Unterteilungen bei den Tagmahren klangen irgendwie freundlicher, meinten aber im Prinzip dasselbe: »Tagträumer« – der Name war selbsterklärend –, »Nachtträumer – das waren die, die auch Nachts in die Träume der Menschen eindringen und sie beeinflussen konnten und die häufig fähig zu Magie und zur Verwandlung waren – und die »Krieger«. Die waren dasselbe wie die »Nachtträumer«, konnten also auch Nachts träumen und hatten auch sonst einen großen Teil von deren Fähigkeiten – es kam natürlich immer auf den Einzelfall an –, aber sie waren vor allem eines: tödlich.
Zumindest für die Nachtmahre.
»Für uns ist das Ganze doch nur von Vorteil. Solange der König die Kategorie zwei nicht unter Kontrolle hat, haben ihm noch nicht alle drei Instanzen der Nachtmahre die Treue geschworen ... das heißt wir müssen verhindern, dass sie es tun.« Klaus klang sehr selbstsicher und rational und etwas in seiner Stimme sagte mir, dass es von großem Vorteil für mich wäre, wenn ich die komplette Treue meiner Untertanen hätte.
»Wir können den Krieg gewinnen. Hier und jetzt.« Jemand schlug auf den Tisch, um seiner Meinung mehr Nachdruck zu verleihen. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass auch David in dem Zimmer war. David, der wusste, wer ich war. David, der mich in wenigen Tagen ans Messer liefern würde. Würde er tatsächlich noch so lange warten? Warum sollte er?
Mein Hals wurde trocken und der Drang zu fliehen beinahe übermächtig. Trotzdem gelang mir ein leiser Rückzug und eine stille Flucht in den Garten.
Die hintere Parzelle war immer noch mein Reich. Inzwischen war der kleine Teil von Himbeeren und Brombeeren zugewuchert und auch die Rosen hatten sich soweit verselbständigt, dass sie mit Megs Zucht- und Pflegesorten mithalten konnten. Normalerweise war hier der einzige Ort bei den
de Temples
, der mir ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte. Normalerweise wurde durch Jonahs Anwesenheit verhindert.
»Was machst du in meinem Garten?«, erkundigte ich mich so freundlich, dass allein diese Freundlichkeit bei den meisten Leuten für Übelkeit gesorgt hätte. Ich konnte es nicht leiden, wenn man mich abpasste; Überraschungsbesuche fand ich schrecklich und überhaupt sollten sich doch bitte alle Leute erst einmal einen Termin bei mir geben lassen. Besonders solche, die bereits einmal versucht hatten, mich zu töten.
»Man könnte beinahe meinen, du wärst immer noch nachtragend.« Jonahs strahlend blaue Augen schafften es noch einen Tick mehr zu funkeln.
»Mmm...«, machte ich und ließ seinen Satz unkommentiert stehen. In einer Buchtrilogie wäre ich im ersten Buch mit David zusammen gekommen, im zweiten Band dann mit Jonah oder Elijah – nur um im dritten dann endlich der wahren und einzigen Liebe meines Lebens zu erliegen. Der Liebe, die mich niemals verraten oder enttäuschen würde. Das Problem war: das hier war weder ein Buch, noch konnte das mit dem Verraten und Enttäuschen klappen. Das hatten alle drei Jungs schon zur Genüge getan.
Trotzdem sandte Jonahs Lachen einen Schwall Adrenalien durch mein System. Selbst meine Fingerspitzen kribbelten, als er mich von oben bis unten musterte. Einen Moment lang fragte ich mich, ob er der Junge aus Band zwei oder der aus Band drei sein würde – rein hypothetisch natürlich – dann hatte ich meine Libido und meine Hormone wieder so weit unter Kontrolle, dass ich mich auf das Wesentliche konzentrieren konnte.
»Was zum Henker machst du hier?«, fauchte ich, um endlich eine Antwort zu bekommen.
»Wir haben ein Problem«, behauptete der Inbegriff aller gut aussehenden, dunkelhaarigen Jungs. Mit seinen schwarzglänzenden und etwas zu langen Haaren konnte er es locker mit dem jungen Jake Gyllenhal in »Prince of Persia« aufnehmen. Das, was sein Bruder Elijah an optischer Ausstrahlung zu wenig hatte, versprühte Jonah wie eine gute Fee auf Speed. Da er meistens im Doppelpack mit meinem Stiefbruder, dem
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