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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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zu haben, denn er sah auf, sein Blick scharf und prüfend. Um mich abzulenken rührte ich in meinem Tee und tat, als bemerke ich ihn nicht. Dafür bemerkte ich meine Fingernägel.
    »Sieht gut aus.«
    »Was?«
    »Die Haare«, meinte er, obwohl sein Blick ebenfalls an den Fingernägeln hing. Kein Wunder, sie waren ja auch rot. Sehr, sehr rot.
    Ich griff nach oben und fuhr durch meine Haare. Erst dann erinnerte ich mich daran, dass ich sie eben noch hochgesteckt hatte. Wo zum Henker war die Klammer? Und warum lockten sich diese verflixten Haare immer noch? Selbst mit Lockenwicklern, Schaum und Spray hielten die sonst nicht so lange.
    Aber es hatte wirklich gut ausgesehen.
    »Danke!«, schaffte ich zu sagen und sogar ein strahlendes Lächeln war noch drin. Gott, war ich gut!
    Er sah weg, scheinbar hatte er keinen Verdacht geschöpft.
    Das sah ihm gar nicht ähnlich, so wenig, dass ich ihn anstarrte und mir einen Moment lang wünschte, er wäre jemand, dem ich wirklich vertrauen könnte. Ganz ohne dass er die richtigen Fragen stellen musste. Ich könnte ihm erzählen, was mir auf dem Herzen lag und er würde es verstehen und mir keine Vorwürfe machen, sondern einfach da sein. Die starke Schulter, die mir durch den Tod meines Vaters abhanden gekommen war.
    »Was ist?« Klaus hatte von seiner Zeitung aufgesehen und wirkte alarmiert.
    »Ich musste gerade an meinen Vater denken.«
    Er schnaufte. Dann fiel ihm wohl ein, dass das keine gute Geste war. »Entschuldigung. Gibt es denn etwas, wofür du ihn gerade jetzt brauchen würdest ... oder etwas, was du ihm erzählen würdest?«
    Mein Mund wurde trocken, als Klaus in gewohnter Präzision genau den Punkt traf, über den ich eben nachgedacht hatte.
    »Nein«, meinte ich trotzdem. Das war so gelogen, dass mir eine Pinoccionase hätte wachsen müssen. Fand er wohl auch.
    »Wegen des Schnaubens?«, erkundigte er sich erstaunlich feinfühlig.
    »Nein ... es war nur so ...«, ich zögerte und einen Moment lag die Wahrheit zwischen uns, mir auf der Zunge, dann setzte meine Ratio wieder ein. War ja auch ein viel zu schöner Tag, um zu sterben. »Ach, ich weiß auch nicht.« Ich winkte ab. »Manchmal denke ich darüber nach, wie es wäre ...«
    Klaus nickte verständnisvoll, aber ein Hauch Misstrauen blieb in seinen Augen sichtbar.
    »Was macht mein Stück Zeitung?«, lenkte ich ab und erinnerte an mein Gewohnheitsrecht als erstes die Stadtteil-Nachrichten lesen zu dürfen.
    Kommentarlos reichte er sie mir und ... der Schmerz, den ich spürte, als sich unsere Hände berührte, zog durch meinen Arm, ließ meine Adern glühen und fühlte sich an wie ein starker, elektrischer Schlag. Bislang hatte ich erst einmal diese Art der Prüfung gespürt. Als David mich überprüft hatte. Danach, ob ich Nacht- oder Tagmahr war. Ein überflüssiges Verfahren, da ich rein genetisch ja beides war. Meine Mutter, Megs Schwester und Tagmahr, war mit dem Prinzen der Nachtmahre, aka Dad, durchgebrannt. Eine Lovestory, wie bei Romeo und Julia. Leider auch mit demselben tragischen Endergebnis: Beide waren tot. Vielleicht sogar für ihre Liebe gestorben.
    Doch offiziell wusste ich davon nichts, auch nicht von der magischen Überprüfung. »Autsch! Shit, du bist elektrisch aufgeladen.«
    Klaus schenkte mir ein ehrlich wirkendes Lächeln, das erleichtert wirkte. In diesem Moment stürzte David in die Küche, Meg reichte ihm eine Tasse mit Kaffee und fast zeitgleich gelang es meinem Stiefbruder Klaus das Scheiblettentoast zu klauen.
    Sowohl sein Benehmen, als auch der zerrupfte Zustand seiner Haare war ein Indiz für die Zeit. Dafür brauchte ich gar nicht auf die Uhr zu sehen. Wir waren spät dran. Wie jeden Morgen eigentlich.

    Klarer Fall, David hatte Magie! Er konnte schneller fahren, als die Uhr lief. Nur so ließ es sich rational erklären, dass wir trotz seiner Verspätung nicht nur jeden Tag pünktlich kamen, sondern sogar einige Minuten zu früh.
    In kurzer, friedlicher Eintracht gingen wir nebeneinander Richtung Schule, bis sich David mit den Worten »Noch zehn Tage«, verabschiedete und nach rechts, zu seiner Footballgruppe abbog und mir meinen zweiten, fröhlichen Schultag verdarb. Beinahe so sehr wie wie das herablassende Winken, mit dem mich Jessica und Astrid bedachten, die wie immer – ganz die Supercheerleader – bei den coolen Footballjungs rumhingen. Trotzdem winkte ich zurück und gab mir Mühe, ihnen nur mein freundliches Pokerface zu zeigen. Sollten sie ruhig von mir denken, was sie

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