Die Nachtmahr Wunschträume
wollten. Tat ich schließlich auch. Und Astrid war eigentlich ganz in Ordnung – wenn sie nicht gerade zusammen mit der dummen Zicke auftrat.
Von den Gedanken an Zicken und dem Zehn-Tage-Ultimatum abgelenkt, betrat ich die Schule und wurde von dem blaugekleideten Sicherheitsschülerfuzzi umgerannt, bevor ich ausweichen konnte.
»Verdammt«, fluchte er und sah aus, als wolle er noch einen weiteren Schwall an Beschimpfungen und Strafen aussprechen, bevor er mich erkannte.
»Guten Morgen, Justus«, grüßte ich.
»Welche Laus ist dir denn an diesem wunderschönen Dienstag über die Leber gelaufen?«
»Wunderschöner Dienstag, das ich nicht lache!« Ich schnaufte verächtlich.
»David?«, riet Justus zielsicher.
Seitdem ich auf diese Schule ging, war Justus einer meiner wenigen Freunde. Also einer meiner wenigen Freunde, die weder mit mir rummachen, noch meinen Thron stehlen oder mich verraten wollten. Er war der einzige, der schon damals verstanden hatte, dass David ein Doofmann war und mir Dank seines Status als Sicherheitsschüler gegen die Intrigen der Footballclique geholfen hatte. Er war ein netter Kerl, der Dank seiner Kleidung immer ein wenig an einen Superschlumpf erinnerte – außerdem war er ein Mensch und hoffnungslos in meine Freundin Rebecka verschossen.
»Ist wie immer ein Idiot!«, gestand ich. Und ich hatte wie immer keine Ahnung, wieso eigentlich. Schlussmachen schön und gut ... dasselbe galt für eingeschlafene Liebe. So etwas passierte. Aber wieso musste er sich danach so dämlich verhalten? So ambivalent?
»Willst du etwas gegen Idioten unternehmen?«, fragte Justus in einem Ton, der bei einem anderen hinterhältig geklungen hätte. Bei ihm klang es beinahe, als hätte er eine gute Idee, an die er tatsächlich glaubte.
»Natürlich.«
»Wir suchen neue Schüler für den Sicherheitsdienst.«
Ah... deswegen war Astrid heute im Cheerleader-Outfit unterwegs und nicht in Blau. Weil sie nicht mehr dabei war. »Nein.«
»Überleg doch wenigstens. Es macht Spaß und du kannst den ganzen Mackern zeigen, was eine Harke ist«, lockte er.
»Dafür muss ich mich nicht blau anziehen.«
Justus zog eine Schnute. »Und ich hatte gehofft, dass du Rebecka überzeugen würdest ...«
»Oh,
das
kann ich versuchen.«
»Ehrlich?«
»Nein, gelogen.«
»Und du willst wirklich nicht?«
»Nein, das ist so ziemlich das letzte, was ich will. Und glaub mir, die Liste ist verdammt lang und da stehen verdammt viele Dinge drauf, die ich nicht will.« Zum Beispiel als Königin der Nachtmahre denunziert werden und sterben. Okay, in diesem Zusammenhang war Blau vielleicht doch die bessere Option. »Mitgliedschaft beim Schüler-Sicherheitsdienst steht immerhin auf den unteren Top Ten Platzierungen«, korrigierte ich.
Ungefähr dort standen auch Dominique und Paul. Die beiden voluminösen Football-Spieler bedachten mich mit finsteren Blicken, während David an mir vorbeistolzierte, als wären wir nie zusammen gewesen. Schlimmer: Als hätte ich ihm nie das Leben gerettet. Er schaffte es tatsächlich, mich komplett zu ignorieren. Ein Umstand, der mir einen widersinnigen Stich versetzte.
»Und du bist dir wirklich sicher?«, erkundigte sich Justus noch einmal mit einem finsteren Blick, den er den Dreien hinterher schickte.
»Wirklich, wirklich!«, behauptete ich, war aber froh über das Klingeln, welches mich zur ersten Stunde verdonnerte. Endlich Ablenkung!
Ich setzte mich auf den Stuhl, den Rebecka und Daria mir freigehalten hatte und ignorierte den vorwurfsvollen Gesichtsausdruck, den beide aufgelegt hatten.
Schließlich hielt Daria es nicht mehr aus. »Wo warst du? Wir wollten uns
vor
der Schule treffen?«
»Nirgendwo, wir waren nur spät dran.«
»Wie heißt er?«
»Wer?«, frage ich, schwer von Begriff. Als ich die Anspielung schließlich verstand, schoss ich zurück. »Wieso, wie heißt denn deiner?«
»Geht dich gar nichts an.« Daria klang empört.
»Der Arme«, kommentierte ich.
»Sie hat seinen Namen vergessen«, half mir Rebecka. Das ließ sogar meinen Mund offen stehen. »Du hast was?«
»Seinen Namen vergessen«, meinte Daria. Dabei klang sie nicht, als sei sie sich keiner Schuld bewusst. Ich hatte nicht einen Freund, Daria zehn. Typisch.
Ich verdrehte die Augen – und gleich noch einmal, als unser neuer Schuldirektor den Raum betrat. Vom Regen in die Traufe. Wieso musste ausgerechnet Talbot Deutsch lehren? Ein Fach, das ich eigentlich wirklich mochte (uneigentlich auch). Doch Dank seiner
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