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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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sauber machen dürfen. Als die Regierung verkündet hatte, sie hätte kein Geld für die Sauberkeit öffentliche Gebäude, hatten sie sicher nicht im Sinn, die Schüler könnten das mit der Flurreinigung übernehmen, oder?
    Vor allem nicht mit einem unsympathischen Rektor im Nacken, der jeden meiner Schritte kontrollierte, während ich lahm immer wieder so etwas geistreiches sagte, wie: »Nicht rennen.« oder »Aufheben, bitte.«
    Und das hatte Justus mich den ganzen Tag lang machen lassen wollen? Wie es ihm wohl ging?
    Noch nie war ich dankbarer über das Klingeln gewesen, das mich von meiner lästigen Pflicht erlöste. Doch statt mich aus den Augen zu lassen, begleitete mich Talbot zu meiner Fahrstunde, wo er ein Gespräch mit Jessica hatte. So wie die beiden flüsterten und tuschelten, während ich im Krankenhaus anrief, ging es um mich. Denn wie auffällig unauffällig konnte man NICHT in die Richtung meiner Wenigkeit blicken?
    Dieses Anti-Beobachtet-Werden machte mir die Freude über Justus Wohlergehen – er hatte nur einen Armbruch – und den Spaß am Autofahren kaputt und schaffte es, selbst dem Motorradtraining einen schalen Touch zu geben, so dass ich froh war, als auch diese Stunde schließlich endete.

    Mit einem Gefühl des Betrogen-Seins und wütend auf Talbot und einen großen Teil der Restwelt stürmte ich in die Umkleidekabine des Schwimmbades.
    »Stecken die Nachtmahre der Kategorie 2 dahinter?«, platzen die Worte aus mir heraus, nachdem ich mich versichert hatte, dass nur Elijah und Jonah anwesend waren. Ich war inzwischen so geladen, dass ich am liebsten einfach explodiert wäre. Jeder, der eine Aura sehen konnte, wäre bei meiner aktuellen vermutlich erblindet.
    »Ich weiß es nicht.« Jonah der meinem forschen Hereinstürmen aufgesprungen war, setzte sich wieder. Sein Tonfall war so ruhig und beherrscht, dass ich sogar noch wütender wurde. Ich war ernsthaft versucht, auf ihn einzuschlagen.
    »Ist es denn möglich?« Unwillkürlich ballten sich meine Hände zu Fäusten, als ich daran dachte, wie Justus zusammengekrümmt auf dem Rasen gelegen und etwas von »Mary Poppins« gefaselt hatte.
    »Natürlich ist es möglich«, meinte Elijah und klang dabei so nonchalant, als hätte es keinen Verletzten gegeben.
    »Und wer hat dich gefragt?« Dass ich nicht noch ein »Arschloch« hinterherschickte, war meiner Selbstbeherrschung geschuldet. Ich setzte mich und zwang mich dazu, bewusst zu atmen und auf die Meditationsübung für Unterwegs zurückzugreifen, die ich in »Saint Blocks«, dem Internat für Schwererziehbare gelernt hatte. Einatmen, halten, halten, halten, und ... ausatmen, warten, warten, warten und ... einatmen ... Ich bemühte mich darum, die Sekunden zu zählen und die Brüder auszublenden, bis ich etwas fühlte, was innerer Ruhe sehr nahe kam. »Also, was tun wir?«
    »Wir?«, erkundigte sich Jonah in demselben Tonfall, den ich einen Tag zuvor ihm gegenüber benutzt hatte. »Du tust das, was du schon längst hättest tun sollen: Du musst
alle
Nachtmahre zwingen, deine Herrschaft anzuerkennen.«
    Ich atmete noch einmal tief ein und kämpfte das Gefühl der Hilflosigkeit nieder. Wieso verstand denn bloß niemand, dass ich es nicht wollte. Es würde alles so endgültig machen. Mir jede Chance auf ein anderes Leben verbauen. Ein normales Leben.
    Verdammt, ich wollte Tierärztin werden, Krebs heilen, zum Mond fliegen oder Straßen reinigen. Ich wollte Frauen Make up technisch beraten, Kinder erziehen, eine Bäckerei eröffnen oder Bücher schreiben. Nichts davon würde ich tun können, wenn ich erst einmal die Königin
aller
Nachtmahre war. Denn mal ehrlich: die anderen waren gar nicht mein Hauptproblem. Ich war es. Ich musste akzeptieren, bevor ich die anderen dazu bringen konnte, es ebenfalls zu tun.
    Wieder dachte ich an Justus und an den Schatten, den ich hatte forthuschen sehen. Unmöglich konnte ich zulassen, das Menschen, nette, freundliche Menschen, unter meiner Entscheidung litten und als Kollateralschaden endeten.
    »Okay, und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen?«
    »Die Nachtmahre sind genauso aufgebaut wie die Tagmahre«, meinte Jonah, als würde das alles erklären. Tat es natürlich nicht. Zumindest für mich nicht. »Und ...?«
    »Das bedeutet, dass du entweder stärker sein musst als das Ratsmitglied der jeweiligen Kategorie – oder du die Freundschaft und Unterstützung eben dieser Ratsmitglieder brauchst.«
    Ich verdrehte die Augen, weil ich das Gefühl nicht

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