Die Nachtmahr Wunschträume
lächelte sein Lächeln, dem schon Heerscharen an Mädchen erlegen waren. Es war eine Mischung aus Unbekümmertheit, Schalk und Wissen, die sich auf seinen Lippen spiegelte und der man nur schwer widerstehen konnte. »Ich bin ein Inkubus. Ich würde spüren, wenn du ein Sukkubus bist.«
»Wir haben uns schon einmal geküsst.«
»Wie du schon gesagt hast, du bist erwachsen geworden.«
Ich blinzelte und versuchte die neue Information einzuordnen. Das hieß doch in anderen Worten, dass ich tatsächlich Fähigkeiten hatte oder bekommen konnte, oder?
Elijah rückte näher, wartete aber ab, ob ich zustimmen oder etwas tun würde. Dabei gelang es ihm nicht ganz, das erwartungsvolle Blitzen in seinen Augen zu unterdrücken. Ich wusste, dass er seit über einem Jahr auf diesen oder einen ähnlichen Moment gewartet hatte. Er war charmant gewesen, höflich, beflissen, immer da für mich und hatte versucht wieder gut zu machen, was nicht wieder gut zu machen war.
Ich beugte mich vor und wusste, dass er dieses Mal etwas ähnliches empfinden musste, wie ich bei unserem letzten Kuss. Naja, mit dem Unterschied, dass ich damals noch zusätzlich gedacht hatte, dass ich einschlafen und nie wieder aufwachen würde und mich schrecklich verraten und ausgenutzt gefühlt hatte. Aber die Hoffnung, die Aufregung und auch dieses alle-Liebe-in-einen-Kuss legen, würde dasselbe sein. Meine Augen schlossen sich wie von selbst; allein, um den Ausdruck in Elijahs Gesicht, diese stumme Bitte darum, geliebt zu werden, nicht mehr ertragen zu müssen. Stattdessen genoss ich das Gefühl seiner Lippen unter meinen, öffnete mich seiner Zunge und konzentrierte mich darauf, den Kuss nicht zu intensiv werden zu lassen und stattdessen Elijah Macht meines Willens zu beeinflussen.
Aber was soll ich sagen? Es war ein schöner Kuss, aber es geschah nichts, keine Macht, ich war kein Jedi.
Schließlich rückte ich aus Elijahs Umarmung und schüttelte den Kopf. Er wirkte genauso wie ich mich fühlte. Verwirrt und ein wenig enttäuscht.
»Sie ist kein Sukkubus«, verkündete er und wechselte einen vielsagenden Blick mit Jonah.
Schade eigentlich, dann hätte ich ... Moment mal! »Wenn du ein Inkubus bist, bist du ein Nachtmahr der Stufe 2, oder?«
Ich starrte Elijah an, entsetzt darüber, dass ich so lange gebraucht hatte, um das Offensichtliche zu kapieren. »Kannst du sie kontrollieren – oder mir zeigen, wo und wie ich sie finde?«
»Zu dritt könnten wir das mit dem Finden und der Kontrolle hinbekommen«, gestand Elijah.
»Prima!« Ich konnte spüren, wie ich strahlte. Es fühlte sich ungewohnt an. Aber gut. Sehr gut.
Doch der tiefe Fall kam augenblicklich.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich es tue«, meinte Elijah.
Ich starrte Elijah an und wusste zum ersten Mal nicht, was ich sagen oder denken sollte. Selbst seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Vielleicht entschlossen?
»Ich weiß, dass wir dir nicht egal sind, genausowenig, wie du uns egal bist«, behauptete er und ich atmete tief ein, wappnete mich gegen das, was nun kommen würde, kommen musste.
»Du bist wütend auf uns, das verstehe ich. Aber die Hilfe, die du willst, hat einen Preis. Du gibst uns eine Chance. Die Chance mit dir zusammen zu sein.«
Mein Mantra musste defekt sein, denn ehe ich mich versah, war ich aufgesprungen und auf 180. »Mit euch beiden?«
»Mich brauchst du, um die Nachtmahre der Kategorie 2 überhaupt zu finden«, erklärte Elijah seelenruhig und Jonah ergänzte so lässig, dass ich nicht umhin kam, mir Gedanken darüber zu machen, ob die beiden diese Situation vorhergesehen und das Gespräch geprobt hatten, »Und mich brauchst du, um sie mit vereinten Kräften unter Kontrolle zu bekommen.«
»Das ist albern!«, polterte ich. Nicht ganz sicher allerdings. Schließlich hatte ich keine Ahnung von der Stärke des betreffenden Ratsherren. Genaugenommen hatte ich nicht einmal eine echte Ahnung von Nachtmahren im Großen und Ganzen.
»Du bekommst zwei Freunde zum Preis von einem und kannst dir aussuchen, ob du gleichzeitig mit uns beiden zusammen sein willst, oder wir die Tage durchlosen.«
»Ihr habt sie doch nicht mehr alle«, sagte ich. Insgeheim davon ausgehend, dass gleich einer von beiden anfangen würde zu lachen.
Doch die beiden wirkten sehr ernst. Zu ernst.
Ich schüttelte den Kopf. Schließlich hatte ich meine Prinzipien.
Dabei wäre es so einfach, so verlockend. Wie oft hatte ich vor einem Jahr überlegt, eine Beziehung mit Elijah anzufangen
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