Die Nachtmahr Wunschträume
hatte, hatte Klaus ihn zu seinem Freund Donovan geschickt. NACHDEM David ihn wegen der Paul-Sache angerufen hatte.
Die Stille zwischen uns war auch besser so, ansonsten wären mir sicherlich noch Sachen eingefallen, die in diesem Chaoshaushalt zu erledigen gewesen wären. Aber die hatten ja Zeit bis zum nächsten Streit. So langsam wurde ich nämlich auch müde.
Deswegen war ich auch (wortlos) dankbar, dass mir Klaus ohne Extraaufforderung beim Abräumen half, die Spülmaschine einräumte und sogar den Tisch für das Frühstück deckte.
Als ich das Bügelbrett im Wohnzimmer aufstellte, um den Fernsehabend noch sinnvoll zu nutzen, schüttelte er den Kopf. Eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Verärgerung in seinem Blick. »Lass gut sein!«
»Aber ...«
Er trat hinter mich und nahm das Bügeleisen aus der Hand. Eine sehr entschiedene Geste.
»... sonst hat morgen niemand etwas zum Anziehen«, protestierte ich, sah ihn aber nicht an, weil er immer noch direkt hinter mir stand. So dicht, dass ich förmlich zwischen dem Brett und ihm eingeklemmt war.
»Du bist weder unsere Sklavin, noch musst du dich selbst bestrafen. Wir sind hier schließlich zu viert und jeder kann mithelfen.«
Ich schwieg, obwohl mir eine neue, zickige Antwort auf der Zunge lang. Genaugenommen waren wir nämlich sogar zu fünft, wenn man den faulen Max mitrechnete. Auch wenn mein älterer Stiefbruder nicht mehr hier wohnte, kam der Student am Wochenende »zu Besuch« und ließ sich alles waschen und bügeln.
»Die Jungs können auch helfen«, meinte Klaus, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ich schnaubte.
»Pass auf, ich bügele jetzt einen Teil, den Rest macht Max am Wochenende.« Er schob mich sanft zur Seite und legte das erste Shirt auf das Brett. Erst jetzt bemerkte ich, dass er das Bügeleisen immer noch in der Hand hielt. Offenbar war es ihm ernst. Zumindest sein Blick war es, als er erklärte: »Du musst nicht perfekt sein.«
»Das sagst
du«
, meinte ich, weil ich wusste, dass alle anderen ständig Perfektion von mir verlangten. In jeder möglichen oder unmöglichen Situation.
»Ja«, sagte er und seine Stimme klang weder manipulativ, noch finster, sondern einfach nur so, als sage er etwas, was ich schon längst hätte begreifen müssen, »genau das sage und meine ich!«
»Okay«, sagte ich, nicht ganz überzeugt.
»Und du solltest jetzt schlafen gehen, du bist seit 5 Uhr auf.«
Einen Moment lang verharrte ich reglos. Wenn ich eines nicht mochte, dann war es herumkommandiert zu werden. Außerdem ... woher wusste er meine Weckzeit, wenn er doch zu dieser Zeit noch schlief? Schließlich meinte ich nur »Ja, Papa.« Was mir ein zauberhaftes Lächeln einbrachte und ging nach oben, bevor er auf die Idee kam, etwas zu sagen.
Doch die Antwort wartete schon vor meiner Tür. Dort stand ein Topf mit einer Baldrianpflanze. Gemeinheit!
Trotzdem nahm ich den Topf und platzierte ihn auf meiner Fensterbank. Zwischen Pfefferminze und Blaustern. Erst nach den Hausaufgaben kam ich auf die Idee, zu googeln, was Baldrian für eine Bedeutung hatte. Danach starrte ich minutenlang den Bildschirm an.
Ich passe auf dich auf
. Das war zauberhaft. So ziemlich das Netteste, was ich mir vorstellen konnte. Es erklärte genau, warum Klaus heute nachmittag so sauer gewesen war. Leider hatte ich seine Fürsorge kein bisschen verdient. Wenn er je erfahren sollte, wer ich war ... Ich atmete tief durch und kämpfte gegen die Tränen an. Heulen würde mir auch nicht helfen. Genausowenig wie argumentieren – oder alles andere. Hatte es bei David schließlich auch nicht.
Trotzdem trieb mich mein schlechtes Gewissen nach unten. Wenigstens ein »Dankeschön« sollte wohl drin sein. Vor allem nach der kleinen Auseinandersetzung, die mich bei dem Baldrian erst einmal auf die falsche Fährte geführt hatte.
Natürlich lauerte Klaus dieses Mal nicht in der Küche. Und tauchte auch nicht auf, als ich eine Cola aus dem Schrank holte. Typisch. Nicht einmal darauf konnte man sich mehr verlassen.
Da der Fernseher noch lief, klopfte ich an. Leise, um Klaus nicht zu wecken, falls er doch schon schlief. Nichts. Kein Laut. Ich konzentrierte mich darauf, den Fernseher auszublenden. Doch. Da waren Laute. Es klang wie ein Horrorfilm, kam aber eindeutig nicht aus dem elektrischen Gerät. Ich klopfte lauter, entschieden dieses Mal. Die Geräusche verstummten und ich konnte hören, wie jemand von der Couch aufstand. Sekunden später wurde die Tür von innen
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