Die Nachtmahr Wunschträume
worüber ich nachdenken wollte: Jonah, Elijah, David, wie ich die Nachtmahre der Kategorie 2 auf meine Seite ziehen konnte, ohne mit Elijah etwas anzufangen – oder besser: ohne mit Elijah
und
Jonah etwas anzufangen – und über … wie aufs Stichwort trat der Tierpflegertyp einen Schritt aus der Bushaltestelle, die schräg vor mir auf der anderen Straßenseite war, und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich.
Verdammt! Ich konnte spüren, wie meine gleichmäßigen Schritt langsamer wurden. Denn dieses Mal gab es nicht den leisesten Zweifel. Der Typ war ein Nachtmahr. Und keiner der netten Sorte. Das Schwarz um ihn herum schien förmlich zu glühen und ein unheimliches Eigenleben zu besitzen. Nur einmal in meinem Leben hatte ich dieses Schwarz so intensiv gesehen, wie jetzt: An dem Tag, an dem ich David vor eben diesem Schwarz das Leben gerettet hatte.
Als ich stehen blieb, unschlüssig, was ich als nächstes tun sollte, hielt ein Auto neben mir. Ein knallroter Sportwagen, den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte und der meine Verunsicherung noch verstärkte. Zwei potentielle Gefahren und uneinschätzbare Gegner auf einmal war mindestens einer zuviel. Eher noch zwei.
Ich sah zur Bushaltestelle, um abzuschätzen, was ganz oben auf meiner Prioritätenliste stehen musste: Der Nachtmahr oder der Autofahrer. Doch der Mann in Schwarz war verschwunden. Ebenso schnell, wie er gekommen war.
Meine kurze Erleichterung hielt nicht lange an, denn offensichtlich meinte der Autofahrer wirklich mich. Langsam glitt das getönte Fenster nach unten. Ich hielt die Luft an – nur um sie Sekunden später überrascht und geräuschvoll auszuatmen. »Klaus?!«
Jetzt wurde mir klar, wie er Frauen aufriss. Obwohl … er war ja nett und wirklich ein Charmebolzen … schon allein das mit den Blumen … und … Ich sah noch einmal genauer hin, da sich mein Blick inzwischen wie von selbst dem Auto zugewandt hatte … Seine sonst so zauseligen Haare waren zurückgekämmt und zu einem Zopf zusammengefasst und auch der Bart sah anders aus, gestutzter. Nicht mehr wie Rübezahl. Jetzt konnte er als halbwegs gepflegter Berber durchgehen.
»Was ist denn das für eine Karre?«, fragte ich. Nicht, weil ich keine Ahnung hatte, sondern weil ich selbst bemerkte, dass ich ihn sehr lange angestarrt hatte.
»Diese
Karre
ist ein Ferrari.«
»’ne ganz schöne Angeberkiste«, meinte ich und bemühte mich, meine Hand nicht andächtig auf den Lack zu legen.
»Sieht aber toll aus!«, behauptete Klaus.
»Sehr sogar«, gestand ich.
»Steigst du jetzt ein, oder was?« Er beugte sich zur anderen Seite und öffnete von innen die Tür. Sekunden später glitt ich auf den schwarzen Ledersitz.
»Und ich dachte immer, Frauen müssten behaupten, nicht auf Autos zu stehen«, bemerkte Klaus mit einem süffisanten Seitenblick auf mich. Ich hatte doch nicht widerstehen können und strich mit der Handfläche über die Beifahrerarmatur.
»Ach was … das gilt nur für die mit kleinem Ego!«
»Wahrlich keine Beschreibung, die auf dich zutrifft«, behauptete Klaus und fuhr los. So sanft, dass man es kaum bemerkte.
»Tsk Tsk … Meg meinte, du wärst mal charmant gewesen.«
»Ja, gewesen … Vergangenheit.«
»Wann in der Vergangenheit, bei den Dinosauriern oder schon in der Steinzeit?« Ich runzelte die Stirn und maß ihn so auffallend mit Blicken, dass er es unbedingt merken musste.
»Hei!«, protestierte er, lachte aber.
Ich lehnte mich in dem gemütlichen Sitz zurück. Es machte Spaß ihn zu ärgern. Außerdem mochte ich es, wenn er lachte. Er hatte nicht viel zu lachen – und ich auch nicht.
»Also, wo waren wir?« Ich tat so, als käme ich wieder auf ein vorangegangenes Thema zurück. »Ach ja: Das Auto ist toll. Von wem ist es?«
»Forman.«
Na toll.
»Meiner ist toller«, meinte Klaus und bewies damit, dass ich immer noch meine Gedanken laut aussprach.
»Du hast auch einen?« Jetzt staunte ich. Einen Ferrari? Die Dinger waren superteuer. »So etwas fährt kein Bauarbeiter.« Denn das war Klaus offiziell. Ein Bauarbeiter. Ein ganz gewöhnlicher, menschlicher Bauarbeiter.
»Nein, aber ein Auftragskiller«, erklärte er, ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden.
»Sehr witzig«, meinte ich, war mir aber auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich so schreiend witzig fand. Schließlich
war
er in gewisser Weise tatsächlich ein Auftragskiller. Zwar im Eigenauftrag, aber das spielte keine Rolle. Er war darauf spezialisiert, Wesen wie
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