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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Rucksack und zog eine Mappe hervor. »Seine Akte.«
    »Er hat eine Akte?« Ich nahm die dicke Papieransammlung an mich und starrte sie verwundert an.
    »Offensichtlich!«, kommentierte Daria und unterstrich Klaus zweimal.
    »Und ich habe sie noch nicht einmal gelesen«, behauptete sie, bevor sie einen dritten Strich unter den Namen meines vermeintlich besten Freundes setzte.
    »Warum? Hättest du sonst noch mal unterstrichen?«
    »Du weißt, was man von Psychopathen sagt?«
    »Nur weil er in Behandlung ist, ist er noch lange kein Psychopath«, widersprach ich. Klaus und Psychopath waren keine zwei Worte, die in ein und demselben Satz Platz finden sollten – fand ich. Aber was wusste ich schon?
    »Und du hast sie wirklich nicht gelesen?«, fragte ich misstrauisch.
    »Nein«, meinte Daria und fügte ob meines Unglaubens hinzu: »Erschien mir nicht … richtig.«
    Ich nickte stumm und legte die Akte erst einmal zur Seite. Nur zu genau fühlte ich, was sie meinte. Irgendwie war es nicht richtig, die vertraulichsten Informationen über jemanden zu lesen, der eigentlich ganz nett schien, eigentlich ganz vertrauenswürdig und eigentlich sehr bemüht, alles richtig und wieder gut zu machen. Eigentlich war wirklich seltsam …
    »Dominique und Paul«, schlug ich vor, um nicht mehr über Klaus nachdenken zu müssen.
    »Die Hirnis?« Daria schrieb die beiden auf, machte aber ein dickes Fragezeichen hinter jeden von ihnen.
    »David, Elijah und Jonah«, listete ich auf. Und nur wegen Darias Gesichtsausdruck fühlte ich mich genötigt, hinzuzufügen: »Wer einmal lügt, dem traut man nimmer.« Schließlich hatte ich ihr davon erzählt, dass Elijah der Anführer der Kategorie 2 Nachtmahre war und die beiden versuchten mich zu einer Beziehung zu nötigen. Etwas, was mich deutlich mehr störte, als Daria. Entweder war ich seltsam, was Liebe und Treue anbelangte, oder sie. Immerhin hatte sie inzwischen die Güte halbwegs glaubwürdig Verständnis zu heucheln.
    »Wow, dann würdest du aber auch auf der Liste stehen«, kommentierte sie nicht ganz zu unrecht. »Oder eben Klaus, Meg und ich …« Sie sah mich strafend an, als sie sich selbst nannte. »Und was ist mit Rebecka, Astrid, Jessica und ihrem Vater, Doktor Slater?«
    Ich nickte. Ja, die mussten auch unbedingt auf die Liste. Bei Rebecka und Jessica war ich mir zwar zu 98% sicher, aber trauen? Mitnichten. Und weil wir schon dabei waren: »Talbots Sekretärin und Mister Mayer.«
    »Unser sexy Lehrer?«
    »Ist ein Nachtmahr«, erklärte ich. Und nach einer Weile fügte ich hinzu: »Mehr fallen mir nicht ein.«
    Daria nickte. »Wie prüfen wir? Jeder bestimmte Personen oder jeder alles?«
    »Jeder alles«, schlug ich vor.
    »Weil du nicht objektiv bist, wenn es um bestimmte Personen geht?«, riet Daria.
    »Ich bin
immer
objektiv«, behauptete ich, verstummte aber bei Darias Blick auf die Pfirsichblüten. Also
das
war jetzt wirklich albern!

    Wie um meine vorangegangene Behauptung der Objektivität zunichte zu machen, schlich ich um Klaus’ Akte herum wie um eine Brandbombe. Daria war seit fast dreißig Minuten fort und ich hatte mich immer noch nicht getraut, die Mappe aufzuschlagen. Was, wenn alles, woran ich glaubte, worauf ich hoffte, falsch war. Eine weitere Lüge?
    Bisher war es eine Frage des Vertrauens gewesen. Vertraute ich Klaus oder Meg? Glaubte ich, dass Klaus nichts von »Saint Blocks« gewusst hatte, oder nicht? Konnte die Akte einen Grund enthalten – oder das Gegenteil?
    »Verflixt!«, fluchte ich. Genau so etwas passierte, wenn man Leute zu dicht an sich heranließ. Man wurde mitfühlend, verständnisvoll und wollte nicht mehr, dass sie einen betrogen – weswegen man den Betrug immer erst zu spät bemerkte.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen setzte ich mich auf mein Bett und vergaß sogar an die neunte Legion zu denken, als ich mich endlich an die erste Seite traute und mich gleichzeitig dafür verfluchte, nicht einfach vertrauen zu können. Schließlich konnte ich von anderen nichts verlangen, was ich selbst nicht aufbringen konnte. Oder?
    Zwei Stunden später starrte ich immer noch auf die Akte und wusste nicht, was ich mit den Informationen anfangen sollte. Wenn es jemanden gab, der gestörter war als ich, dann Klaus. Wenn es jemanden gab, der weniger dafür konnte, war er es leider auch.
    Nach dem Tod seiner Frau war er in eine geschlossene Anstalt eingewiesen worden und hatte damit mehr Zeit mit Psychiatern und Psychologen verbracht, als ich in »Saint

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