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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Blocks«. Es gab kein »Warum?«, keine Behandlung, keine Diagnose. Keine Information. Es gab Aufzeichnungen zu Megs Verhalten, zu Max und David und zu mir, aber nichts, was aufklären könnte, was mit Klaus geschehen war. Nur Details zu seinem Gesundheitszustand. Nichts zu seinem Geisteszustand. Ein weiteres, ungelöstes Rätsel in der seltsamsten Familie aller Zeiten.
    Andererseits war nun klar, dass er vermutlich wirklich nichts von »Saint Blocks« gewusst hatte – zumindest nichts, was die Qualität anbelangte. Wahrscheinlich hatte Meg erzählt, es wäre ein Internat. Und da er andere Probleme gehabt hatte – ich konnte nur vermuten, dass sie mit Nadjas Tod zusammenhingen – hatte er ihre Erklärung geschluckt. Genauso, wie er ihre heile Welt geschluckt hatte, in der er ab und zu »Freigang« hatte. An Feiertagen. An den Feiertagen, an denen auch ich zu Hause gewesen war. Geholt von Meg.
    Immerhin hatte sich meine Supertante gut um David und Max gekümmert. Wenn vermutlich auch nur, um sich bei Klaus beliebt zu machen.
    Ein weiteres Mal verglich ich die Akten mit meinen Tagebüchern und stellte fest, dass ich meine komplette Befreiung aus »Saint Blocks« dem Umstand verdankte, dass es Klaus irgendwann besser gegangen war. Gut genug, um endgültig nach Hause zu kommen.
    Aber warum hatte er es nicht gesagt? Warum hatte er nicht einfach zugegeben, was tatsächlich Sache gewesen war?
    Meine Paranoia meinte: Weil es mehr gab, vor allem den Grund für seine Einweisung. Schließlich war niemand mehrere Jahre lang fast vollständig isoliert und in einer Anstalt. Meine Objektivität kam nicht umhin, sich ihr anzuschließen.
    Nur meine Hoffnung, meine Hoffnung war Klaus’ Seite und glaubte an eine vernünftige, elegante Erklärung.

    Elegant war auch der Kuss von Elijah. Es war ein fantastischer Kuss. Ein Kuss, wie es ihn nur in einem Traum gab. Einem fantastischen, unrealistischen Traum. Unrealistisch, weil Jonah ebenfalls da war – und es mich kein bisschen störte, geteilt zu werden. Ich genoss es. Sehr. Sie waren herrlich, rücksichtsvoll, schienen genau zu wissen, was ich wollte, wann ich es wollte und … mein Blick wanderte in meinem Zimmer umher, von Elijah zu Jonah und blieb bei den Pfirsichblüten hängen. Mit dem Gedanken, dass irgendetwas nicht stimmte, fiel ich wie eine einzelne Blüte und fiel und fiel und fiel.
    Auf einer anderen Traumebene wachte ich wieder auf. Und bekam keine Luft mehr. Ich sah mich, in einem Spiegel, nein, einen Doppelgänger, und starb, starb, starb … Nur um Sekunden später im Wasser aufzuschlagen. Obwohl ich schwamm wurde ich unter die Oberfläche gedrückt, tiefer und tiefer und dieses Mal war es nicht so, wie damals mit zehn Jahren, es kam kein Schatten um mich zu retten, kein Jonah mit seinem lebensspendenden Atem. Ich war einfach tot – nicht ohne mich abermals zu sehen. Einen lebenden Doppelgänger meiner selbst.
    Ich schreckte aus dem Traum. So langsam bekam ich Übung darin. Auf jeden Fall dauerte es inzwischen nicht mehr so lange, bis ich begriffen hatte, dass es nur ein Traum gewesen war. Trotzdem gab es keine Spuren von einem Nacht- oder Tagmahr. Letzteres wäre sehr unwahrscheinlich gewesen, aber ich wollte nichts von vornherein ausschließen.
    »Okay, was hatten wir? Fallen, Ertrinken, Ersticken, Doppelgänger.« Ich stand auf und setzte mich an meinen Schreibtisch, ohne das Licht anzumachen.
    Es gab keinen Grund, irgendjemanden im Hause
de Temples
aufzuregen, indem ich schon wieder mitten in der Nacht herumgeisterte. Die Suche nach den Stichpunkten in Zusammenhang mit Träumen war schnell und aufschlussreich. Wie auch der Tod und das Wasser waren es sogenannte Archetyp-Träume. Meistens hatte man nur einen von ihnen in einer Nacht – ich war im Schnellverfahren durch fast alle galoppiert.
    Am besten gefiel mir der Doppelgänger, zu dem ich im Internet fand, dass er der Ich-Sphäre zuzurechnen ist und einen unterdrückten Persönlichkeitsteil darstellte. Meist verfolgt er im Traum den Schlafenden, mit dem Ziel, dass die unterdrückten Teile in die Persönlichkeit integriert werden. Also egal wie furchteinflößend, war es doch nur ein hilfreicher »akzeptiere alle deine Seiten«-Traum.
    Aber »Archetypen«? Das klang nach Nachtmahre der Kategorie 3; nicht nach Nachtmahre der Kategorie 2 – was es um deutlich mehr als um eine Kategorie schlimmer machte.
    Ich hatte es also mit den schlimmsten aller möglichen Albträumen zu tun. Die, die einen mit dem

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