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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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es wäre vielleicht eine gute Idee, Schatz, wenn wir uns
    beeilen und…«
    »Nicht ohne Vater!«, verkündete Frau Rudolf.
    »Kein Problem, gnä’ Frau«, sagte Mumm. »Wo ist er?«
    »Auf unserer Barrikade, natürlich! Die, und das möchte ich betonen,
    viel besser ist als diese.«
    »Wie du meinst, gnä’ Frau«, sagte Mumm. »Wenn dein Vater hierher
    kommen möchte…«
    »Äh, du verstehst nicht ganz«, murmelte Rudolf. »Er ist, äh, auf der Barrikade…«
    Mumm blickte zu der anderen Barrikade, blinzelte und sah genauer
    hin. Ganz oben auf dem Wal aus aufeinander gestapelten
    Möbelstücken stand ein üppig gepolsterter Lehnsessel. Eine genauere
    Untersuchung ergab, dass ein Alter darin saß und schlief. Er trug
    Pantoffeln.
    »Er hängt sehr an seinem Sessel«, seufzte Rudolf.
    »Er wird ein Erbstück sein«, sagte Frau Rudolf. »Bitte schick deine jungen Männer, um unsere Möbel zu holen. Und sie sol en vorsichtig
    damit umgehen. Stel t sie irgendwo hinten auf, wo niemand auf sie
    schießt.«
    Mumm nickte Sam und zwei anderen zu, als Frau Rudolf über die
    Barrikade kletterte und zum Wachhaus schritt.
    »Wird es zu einem Kampf kommen?«, fragte Rudolf besorgt.
    »Das ist möglich, Herr.«
    »Ich fürchte, ich bin kein guter Kämpfer.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen, Herr.« Mumm half dem Mann über
    die Barrikade und wandte sich dann den anderen zu. Er hatte sich von
    einem Blick durchbohrt gefühlt, und jetzt verfolgte er ihn zum
    Ausgangspunkt zurück, zu einem jungen Mann mit schwarzer Hose,
    einem Rüschenhemd und langem, krausem Haar.
    »Dies ist ein Trick, nicht wahr?«, fragte der junge Mann. »Du bringst
    uns in deine Gewalt, und dann sieht man uns nie wieder.«
    »Dann bleib mir fern, Reg!«, sagte Mumm. Einmal mehr wölbte er die
    Hände trichterförmig am Mund und wandte sich der Barrikade im
    Fischbeinweg zu. »Wer sich uns anschließen möchte, sollte sich besser
    beeilen!«, rief er.
    »Du weißt nicht, ob ich so heiße!«, sagte Reg Schuh.
    Mumm blickte in die vorstehenden Augen. Der einzige Unterschied
    zwischen dem heutigen Reg und jenem, den er in der Zukunft
    zurückgelassen hatte, bestand darin, dass Obergefreiter Schuh grauer
    war und an einigen Stel en von Nähten zusammengehalten wurde. Reg
    hatte sich schnel daran gewöhnt, ein Zombie zu sein. Er war
    gewissermaßen dazu geboren, tot zu sein. Er glaubte so intensiv an Dinge, dass ihn eine innere Feder in Gang hielt. Er gab einen guten
    Polizisten ab, aber keinen guten Revolutionär. Personen, die so
    akribische Eiferer waren wie Reg, beunruhigten echte Revolutionäre. Es
    lag an seinem Starren.
    »Du bist Reg Schuh«, sagte Mumm. »Du wohnst im Fischbeinweg.«
    »Aha, ihr habt geheime Akten über mich, wie?«, fragte Reg mit
    schrecklicher Zufriedenheit.
    »Nein, eigentlich nicht. Bitte sei jetzt so gut und…«
    »Ich wette, es ist eine besonders große Akte, einen halben Meter
    dick«, sagte Reg.
    »Nicht einen ganzen halben Meter, nein«, entgegnete Mumm. »Hör
    mal, Reg, wir…«
    »Ich verlange Einblick!«
    Mumm seufzte. »Wir haben keine Akte über dich, Reg. Wir haben
    über niemanden eine Akte. Viele von uns können nicht lesen, ohne den Finger zur Hilfe zu nehmen. Wir sind nicht an dir interessiert, Reg.«
    Reg Schuhs starrer Blick blieb auf Mumm gerichtet, und sein Gehirn
    wies die gerade erhaltenen Informationen zurück, weil sie sich nicht mit
    den Vorstel ungen vereinbaren ließen, die Reg für Realität hielt.
    »Es hat keinen Sinn, mich zu foltern, denn ich werde keine
    Einzelheiten über die Genossen in den anderen revolutionären Zel en
    verraten!«, sagte Reg.
    »Na schön, dann verzichten wir auf die Folter. Wenn du jetzt bitte…«
    »So sind wir organisiert, verstehst du? Die Kader wissen nichts
    voneinander!«
    »Na so was. Wissen sie von dir?«, fragte Mumm.
    Ein kurzer Schatten fiel auf Regs Gesicht. »Wie bitte?«
    »Du hast gesagt, dass du nichts von den anderen weißt«, meinte
    Mumm. »Woraus sich die Frage ergibt: Wissen die anderen von dir?« Er
    wol te hinzufügen: Deine revolutionäre Zel e besteht aus einer Person,
    Reg, aus dir selbst. Die wahren Revolutionäre sind stille Männer mit
    den Augen von Pokerspielern, und ihnen dürfte es völlig gleich sein, ob
    du existierst oder nicht. Du hast das Hemd und das Haar und die
    Schärpe, und du kennst al e Lieder, aber du bist kein Stadtguerillero,
    sondern ein Träumer. Du stößt Mül tonnen um und beschmierst die
    Mauern im Namen »des Volkes«,

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