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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sprachrohr weg und
    wölbte die Hände vor dem Mund.
    »Einige von euch kennen mich!«, rief er. »Ich bin Oberfeldwebel Keel
    und führe derzeit das Kommando über das Wachhaus in der
    Sirupminenstraße! Ich befehle euch, die Barrikade zu beseitigen…«
    Höhnische Stimmen erklangen, und einige schlecht gezielte
    Wurfgeschosse flogen. Mumm rührte sich nicht von der Stel e und
    wartete, bis wieder Ruhe einkehrte. Dann hob er erneut
    beschwichtigend die Hände.
    »Ich wiederhole, ich befehle euch, die Barrikade zu beseitigen.« Er
    holte tief Luft und fuhr fort: »Und sie auf der anderen Seite an der Ecke
    Ankertaugasse neu zu errichten! Und eine weitere an der Glatten Gasse!
    Und baut eine richtige! Meine Güte, man legt nicht einfach
    irgendwelche Dinge aufeinander. Eine Barrikade muss konstruiert
    werden! Wer hat hier das Sagen?«
    Laute der Verwunderung ertönten hinter den diversen Möbelstücken,
    und eine Stimme rief: »Du?« Nervöses Gelächter folgte.
    »Sehr komisch! Dann lacht auch hierüber, wenn euch danach zumute
    ist! Bisher ist niemand an uns interessiert! Dies ist ein ruhiger Teil der
    Stadt! Aber wenn’s wirklich schlimm kommt, habt ihr plötzlich die
    Kavallerie im Rücken! Mit Säbeln! Wie lange könnt ihr dann
    durchhalten? Aber wenn ihr das hiesige Ende der Sirupminenstraße und
    der Glatten Gasse abriegelt, bleiben den Kaval eristen nur noch
    schmale Gassen übrig, und das dürfte ihnen nicht gefal en! Wir würden
    euch gern beschützen, aber meine Männer und ich werden hinter den
    Barrikaden dort drüben sein…«
    Er drehte sich um und kehrte zu den wartenden Wächtern zurück.
    »Also gut, Jungs«, sagte er. »Ihr habt es gehört. Sprung und Humpel,
    ihr bringt den Gefangenenwagen zur Brücke und kippt ihn dort um.
    Keule, Nimmernich und Fred – geht los und besorgt einige Karren. Ihr
    seid hier aufgewachsen; behauptet also nicht, ihr hättet so etwas noch
    nie zuvor getan. Blockiert mit einigen von ihnen die Straßen hier unten.
    Schiebt die anderen in Gassen, bis sie festsitzen. Ihr kennt euch hier
    aus. Riegelt al e Zugänge ab.«
    Colon rieb sich die Nase. »Auf der Flussseite lässt sich das machen,
    Oberfeldwebel, aber nicht auf der Seite der Schatten. Dort wimmelt es
    von Gassen, und sie lassen sich nicht al e blockieren.«
    »Ich glaube, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, sagte
    Mumm. »Von der Seite wird keine Kaval erie vorrücken. Wisst ihr, wie
    man ein Pferd in den Schatten nennt?«
    Colon grinste. »Ja, Oberfeldwebel. Mittagessen.«
    »Genau. Und ihr anderen… Holt al e Sitzbänke und Tische aus dem
    Wachhaus…«
    Er begriff plötzlich, dass sich kein einziger Wächter bewegt hatte. Ein
    gewisses… Problem hing in der Luft.
    »Nun?«
    Billy Wiggel nahm den Helm ab und wischte sich Schweiß von der
    Stirn. »Äh… wie weit geht diese Sache, Oberfeldwebel?«
    »Die ganze Strecke, Billy.«
    »Aber wir haben den Eid geleistet, Oberfeldwebel, und jetzt
    verweigern wir den Befehl und helfen Rebel en. Das scheint nicht
    richtig zu sein, Oberfeldwebel«, brachte Wiggel unglücklich hervor.
    »Du hast geschworen, das Gesetz zu wahren und Bürger zu
    verteidigen, ohne Furcht oder persönliche Gunst«, sagte Mumm.
    »Außerdem sieht der Eid vor, Unschuldige zu beschützen. Offenbar hat
    man dies für wichtig gehalten. Von anderen Dingen ist nicht die Rede.
    Nirgends wird erwähnt, dass es Befehle zu befolgen gilt, nicht einmal
    meine. Du bist ein Polizist, der dem Gesetz gehorcht, kein Soldat der
    Regierung.«
    Ein oder zwei Männer blickten sehnsüchtig zum anderen Ende der
    Straße, das leer war und verlockend wirkte.
    »Wer gehen möchte… Ich werde niemanden daran hindern«, sagte
    Mumm.
    Die sehnsüchtigen Blicke erstarben.
    »Hal o, Herr Keel«, ertönte eine klebrige Stimme hinter Mumm.
    »Ja, Nobby?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Woher wusstest du, dass ich es bin, Oberfeldwebel?«
    »Es ist ein erstaunliches Talent, Junge«, sagte Mumm und drehte den
    Kopf, um entgegen al er Weisheit auf den Bengel hinabzusehen. »Was
    geschieht?«
    »Großer Aufruhr auf dem Hiergibt’salles-Platz, Oberfeldwebel. Und
    es heißt, Leute seien in das Wachhaus bei den Tollen Schwestern
    eingedrungen und hätten den Leutnant aus dem Fenster geworfen. Und
    überall wird geplündert, heißt es, und die Tagwache ist beauftragt, Leute
    festzunehmen, aber die meisten Leute von der Tagwache verstecken
    sich, weil…«
    »Ich verstehe«, seufzte Mumm. Carcer hatte Recht.

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