Die Nachtwächter
der Barrikade.«
»Sie stammt aus dem Wachhaus«, erwiderte Mumm und fügte hinzu:
»Herr.«
»Weißt du, dass der Patrizier die Errichtung von Barrikaden zu einem
Akt der Rebel ion erklärt hat?«
»Jaherr.«
»Und?«, fragte der Hauptmann geduldig.
»Es ist kein Wunder, dass er so etwas sagt, Herr.«
Der Hauch eines Lächelns huschte über die Lippen des Hauptmanns.
»Wir können keine Gesetzlosigkeit zulassen, Oberfeldwebel. Wohin
kämen wir, wenn wir alle das Gesetz missachten würden?«
»Hinter der Barrikade gibt es mehr Polizisten pro Person als irgendwo
sonst in der Stadt, Herr«, erwiderte Mumm. »Man könnte sagen, es ist
der gesetzestreueste Ort weit und breit.«
Stimmen erklangen hinter der Barrikade.
»… uns gehören eure Helme, eure Waffen für den Krieg, uns gehören eure Führer, drum gehört uns auch der Sieg… Morporkia, Morporkia,
Morpooroorooorooorroorr…«
»Rebellenlieder, Herr!«, sagte Soldat Nummer eins. Der Hauptmann
seufzte.
»Wenn du genau hinhörst, Heppelweiß, fällt dir vielleicht auf, dass es
die sehr schlecht gesungene Nationalhymne ist«, sagte er. »Wir können
nicht zulassen, dass Rebellen sie singen, Herr!« Der Gesichtsausdruck
des Hauptmanns sprach Bände über Idioten.
»Die Fahne zu hissen und die Nationalhymne zu singen sind zwar ein
wenig verdächtige Aktivitäten, Heppelweiß, aber sie bedeuten noch
keinen Verrat«, sagte der Hauptmann. »Außerdem werden wir woanders
gebraucht.« Er grüßte Mumm, der den Gruß erwiderte. »Wir verlassen
dich jetzt, Oberfeldwebel. Ich nehme an, dich erwarten noch einige
interessante Stunden. Ja, da bin ich sicher .«
»Aber es ist eine Barrikade, Herr!«, beharrte der erste Soldat und richtete einen bösen Blick auf Mumm.
»Es ist nur ein Möbelhaufen, Mann. Ich schätze, die Leute in dieser
Straße machen Frühjahrsputz. Du wirst nie zu einem Offizier, wenn du
nicht klar sehen kannst. Folgt mir jetzt, wenn ich bitten darf.«
Der Hauptmann nickte Mumm noch einmal zu, trieb sein Pferd an
und führte die Soldaten fort.
Mumm lehnte sich an die Barrikade, legte die Armbrust auf den
Boden und holte sein Zigarrenetui hervor. Dann griff er erneut in die
Tasche, suchte nach der inzwischen recht demolierten Schachtel und
brachte die kleinen Zigarren vorsichtig in dem Etui unter.
Links erstreckte sich die Ankertaugasse, und vorne reichte die
Sirupminenstraße bis zur Leichten Straße.
Wenn man bis hin zur Leichten Straße Barrikaden errichten könnte,
befände sich ein großer Teil der Unteren Mittwärtigen Seite dahinter
und ließe sich leichter schützen…
Wir schaf en es. Immerhin haben wir es geschaf t.
Das bedeutet al erdings auch, dass das Hauptquartier der
Unaussprechlichen auf unserer Seite liegt. Ebenso gut könnte man sein
Zelt über einem Schlangennest aufstel en.
Wir werden damit fertig. Wir sind damit fertig geworden.
Zwei ältere Leute schoben einen mit Habseligkeiten beladenen
Karren zur Barrikade. Sie richteten einen bittenden Blick auf Mumm,
und auf sein Nicken hin eilten sie zur anderen Seite. Jetzt brauchen wir
nur…
»Oberfeldwebel?« Fred Colon beugte sich oben über die Barrikade. Er
wirkte noch etwas mehr außer Atem als sonst. »Ja, Fred?«
»Es kommen ziemlich viele Leute über die Ponsbrücke. Überal geht’s
drunter und drüber, erzählen sie. Sol en wir sie durchlassen?«
»Irgendwelche Soldaten?«
»Ich glaube nicht, Oberfeldwebel. Nur Alte und Kinder. Und meine
Oma.«
»Vertrauenswürdig?«
»Nicht, wenn sie ein paar Halbe getrunken hat.«
»Lass sie durch!«
»Äh…«, sagte Colon.
»Ja, Fred?«
»Es sind auch Wächter dabei. Einige Jungs aus der Düstergut-Straße
und viele aus der Königsstraße. Ich kenne die meisten von ihnen, und
die, die ich nicht kenne, sind denen bekannt, die ich kenne. Wenn du
verstehst, was ich meine.«
»Wieviele?«
»Etwa zwanzig. Einer von ihnen ist Dai Dickins, ein Feldwebel aus
der Düstergutstraße. Er meinte, sie hätten den Befehl erhalten, auf
Leute zu schießen. Daraufhin sind die meisten von ihnen sofort
desertiert.«
»Sie haben den Dienst quittiert, Fred«, sagte Mumm. »Wir desertieren
nicht. Wir sind Zivilisten. Also, du, der junge Mumm, Keule und sechs
weitere Männer – ich möchte, dass ihr in zwei Minuten vol ausgerüstet
antretet, verstanden? Und sag Wiggel, er sol Gruppen einteilen, die die
Barrikaden auf meinen Befehl hin nach vorn bringen.«
»Du willst die Barrikaden bewegen,
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