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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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es gibt sieben leere
    Gräber auf dem Friedhof…
    Konnte er in einem solchen Fall in seine Zeit zurückkehren?
    Angenommen, Madame hatte Recht und man bot ihm den Posten des
    Kommandeurs an, nicht als Bestechung, sondern weil er ihn sich
    verdient hatte. Das würde die Geschichte verändern!
    Mumm holte das Zigarrenetui hervor und blickte auf die Gravur.
    Mal sehen, dachte er. Wenn ich Sybil nie begegne, können wir wohl
    kaum heiraten, und dann gibt es keinen Grund für sie, mir dieses Etui
    zu kaufen, und dann kann ich es nicht in der Hand halten und
    betrachten…
    Er starrte auf die schnörkelige Gravur und wünschte sich fast, dass sie
    verschwand. Aber sie blieb da.
    Andererseits… Der alte Mönch hatte gesagt, was geschehen ist, bleibt geschehen. Und vor Mumms innerem Auge gab es ein geistiges Bild
    von Sybil, Karotte, Detritus und all den anderen. Es zeigte sie
    eingefroren in einem Moment, der keinen anderen Moment haben
    würde.
    Mumm wol te nach Hause. Er wol te es so sehr, dass er beim
    Gedanken daran zitterte. Aber wenn der Preis dafür darin bestand, gute
    Männer der Nacht zu überlassen, jene Gräber zu fül en und nicht mit
    jedem Trick zu kämpfen, den er kannte… dann war der Preis zu hoch.
    Er begriff, dass er eigentlich gar nichts entschied. Dies geschah tief
    unter den Bereichen des Gehirns, die Entscheidungen trafen. Es war
    etwas Eingebautes.
    Nirgends gab es ein Universum, in dem Sam Mumm nachgeben
    würde, denn dann wäre er nicht mehr Sam Mumm gewesen.
    Der Schriftzug blieb in dem Silber erhalten, aber er war jetzt
    verschwommen, wegen der Tränen in Mumms Augen. Er weinte die
    Tränen eines Zorns, der größtenteils ihm selbst galt. Er konnte
    überhaupt nichts tun. Er hatte keine Fahrkarte gekauft, um hierher zu
    kommen, aber jetzt war er hier und musste alles bis zum Schluss
    durchstehen.
    Was hatte der alte Mönch sonst noch gesagt? Dass die Geschichte
    einen Weg fand? Sie musste sich etwas einfallen lassen, denn jetzt trat
    sie gegen Sam Mumm an.
    Er sah auf und stellte fest, dass ihn der junge Sam beobachtete. »Alles
    in Ordnung, Oberfeldwebel?«
    »Ja, ja.«
    »Ich meine, du sitzt da seit zwanzig Minuten und starrst auf deine
    Zigarren.«
    Mumm hüstelte, steckte das Etui ein und riss sich zusammen.
    »Vorfreude ist die beste Freude«, sagte er.
    Die Nacht dauerte an. Nachrichten trafen ein, von Barrikaden auf
    Brücken und an Toren. Es gab Angriffe, die aber nur dazu dienten, die
    Entschlossenheit der Verteidiger zu testen. Und es kamen weitere
    Deserteure an.
    Ein Grund für die vielen Desertionen bestand darin, dass praktisch
    veranlagte Menschen über gewisse ökonomische Prinzipien
    nachdachten. Der Republik der Sirupminenstraße fehlten al e wichtigen
    Gebäude in der Stadt, genau jene, die Rebel en eigentlich unter ihre
    Kontrolle bringen wol ten. Sie hatte weder Regierungsbüros noch
    Banken und nur wenige Tempel. Sie war fast völlig ohne die
    bedeutsame Architektur der Stadt.
    Dafür hatte sie al den unwichtigen Kram: den ganzen
    Schlachthausdistrikt, den Butter- und Käsemarkt, die Tabakhändler und
    Kerzenmacher und fast alle Obst- und Gemüselager. Zwar mussten die
    Republikaner auf wichtige Dinge wie Regierung, Bankdienste und
    Seelenheil verzichten, aber sie waren unabhängig in so banalen und
    alltäglichen Dingen wie Essen und Trinken.
    Menschen sind bereit, lange Zeit auf ihr Seelenheil zu warten, aber sie
    erwarten, dass das Essen in spätestens einer Stunde auf dem Tisch
    steht.
    »Ein Geschenk von den Jungs drüben bei den Schlachthäusern,
    Oberfeldwebel«, sagte Dickins und kam mit einem Karren. »Sie meinen,
    sonst würde es nur verderben. Kann ich den Kram an die Feldküchen
    verteilen?«
    »Was hast du?«, fragte Mumm.
    »Größtenteils Steaks«, erwiderte der alte Feldwebel und lächelte.
    »Aber ich habe im Namen der Revolution einen Sack Zwiebeln befreit!«
    Er sah, wie sich Mumms Gesichtsausdruck veränderte. »Nein,
    Oberfeldwebel, der Mann hat ihn mir gegeben. Die Jungs müssen was
    essen, meinte er.«
    »Was habe ich euch gesagt? In der Volksrepublik wird jede Mahlzeit
    ein Festmahl sein!« Reg Schuh näherte sich und hielt ein Klemmbrett in
    der Hand. Leute wie Schuh können sich einfach nicht davon trennen.
    »Wenn du die Ladung bitte zum offiziellen Lagerhaus bringen könntest,
    Feldwebel…«
    »Zu welchem Lagerhaus?«
    Reg seufzte. »Alle Lebensmittel müssen ins volkseigene Lagerhaus
    gebracht werden. Dort kümmern sich meine Funktionäre um

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