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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wenn man nicht wusste, dass gerade einige Tonnen
    Holz zur Seite gesprungen waren. Es krachte, zwei blockierte Räder des
    Wagens brachen, und die Große Marie kippte in einem Chaos aus
    Flammen, geborstenem Holz, Rauch und Staub zur Seite.
    Mumm zählte leise und war erst bis zwei gekommen, als ein
    Wagenrad aus dem Qualm schoss und über die Straße rollte. Das
    geschieht immer.
    Aber es war noch nicht vorbei. Die beiden Ochsen, verheddert im
    Durcheinander aus Deichsel und Geschirr, wurden zu einem
    gemeinsamen wütenden Geschöpf, das nur sechs Beine von acht auf
    den Boden bringen konnte, sich in die entgegengesetzte Richtung
    wandte und erstaunlich schnel hinkte.
    Die anderen Ochsen, die auf das große Ziehen gewartet hatten, sahen
    es näher kommen. Das laute Krachen hatte sie erschreckt, und jetzt
    witterten sie Entsetzen und Zorn, was sie veranlasste, die Flucht zu
    ergreifen. Sie liefen den Bogenschützen hinter ihnen entgegen, die
    ihrerseits losliefen, den Kaval eristen entgegen. Die Pferde hatten
    ohnehin etwas gegen Bewaffnete, die ihnen entgegenstürmten, und
    waren darüber hinaus sowieso besorgt. Sie reagierten, indem sie nach
    al en traten, die ihnen zu nahe kamen.
    Den Beobachtern auf der Barrikade fiel es schwer zu erkennen, was
    danach geschah, aber für einige Zeit waren die Geräusche sehr
    interessant.
    Feldwebel Colon klappte den Mund zu. »Potzblitz, Oberfeldwebel«,
    sagte er bewundernd. In der Ferne zerbrach Glas.
    »Sie werden zurückkommen«, sagte Mumm.
    »Ja, aber nicht al e«, erwiderte Wiggel. »Bravo, Oberfeldwebel.«
    Mumm drehte sich um und sah, dass ihn Sam aus weit aufgerissenen
    Augen und mit offener Heldenverehrung anstarrte.
    »Ich hatte Glück, Junge«, sagte er. »Aber es hilft, sich an gewisse
    Details zu erinnern und keine Angst davor zu haben, sich die Hände
    schmutzig zu machen.«
    »Wir können jetzt gewinnen, Oberfeldwebel«, erwiderte Sam.
    »Nein. Aber wir können die Niederlage so lange hinausschieben, dass
    sie nicht zu sehr schmerzt.« Mumm wandte sich den anderen zu. »In
    Ordnung, Jungs, zurück an die Arbeit. Wir hatten ein bisschen Spaß,
    doch bis zur Morgendämmerung dauert es noch eine Weile.«
    Die Neuigkeiten hatten sich herumgesprochen, noch bevor er von der
    Barrikade heruntergeklettert war. Die Menge jubelte, und in den
    Bewaffneten regte sich Stolz. Wir haben es ihnen gezeigt. Es gefällt
    ihnen nicht, wenn sie kalten Stahl zu spüren bekommen, diese… äh…
    anderen Bewohner von Ankh-Morpork! Wir zeigen es ihnen!
    Es waren nur einige Holzkeile, etwas frischer Ingwer und viel Glück
    erforderlich gewesen. So etwas geschah bestimmt nicht zweimal.
    Vielleicht brauchte es das auch nicht. Mumm erinnerte sich, dass er
    von der Ermordung gehört hatte. Es war al es sehr geheimnisvoll. Man
    hatte Winder in einem Raum vol er Leute umgebracht, ohne dass
    jemand etwas gesehen hatte. Man spekulierte über Magie, doch das
    wiesen die Zauberer energisch zurück. Manche Historiker meinten, es
    wäre geschehen, weil die Truppen den Befehl bekamen, die Barrikaden
    anzugreifen, doch das beantwortete die Frage nicht. Für jemanden, der
    einen Mann in einem hel erleuchteten Raum vol er Leute erstechen
    konnte, waren einige Wächter in der Dunkelheit sicher kein Problem…
    Mit Schnappüber als neuem Patrizier hatte sich niemand sehr bemüht,
    den Fal aufzuklären. Man sagte: »Wahrscheinlich werden wir nie die
    Wahrheit erfahren«, was nach Mumms persönlichem Wörterbuch
    bedeutete: »Ich kenne die Wahrheit oder glaube sie zu kennen, und
    hoffentlich kommt sie nicht ans Licht, denn jetzt läuft al es glatt.«
    Angenommen, wir verlieren nicht.
    Keel hatte die Große Marie nicht erledigt. In der anderen Gegenwart
    war sie nicht eingesetzt worden. Die Soldaten waren nicht so dumm
    gewesen, es damit zu versuchen. Eine solche Vorrichtung mochte ihren
    Zweck erfül en, wenn man sie gegen kleine, von Zivilisten errichtete
    Barrikaden einsetzte, aber sie war ein Witz gegen robuste
    Verteidigungsanlagen, an denen Profis Widerstand leisteten. Jetzt war
    die Große Marie ein Trümmerhaufen, die Angreifer mussten sich in
    aller Eile etwas Neues einfallen lassen, und: die Zeit verstrich…
    Angenommen, wir verlieren nicht.
    Sie brauchten bloß durchzuhalten. Die Leute ganz oben hatten ein
    sehr kurzes Gedächtnis. Winder hat unter geheimnisvollen Umständen
    den Tod gefunden, lang lebe Lord Schnappüber! Und plötzlich werden
    die Rebel en zu glorreichen Freiheitskämpfern. Und

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