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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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brachte weder Schutzlose noch Bedienstete um. Man trat der zu
    inhumierenden Person direkt gegenüber. Und man hielt sein Wort. Dies
    hier gehörte sich nicht.
    »Prächtig«, sagte Schnappüber. »Genau die richtige Zeit. Die Straßen
    voller Leute. Allgemeines Durcheinander. Unbelehrbare Elemente. Eine
    wichtige Nachricht, die nicht rechtzeitig weitergeleitet wurde. Die linke
    Hand weiß nicht, was die rechte tut. Schwierige Situationen. Al es sehr
    bedauerlich. Nein, mein lieber Doktor, ich trete nicht mit einem
    entsprechenden Ersuchen an deine Gilde heran. Zum Glück gibt es
    Personen, deren Loyalität der Stadt gegenüber weniger… unverbindlich
    ist. Und jetzt, wenn ich bitten darf – es gibt viel zu tun. Wir sehen uns
    später wieder.«
    Fol ett und die anderen wurden mit höflichem Nachdruck
    hinauskomplimentiert. Die Tür schloss sich hinter ihnen.
    »Offenbar stehen wir wieder am Anfang«, sagte das Oberhaupt der
    Assassinengilde, als sie durch den Flur schritten.
    »Ave! Duci novo, similis duci seneci«, murmelte Herr Schräg so
    trocken, wie es nur einem Zombie möglich war. »Oder wie wir in der
    Schule sagten: ›Ave! Bossa nova, similis bossa seneca!‹« Er lachte
    schulmeisterlich. In toten Sprachen fühlte er sich zu Hause.
    »Grammatikalisch ist das natürlich völlig…«
    »Was bedeutet das?«, fragte Madame.
    »Hier kommt der neue Boss, er ist genauso wie der alte Boss«,
    brummte Doktor Fol ett.
    »Ich mahne zur Geduld«, sagte Schräg. »Er ist neu im Amt. Vielleicht
    muss er sich erst noch daran gewöhnen. Die Stadt versteht es gut,
    Probleme zu umgehen. Lassen wir ihm Zeit.«
    »Wir wollten jemanden mit Entschlusskraft«, sagte eine Stimme in der
    Gruppe.
    »Wir wol ten jemanden, der die richtigen Dinge beschließt«, sagte
    Madame. Sie bahnte sich einen Weg nach vorn, eilte die breite Treppe
    hinunter und betrat ein Vorzimmer.
    Das dort wartende Fräulein Palm stand auf. »Hat er…«, begann sie.
    »Wo ist Havelock?«, fragte Madame.
    »Hier«, sagte Vetinari und löste sich aus den Schatten bei den
    Gardinen.
    »Nimm meine Kutsche! Finde Keel und warn ihn! Schnappüber wil
    ihn umbringen lassen!«
    »Aber wo ist…«
    Madame hob einen drohenden, zitternden Zeigefinger. »Brich sofort
    auf, wenn du nicht den Fluch einer Tante spüren willst!«

    Lord Schnappüber starrte einige Sekunden auf die geschlossene Tür
    und läutete dann nach seinem Chefsekretär. Der Mann schlich durch
    die private Tür herein.
    »Richten sich al e ein?«, fragte Schnappüber.
    »Ja, Exzel enz. Einige Angelegenheiten erfordern deine
    Aufmerksamkeit.«
    »Ich bin sicher, dass die Leute das gern glauben«, erwiderte
    Schnappüber, nahm Platz und lehnte sich von einer Seite zur anderen.
    »Lässt sich dieses Ding drehen?«
    »Ich glaube nicht, Herr. Aber ich werde so schnell wie möglich einen
    Drehstuhl beschaffen.«
    »Gut. Was war die andere Sache… äh, ja. Gibt es in der
    Assassinengilde aufstrebende Männer?«
    »Bestimmt, Exzel enz. Sol ich Dossiers für, sagen wir, drei von ihnen
    vorbereiten?«
    »Ja.«
    »In Ordnung, Exzel enz. Einige Personen ersuchen dringend um eine
    Audienz…«
    »Sie sollen warten. Ich habe jetzt endlich das Amt des Patriziers und
    möchte es genießen.« Schnappüber trommelte mit den Fingern auf die
    Schreibtischkante und sah noch immer zur Tür.
    »Ist meine Antrittsrede vorbereitet?«, fragte er schließlich. »Habe mit
    großem Bedauern von Lord Winders Tod gehört, zu viel Arbeit, neue
    Führung und so weiter, das Beste vom Alten bewahren und sich
    gleichzeitig dem Neuen öffnen, hütet euch vor gefährlichen Elementen,
    Opfer müssen gebracht werden et cetera, zusammenhalten zum Wohle
    der Stadt?«
    »Genau, Herr.«
    »Füge hinzu, dass der tragische Tod von Oberfeldwebel Keel
    besonders Leid tut, die Gedenkfeier zu seinen Ehren sol Bürger
    unterschiedlicher Meinungen einen, auf dass wir gemeinsam ein neues
    Ankh-Morpork schaffen können, und so weiter und so fort.«
    Der Sekretär machte sich Notizen. »Alles klar, Herr«, sagte er.
    Schnappüber sah ihn an und lächelte. »Vermutlich fragst du dich,
    warum ich auf deine Dienste zurückgreife, obwohl du für meinen
    Vorgänger gearbeitet hast.«
    »Nein, Herr«, erwiderte der Sekretär, ohne aufzusehen. Er fragte sich
    nichts dergleichen, weil er erstens Bescheid wusste und weil es zweitens
    einige Dinge gab, die man besser nicht in Frage stellte.
    »Du bleibst Sekretär, weil ich ein Talent erkenne, wenn ich es

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