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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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soll denn los sein?«, fragte Fred Colon. »Rechnest du vielleicht
    damit, dass ein großer Vogel oder so vom Himmel fäl t?« Etwas pochte
    dumpf, und Wiggel ächzte. Ein Pfeil hatte ihn in den Brustharnisch
    getroffen und ihn durchschlagen.
    Ein zweiter schlug über Mumms Kopf in die Wand. Staub rieselte
    herab.
    »Hier hinein!«, rief er. Die Tür des Ladens hinter ihnen stand offen,
    und er sprang hindurch. Andere Personen folgten seinem Beispiel.
    Pfeile surrten draußen; Schreie erklangen.
    »Welche Amnestie meinst du, Feldwebel?«, fragte Mumm. Die Wagen
    und Karren auf der Straße kamen zum Stehen, ließen weniger Licht
    durch die Butzenscheibenfenster fal en und schirmten den Laden ab.
    »Es müssen irgendwelche Idioten sein«, sagte Dickins. »Vielleicht
    Rebel en.«
    »Warum? Es gab nie so viele Rebel en. Wir wissen das! Außerdem
    haben sie den Sieg errungen.« Jenseits der Karren ertönten Rufe. Nichts
    blockierte die Straße so gut wie ein schwerer Wagen…
    »Konterrevolutionäre?«, spekulierte Dickins.
    »Leute, die Winder wieder an die Macht bringen wol en?«, fragte
    Mumm. »Ich weiß nicht, wie du dazu stehst, aber ich würde mich ihnen anschließen.« Er sah sich im Laden um – er war voller Menschen. »Was
    machen al die Leute hier?«
    »Du hast ›Hier hinein!‹ gerufen«, sagte ein Soldat.
    »Ja, und wir brauchten keine Extraeinladung, weil es Pfeile regnete«,
    fügte ein anderer Soldat hinzu.
    »Ich wol te gar nicht hierher, konnte aber nicht gegen den Strom
    schwimmen«, sagte Schnapper.
    »Ich möchte Solidarität zeigen«, meinte Reg.
    »Oberfeldwebel, ich bin’s, Oberfeldwebel!«, rief Nobby und winkte.
    Eine feste, befehlsgewohnte Stimme, dachte Mumm. Es ist
    erstaunlich, in welche Schwierigkeiten sie einen bringen kann. Es
    befanden sich etwa dreißig Personen im Laden, und Mumm kannte
    nicht einmal die Hälfte von ihnen.
    »Kann ich jemandem von euch helfen?«, erklang eine gereizte Stimme
    hinter ihm. Mumm drehte sich um und sah eine sehr kleine, fast
    puppenartige alte Dame, die ganz in Schwarz gekleidet hinter dem
    Tresen kauerte.
    Er warf einen verzweifelten Blick auf die Regale hinter ihr.
    Wollstränge lagen dann.
    »Äh, nein, ich glaube nicht«, sagte er.
    »Dann erlaubst du mir viel eicht, Frau Suppig weiter zu bedienen?
    Vier Unzen von der grauen Zweifädigen, Frau Suppig?«
    »Ja, bitte, Wilhelmine!«, tremolierte eine leise, furchterfüllte Stimme
    irgendwo zwischen den bewaffneten Männern.
    »Wir verschwinden besser von hier«, brummte Mumm. Er wandte
    sich an die Männer und gestikulierte vage, um sie darauf hinzuweisen,
    dass sie, wenn möglich, keine alten Damen beunruhigen sol ten. »Gibt
    es einen Hinterausgang?«
    Die Ladenbesitzerin sah aus unschuldigen Augen zu ihm auf. »Es
    hilft, wenn die Leute etwas kaufen, Oberfeldwebel«, sagte sie
    bedeutungsvoll.
    »Äh, wir, ähm…« Mumm sah sich um, und plötzlich fiel ihm etwas
    ein. »Ah, ja… Ich möchte einen Pilz«, sagte er. »Du weißt schon, das
    Ding aus Holz, um…«
    »Ich weiß genau, was du meinst, Oberfeldwebel. Das macht sechs
    Cent, danke. Ich freue mich immer, einen Herrn zu sehen, der sich
    selbst darum kümmert. Vielleicht brauchst du auch noch…«
    »Ich habe es wirklich sehr eilig, bitte!«, drängte Mumm. »Ich muss alle
    meine Socken stopfen.« Er nickte den Männern zu, die heldenhaft
    reagierten.
    »Ich ebenfal s…«
    »Meine sind vol er Löcher, einfach ekelhaft!«
    »Die Dinger müssen sofort gestopft werden!«
    »Ich bin’s, Oberfeldwebel, Nobby Nobbs, Oberfeldwebel!«
    »Meine könnte man als Fischernetze verwenden!«
    Die Ladenbesitzerin griff nach einem großen Schlüsselring. »Ich
    glaube, es ist dieser, nein, stimmt nicht, es ist dieser, nein… moment
    mal… ah ja, dies ist der Richtige…«
    »He, Oberfeldwebel, da sind Männer mit Armbrüsten auf der Straße«,
    meldete Fred Colon vom Fenster. »Etwa fünfzig!«
    »… nein, dieser muss es sein, meine Güte, nein, er ist für das
    Vorhängeschloss, das wir früher hatten. Könnte dieser passen?
    Probieren wir ihn aus…«
    Mit großer Sorgfalt und sehr langsam schloss die Ladenbesitzerin die
    Hintertür auf.
    Mumm sah hinaus. Der Hinterausgang führte in eine Gasse, gefül t
    mit Müll, alten Kisten und dem grässlichen Geruch aller Gassen dieser
    Art. Niemand schien in der Nähe zu sein.
    »Na schön, al e nach draußen«, sagte er. »Wir brauchen ein bisschen
    Platz. Wer hat eine Armbrust?«
    »Nur ich, Oberfeldwebel«,

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