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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Verteidigern, Veteranen und Wächtern.
    Er sah, wie jemand eine Pastete von Schnapper kaufte, schüttelte den
    Kopf und lächelte. An einem Tag, an dem man kostenlos ein Steak mit
    Zwiebeln und Kartoffeln bekommen konnte, gab es jemanden, der von
    Schnapper eine Pastete kaufte. Es war ein Triumph des
    Verkaufsgeschicks und der berühmten verkümmerten
    Geschmacksknospen der Stadt.
    Das Lied begann. Mumm wusste nicht, ob es ein Requiem oder ein
    Siegeslied war, aber Dickins hob damit an, und die anderen stimmten
    ein. Jeder Mann sang, als wäre er al ein.
    »… Al die kleinen Engel fliegen nach oben …« Das Lied breitete sich aus.
    Auch Reg Schuh saß al ein auf einem bisher noch nicht umkämpften
    Stück der Barrikade. Er hielt nach wie vor die Fahne umklammert und
    wirkte so niedergeschlagen, dass Mumm beschloss, zu ihm zu gehen
    und mit ihm zu reden.
    »… Wie fliegen sie nach oben, nach oben, wie fliegen sie nach oben empor?«
    »Es hätte wirklich so sein können, Oberfeldwebel«, sagte Reg und sah
    auf. »Ja, das hätte es. Eine Stadt, in der man frei atmen kann.«
    »… mit dem HINTERN nach oben, mit dem Hintern, mit dem Hintern nach
    oben fliegen die kleinen Engel empor…«
    »Du meinst wohl frei keuchen, Reg«, sagte Mumm und nahm neben
    ihm Platz. »Dies ist Ankh-Morpork.« Alle singen den gleichen Vers,
    obwohl es so viele gibt, dachte der Teil von Mumm, der mit einem Ohr
    zuhörte. Seltsam. Oder vielleicht auch nicht.
    »Ja, mach dich nur darüber lustig«, sagte Reg und blickte zu Boden.
    »Al e halten es für einen Witz.«
    »Ich weiß nicht, ob es dir hilft, Reg, aber ich habe nicht einmal mein
    hart gekochtes Ei bekommen«, sagte Mumm.
    »Und was passiert jetzt?«, fragte Reg. Er war viel zu sehr auf sein
    eigenes Elend konzentriert, um Anteil zu nehmen oder überhaupt etwas
    anderes zu bemerken.
    »Al die kleinen Engel fliegen nach oben, nach oben…«
    »Keine Ahnung. Ich schätze, für eine Weile wird’s besser. Aber ich
    weiß nicht, was ich…«
    Mumm unterbrach sich. Auf der anderen Straßenseite fegte ein
    kleiner, verhutzelter Alter Staub vor einer Tür, ohne auf den Verkehr zu
    achten.
    Mumm stand auf und starrte hinüber. Der kleine Mann sah ihn und
    winkte. Genau in diesem Augenblick rumpelte ein weiterer mit Möbeln
    von der Barrikade beladener Karren über die Straße.
    Mumm warf sich aufs Pflaster, um unter dem Wagen hindurch zur
    anderen Straßenseite zu sehen. Die ein wenig krummen Beine und die
    ausgetretenen Sandalen waren noch da. Sie blieben da, als der Karren
    nicht mehr die Sicht versperrte, und sie blieben da, als Mumm über die
    Straße lief, und viel eicht wären sie dageblieben, wenn der nächste
    Wagen Mumm nicht fast überfahren hätte, und sie waren nicht mehr
    da, als er sich aufrichtete.
    Er stand dort, wo er sie gesehen hatte, am Rand der verkehrsreichen
    Straße, am sonnigen Morgen, und er spürte, wie die Nacht über ihn
    hinwegstrich. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Die Gespräche um
    ihn herum wurden lauter, schwollen zu einem regelrechten Lärm an.
    Und das Licht war zu hel . Es gab keine Schatten mehr, und danach
    suchte er jetzt, nach Schatten.
    Mumm eilte über die Straße, wich dabei diversen Hindernissen aus,
    näherte sich den Singenden und brachte sie mit einem Wink zum
    Schweigen.
    »Macht euch bereit«, knurrte er. »Etwas wird geschehen…«
    »Was denn, Oberfeldwebel?«, fragte Sam.
    »Nichts Gutes, fürchte ich. Vielleicht ein Angriff.« Mumm blickte
    über die Straße und hielt Ausschau… wonach ? Kleinen alten Männern
    mit Besen? Die Szene wirkte noch weniger bedrohlich als vorher, wenn
    das überhaupt möglich war. Die Leute standen nicht mehr herum und
    warteten darauf, dass etwas geschah. Sie nahmen das Geschehen selbst
    in die Hand: Überall herrschte rege Betriebsamkeit und führte zum
    typischen Chaos von Ankh-Morpork.
    »Nichts für ungut, Oberfeldwebel«, sagte Dickins, »aber für mich sieht
    alles friedlich aus. Es gibt eine Amnestie, Oberfeldwebel. Niemand
    kämpft mehr gegen irgendjemanden.«
    »Oberfeldwebel! Oberfeldwebel!«
    Alle drehten sich um. Nobby Nobbs huschte im Zickzack über die
    Straße. Sein Mund bewegte sich, aber wie auch immer die Nachricht
    lautete, mit der der Junge heraneilte – sie verlor sich im Grunzen und
    Quieken einer Wagenladung Schweine.
    Gefreiter Sam Mumm sah das Gesicht des Oberfeldwebels. »Etwas
    geht nicht mit rechten Dingen zu«, sagte er. »Seht euch nur den
    Oberfeldwebel an!«
    »Was

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