Die Nachtwächter
Verteidigern, Veteranen und Wächtern.
Er sah, wie jemand eine Pastete von Schnapper kaufte, schüttelte den
Kopf und lächelte. An einem Tag, an dem man kostenlos ein Steak mit
Zwiebeln und Kartoffeln bekommen konnte, gab es jemanden, der von
Schnapper eine Pastete kaufte. Es war ein Triumph des
Verkaufsgeschicks und der berühmten verkümmerten
Geschmacksknospen der Stadt.
Das Lied begann. Mumm wusste nicht, ob es ein Requiem oder ein
Siegeslied war, aber Dickins hob damit an, und die anderen stimmten
ein. Jeder Mann sang, als wäre er al ein.
»… Al die kleinen Engel fliegen nach oben …« Das Lied breitete sich aus.
Auch Reg Schuh saß al ein auf einem bisher noch nicht umkämpften
Stück der Barrikade. Er hielt nach wie vor die Fahne umklammert und
wirkte so niedergeschlagen, dass Mumm beschloss, zu ihm zu gehen
und mit ihm zu reden.
»… Wie fliegen sie nach oben, nach oben, wie fliegen sie nach oben empor?«
»Es hätte wirklich so sein können, Oberfeldwebel«, sagte Reg und sah
auf. »Ja, das hätte es. Eine Stadt, in der man frei atmen kann.«
»… mit dem HINTERN nach oben, mit dem Hintern, mit dem Hintern nach
oben fliegen die kleinen Engel empor…«
»Du meinst wohl frei keuchen, Reg«, sagte Mumm und nahm neben
ihm Platz. »Dies ist Ankh-Morpork.« Alle singen den gleichen Vers,
obwohl es so viele gibt, dachte der Teil von Mumm, der mit einem Ohr
zuhörte. Seltsam. Oder vielleicht auch nicht.
»Ja, mach dich nur darüber lustig«, sagte Reg und blickte zu Boden.
»Al e halten es für einen Witz.«
»Ich weiß nicht, ob es dir hilft, Reg, aber ich habe nicht einmal mein
hart gekochtes Ei bekommen«, sagte Mumm.
»Und was passiert jetzt?«, fragte Reg. Er war viel zu sehr auf sein
eigenes Elend konzentriert, um Anteil zu nehmen oder überhaupt etwas
anderes zu bemerken.
»Al die kleinen Engel fliegen nach oben, nach oben…«
»Keine Ahnung. Ich schätze, für eine Weile wird’s besser. Aber ich
weiß nicht, was ich…«
Mumm unterbrach sich. Auf der anderen Straßenseite fegte ein
kleiner, verhutzelter Alter Staub vor einer Tür, ohne auf den Verkehr zu
achten.
Mumm stand auf und starrte hinüber. Der kleine Mann sah ihn und
winkte. Genau in diesem Augenblick rumpelte ein weiterer mit Möbeln
von der Barrikade beladener Karren über die Straße.
Mumm warf sich aufs Pflaster, um unter dem Wagen hindurch zur
anderen Straßenseite zu sehen. Die ein wenig krummen Beine und die
ausgetretenen Sandalen waren noch da. Sie blieben da, als der Karren
nicht mehr die Sicht versperrte, und sie blieben da, als Mumm über die
Straße lief, und viel eicht wären sie dageblieben, wenn der nächste
Wagen Mumm nicht fast überfahren hätte, und sie waren nicht mehr
da, als er sich aufrichtete.
Er stand dort, wo er sie gesehen hatte, am Rand der verkehrsreichen
Straße, am sonnigen Morgen, und er spürte, wie die Nacht über ihn
hinwegstrich. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Die Gespräche um
ihn herum wurden lauter, schwollen zu einem regelrechten Lärm an.
Und das Licht war zu hel . Es gab keine Schatten mehr, und danach
suchte er jetzt, nach Schatten.
Mumm eilte über die Straße, wich dabei diversen Hindernissen aus,
näherte sich den Singenden und brachte sie mit einem Wink zum
Schweigen.
»Macht euch bereit«, knurrte er. »Etwas wird geschehen…«
»Was denn, Oberfeldwebel?«, fragte Sam.
»Nichts Gutes, fürchte ich. Vielleicht ein Angriff.« Mumm blickte
über die Straße und hielt Ausschau… wonach ? Kleinen alten Männern
mit Besen? Die Szene wirkte noch weniger bedrohlich als vorher, wenn
das überhaupt möglich war. Die Leute standen nicht mehr herum und
warteten darauf, dass etwas geschah. Sie nahmen das Geschehen selbst
in die Hand: Überall herrschte rege Betriebsamkeit und führte zum
typischen Chaos von Ankh-Morpork.
»Nichts für ungut, Oberfeldwebel«, sagte Dickins, »aber für mich sieht
alles friedlich aus. Es gibt eine Amnestie, Oberfeldwebel. Niemand
kämpft mehr gegen irgendjemanden.«
»Oberfeldwebel! Oberfeldwebel!«
Alle drehten sich um. Nobby Nobbs huschte im Zickzack über die
Straße. Sein Mund bewegte sich, aber wie auch immer die Nachricht
lautete, mit der der Junge heraneilte – sie verlor sich im Grunzen und
Quieken einer Wagenladung Schweine.
Gefreiter Sam Mumm sah das Gesicht des Oberfeldwebels. »Etwas
geht nicht mit rechten Dingen zu«, sagte er. »Seht euch nur den
Oberfeldwebel an!«
»Was
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