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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wol te, dass die Leute ihn am Galgen baumeln sahen. Er wollte, dass die Stadt ihn hinrichtete. Wenn er mit leeren Händen
    heimkehrte, hatte er das Gefühl, etwas unerledigt zurückzulassen.
    »Du sol test gehen, Reg«, flüsterte Mumm. »Du hast nicht einmal eine
    Waffe.«
    »Und wenn schon«, erwiderte Reg. »Du hattest Recht, Oberfeldwebel!
    Die Dinge drehen sich im Kreis! Wir sind die Unaussprechlichen
    losgeworden, und da sind sie wieder! Was hat es für einen Sinn? Diese
    Stadt könnte ein großartiger Ort sein, aber nein, die Mistkerle landen immer ganz oben! Nichts ändert sich, verdammt! Sie nehmen das Geld
    der Leute und murksen herum!«
    Carcer blieb zwanzig Meter vor der Barrikade stehen und beobachtete
    sie aufmerksam.
    »Das ist der Lauf der Welt, Reg«, murmelte Mumm und zählte die
    Feinde.
    Ein großer Planwagen rollte um die Ecke und schaukelte unter dem
    Gewicht der Ladung. Hinter Carcers Truppe hielt er an, weil die Straße
    blockiert war und weil einer der Männer dem Kutscher eine Armbrust
    an den Kopf hielt.
    »Und jetzt haben die verdammten Mistkerle gewonnen«, stöhnte Reg.
    »So sieht’s aus, Reg«, erwiderte Mumm und versuchte, die
    Bewegungen von zu vielen Personen gleichzeitig im Auge zu behalten.
    Die Männer schwärmten aus. Sie konnten es sich leisten, immerhin
    hatten sie mehr Waffen. Mumm durfte nicht zulassen, dass sie hinter
    die Barrikade kamen.
    Der Mann, der den Kutscher – Herrn Schnapper – angehalten hatte,
    schenkte ihm kaum Beachtung. Mumm bedauerte es, dass er nicht im
    Planwagen hockte. Jemand musste den Anfang machen…
    »Möchtet ihr auf jemanden schießen, ihr Mistkerle?«
    Alle starrten groß, auch Carcer. Reg war aufgestanden, winkte mit der
    Fahne, kletterte auf die Barrikade…
    Er hielt die Fahne wie ein trotziges Banner. »Ihr könnt unser Leben
    nehmen, aber nicht unsere Freiheit!«, rief er.
    Carcers Männer wechselten Blicke, verwirrt vom unvernünftigsten
    Kampfschrei in der Geschichte des Universums. Mumm beobachtete,
    wie sich ihre Lippen bewegten, als sie versuchten, einen Sinn in dem
    Satz zu erkennen.
    Carcer hob seine Armbrust und gab den Männern ein Zeichen. »Da
    irrst du dich!«
    Reg wurde von fünf schweren Bolzen getroffen, die ihn tanzen ließen,
    bevor er auf die Knie sank. Es geschah innerhalb von Sekunden.
    Mumm öffnete den Mund, um den Befehl zum Angriff zu geben –
    und schloss ihn wieder, als er sah, wie Reg den Kopf hob. Er stützte
    sich auf die Fahnenstange und kam stumm auf die Beine.
    Drei weitere Bolzen trafen ihn. Er blickte auf seine dünne Brust, aus
    der die Pfeile wie Stacheln ragten, und trat einen Schritt vor. Und dann
    noch einen.
    Einer der Armbrustschützen zog sein Schwert und stürmte Reg
    entgegen, dessen Faust ihn von den Beinen riss – der Hieb musste sich
    angefühlt haben, als käme er von einem Vorschlaghammer. Und dann
    brach auch in der Truppe selbst ein Kampf aus. Jemand in der Uniform
    eines Wächters holte sein Schwert hervor und setzte zwei
    Armbrustschützen außer Gefecht. Der Mann am Wagen kehrte zu den
    anderen zurück…
    »Schnappt sie euch!«, rief Mumm und sprang hinter der Barrikade
    hervor.
    Es gab keinen Plan mehr. Dickins und seine Leute stürmten aus dem
    Planwagen. Die Gegner hatten noch immer schussbereite Armbrüste,
    aber eine Armbrust ist nicht die Waffe, die man in der Hand halten
    möchte, wenn sich von vorn und hinten Schwerter nähern.
    Es kommt, wenn du es rufst…
    Pläne, Zukunft, Politik… das alles existierte woanders. Mumm hob
    ein herrenloses Schwert auf, hielt eine Klinge in jeder Hand, stieß einen
    wortlosen Schrei aus und griff den nächsten Feind an. Der Mann ging
    kopflos zu Boden.
    Er sah, wie Schnauzi in dem Durcheinander fiel, setzte über ihn
    hinweg und konfrontierte seinen Angreifer mit einer Windmühle aus
    Schwertern. Dann wandte er sich Klopf zu, der sein Schwert fal en ließ
    und floh. Und Mumm lief weiter, kämpfte nicht, sondern hackte, wich
    Hieben aus, ohne sie zu sehen, blockierte heransausende Klingen, ohne
    den Kopf zu drehen – er verließ sich ganz auf seinen Instinkt. Jemand
    bahnte sich einen Weg zum jungen Sam. Mumm schlug dem
    Betreffenden den Arm ab, um sich selbst zu schützen. Immer wieder
    holte er mit den beiden Schwertern aus und wurde zum Mittelpunkt
    eines sich ausdehnenden Kreises. Er war kein Gegner, sondern eine
    Nemesis.
    Und so plötzlich, wie es gekommen war, wich das Tier zurück, und
    zurück blieb ein zorniger Mann mit zwei

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