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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Dickins. »Wir haben keine Probleme
    erwartet.«
    »Eins gegen fünfzig, das sieht übel aus«, sagte Mumm. »Raus hier!«
    »Sind die Burschen hinter uns her, Oberfeldwebel?«
    »Sie haben Wiggel erschossen. Bewegung!«
    Sie eilten durch die Gasse. Als sie an einer breiteren vorbeikamen,
    hörte Mumm, wie hinter ihnen die Tür des Ladens eingetreten wurde,
    und ein triumphierender Ruf erscholl:
    »Jetzt habe ich dich, Herzog!«
    Carcer…
    Ein Pfeil prallte von der Wand ab, sauste durch die Gasse und drehte
    sich dabei.
    Mumm lief nicht zum ersten Mal. Jeder Wächter wusste über diesen
    Lauf Bescheid. Sie nannten ihn »Hinterhof-Hindernislauf«. Mumm
    hatte diese Route oft genommen. Er war durch Gassen gestürmt, von
    Entsetzen beflügelt. Er war von einem hundeverseuchten Hinterhof
    zum nächsten gesprintet, in Hühnerausläufe gefal en, über Abortdächer
    gerutscht, immer auf der Suche nach der Sicherheit seiner Kol egen
    oder, wenn dies vergeblich war, nach einem Ort, an dem er mit dem
    Rücken zur Wand stehen konnte. Manchmal blieb einem nichts anderes
    übrig, als zu laufen.
    Und wie eine Herde blieb man instinktiv zusammen. In einer Gruppe
    aus dreißig Personen war man schwerer zu treffen.
    Zum Glück hatte Dickins die Führung übernommen. Alte Polizisten
    liefen am besten, weil sie so viel Übung darin hatten. Wie auf dem
    Schlachtfeld überlebten nur die Schlauen und Schnel en.
    Der alte Feldwebel blieb nicht stehen, als ein Karren am Ende der
    Gasse auftauchte. Es war ein Eierwagen, der vermutlich eine
    Abkürzung suchte, um das »Man kommt nicht voran, weil alle anderen
    vorankommen wol en« auf den Straßen zu umgehen. Auf der
    Ladefläche des Karrens stapelten sich Kisten bis zu einer Höhe von
    drei Metern, und die Seiten des Wagens kratzten rechts und links an
    den Mauern der Gasse entlang. Der Mann auf dem Kutschbock riss die
    Augen auf, als er die in seine Richtung stürmende Horde sah. Keiner
    der Männer verfügte über eine Bremse, vom Rückwärtsgang ganz zu
    schweigen.
    Der weiter hinten laufende Mumm beobachtete, wie die Gruppe über
    und unter den Karren floss. Er hörte, wie Kisten brachen und Eier
    platzten. Das Pferd tanzte an der Deichsel; Männer hechteten durch
    seine Beine oder über seinen Rücken hinweg.
    Als Mumm den Wagen erreichte und auf den Kutschbock kletterte,
    bohrte sich neben ihm ein Pfeil ins Holz. Mit einem verzweifelten
    Lächeln wandte er sich an den Kutscher.
    »Spring!«, sagte er und schlug die flache Seite seines Schwerts auf die
    Flanke des Pferds. Beide Männer fielen nach hinten, als sich das Pferd
    aufbäumte und der Rest der Ladung von der Ladefläche rutschte.
    Mumm zog den Eierhändler auf die Beine, als nichts mehr herabfiel.
    Eigelb klebte an ihm.
    »Tut mir Leid. Dies ist eine Angelegenheit der Wache. Frag nach
    Oberfeldwebel Keel. Ich muss jetzt weiter!«
    Hinter ihnen rumpelte der Karren durch die Gasse, und die
    Radkränze schlugen Funken an den Wänden. Carcers Leute konnten in
    Türöffnungen und Seitengassen Zuflucht suchen, aber der Wagen
    würde sie aufhalten.
    Dickins und die anderen waren stehen geblieben, als sie den Lärm
    hörten, doch Mumm forderte sie auf weiterzulaufen, bis sie eine Straße
    erreichten, die von Karren blockiert und vol er Menschen war.
    »Du hast deine Männer mit Eiern bekleckert, Oberfeldwebel«, sagte
    Sam mit einem besorgten Lächeln. »Was ist eigentlich los?«
    »Es sind einige der Unaussprechlichen«, erwiderte Mumm. »Wollen
    vermutlich eine Rechnung begleichen.« Das kam der Wahrheit nahe
    genug.
    »Aber ich habe auch Wächter und Soldaten unter ihnen gesehen«,
    sagte Fred Colon.
    »Oberfeldwebel, ich bin’s, Oberfeldwebel! Bitte, Oberfeldwebel!«
    Nobby bahnte sich mit spitzen El enbogen einen Weg.
    »Ist dies der geeignete Zeitpunkt, Nobby?«, fragte Mumm.
    »Es sind Männer hinter dir her, Oberfeldwebel!«
    »Bravo, Nobby!«
    »Carcer, Oberfeldwebel! Schnappüber hat ihn zum Hauptmann der
    Palastwache befördert, Oberfeldwebel! Und sie haben es auf dich
    abgesehen! Im Auftrag von Schnappüber, Oberfeldwebel! Mein
    Kumpel Steifkratz ist Unterstiefeljunge im Palast, und er war auf dem
    Hof und hat die Leute miteinander reden gehört, Oberfeldwebel!«
    Ich hätte es wissen müssen, dachte Mumm. Schnappüber war ein
    verschlagener Teufel. Und jetzt hat Carcer die Gunst eines anderen
    Mistkerls gewonnen. Hauptmann der Wache…
    »In letzter Zeit habe ich mir nicht viele Freunde gemacht«, sagte
    Mumm. »Na

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