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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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steinerne Säulen und John
    Keels Leiche, in ein Tuch gehül t.
    »Wir haben gute Nachrichten«, sagte Kehrer.
    »Tatsächlich?«, erwiderte Mumm schwach und trat an die Leiche
    heran.
    »Ja«, sagte Qu und entlud die steinernen Zylinder. »Wir glaubten
    zunächst, dass wir dich dazu überreden müssten, deine Rüstung
    abzulegen, aber das scheint nicht nötig zu sein.«
    »Weil sie hier bleiben wird«, sagte Lu-Tze. »Sie gehört hierher,
    verstehst du?«
    »Nein«, erwiderte Mumm. »Ich habe nicht die geringste Ahnung,
    wovon ihr redet.« Er berührte die Leiche. »So kalt«, murmelte er.
    »Daran erinnere ich mich. Er war so kalt.«
    »Eine Leichenhalle bewirkt das«, sagte Kehrer beiläufig.
    »Bitte pass jetzt auf, Kommandeur!«, sagte Qu. »Wenn wir diese…«
    Mumm hob den Blick, und in seinen Augen funkelte es gefährlich.
    Kehrer legte Qu die Hand auf den Arm.
    »Wir haben noch einiges zu erledigen, für ein oder zwei Minuten«,
    meinte er.
    »Ja, aber es ist sehr wichtig, dass er weiß, wie…«
    »Wir haben noch einige Dinge zu erledigen, für ein oder zwei Minuten«, wiederholte Kehrer und schnitt dabei eine Grimasse.
    »Oh? Was? Oh. Ja. Äh… Wir haben… einige Dinge, äh… zu
    erledigen. Dinge… ja…«
    Sie gingen fort. Aus dem Augenwinkel sah Mumm, wie sie auf und ab
    schritten, als müssten sie etwas ausmessen.
    Er blickte auf John Keel hinab. Was sol te er sagen? Tut mir Leid,
    dass du tot bist? Der ursprüngliche Keel war auf den Barrikaden
    gestorben, nicht bei einem Straßenkampf. Aber er war genauso tot.
    Mit Religion wusste Mumm nicht viel anzufangen. Er war zugegen,
    wenn ein Wächter bestattet wurde, und er nahm an religiösen
    Zeremonien teil, wenn die Pflichten des Kommandeurs der Wache dies
    erforderten, aber was den Rest betraf… Manchmal sah man Dinge, die
    es nicht nur unmöglich machten, an Götter zu glauben, sondern auch
    an Menschlichkeit und die eigenen Augen. Soweit sich Mumm erinnern
    konnte, hatte Keel auf die gleiche Weise empfunden. Man machte
    einfach weiter. Wenn es Götter gab, so erwartete man, dass sie ebenfal s
    weitermachten, und man störte sie besser nicht bei der Arbeit.
    Was sollte er einem toten Polizisten sagen? Was hätte Keel gern
    gehört?
    Mumm beugte sich tiefer. »Carcer wird dafür baumeln«, sagte er und
    trat zurück.
    Hinter ihm hustete Kehrer theatralisch. »Bist du so weit, Euer
    Gnaden?«, fragte er.
    »Ich denke schon«, erwiderte Mumm.
    »Wir sprachen vorhin von der Rüstung«, sagte Kehrer. »Sie wird…«
    Qu unterbrach ihn. »Es geht dabei um Folgendes, Kommandeur. Du,
    der Bursche namens Carcer und al die Dinge, mit denen ihr hier
    eingetroffen seid, formen eine in die Länge gezogene Transzeit-
    Anomalie, die unter erheblicher Spannung steht.«
    Mumm drehte den Kopf und sah Kehrer an.
    »Es ist sehr schwer, Dinge aus der Zeit zu bewegen, in die sie
    gehören, aber es erfordert weitaus weniger Mühe, sie dorthin
    zurückzubringen, wo sie waren«, übersetzte Lu-Tze.
    Mumm starrte weiterhin.
    »Al es hat den innigen Wunsch, dort zu bleiben, wo es sein sol te«,
    sagte Kehrer.
    »Das stimmt«, brummte Mumm.
    »Wir… schmieren den Weg«, sagte Kehrer. »Wir schieben ein wenig,
    und dann kehrt al es zurück. Auch du. Hast du heute Morgen etwas
    gegessen?«
    »Nein!«
    »Dann sol te es nicht al zu unsauber ablaufen«, sagte Kehrer. Als er
    die Verwirrung in Mumms Gesicht sah, fügte er hinzu: »Unverdaute
    Nahrung. Sie bleibt hier, weißt du.«
    »Soll das heißen, sie zerreißt den…«
    »Nein, nein«, warf Qu schnell ein. »Du bemerkst nichts davon. Aber
    eine nahrhafte Mahlzeit nach deiner Rückkehr wäre eine gute Idee.«
    »Und die Rüstung bleibt hier?«
    Qu strahlte. »Ja, Euer Gnaden. Auch der Rest. Augenklappe, Socken,
    alles.«
    »Und die Stiefel?«
    »Ja. Alles.«
    »Und die Unterwäsche?«
    »Die ebenfalls, ja.«
    »Ich kehre nackt zurück?«
    »Das eine Kostüm, das überall in Mode ist«, sagte Kehrer und
    lächelte.
    »Aber warum trug ich meine Rüstung, als ich hier eintraf?«, fragte
    Mumm. »Und Carcer hatte seine Messer dabei, das steht fest.«
    Qu öffnete den Mund, um zu antworten, aber Kehrer kam ihm zuvor.
    »Tausend Schritte sind nötig, um den Gipfel des Berges zu erreichen,
    aber ein kleiner Sprung bringt einen wieder ganz nach unten«, sagte er.
    »Verstanden?«
    »Das ergibt einen gewissen Sinn…«, räumte Mumm ein.
    »So funktioniert das ganz und gar nicht, Lu-Tze!«, jammerte Qu.
    »Nein, aber es ist eine

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