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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fröstelte. Er war noch immer nackt, und selbst die verhasste
    Paradeuniform wäre ihm jetzt willkommen gewesen. Andererseits
    spielte es keine Rolle mehr. Schuld, Federn, Dienstabzeichen, die
    Kälte… Es gab andere Dinge, die wichtiger waren und immer wichtiger
    sein würden.
    Er sprang vom Besen herunter, noch bevor er angehalten hatte,
    stolperte im Kreis, fiel gegen Dr. Rasens Tür und hämmerte mit den
    Fäusten dagegen.
    Nach einer Weile öffnete sie sich einen Spalt breit, und eine vertraute,
    nur vom Alter veränderte Stimme fragte: »Ja?«
    Mumm stieß die Tür ganz auf. »Sieh mich an, Doktor Rasen!«, sagte
    er.
    Moosig Rasen starrte ihn an. »Keel?«, brachte er hervor. In der einen
    Hand hielt er die größte Spritze der Welt.
    »Unmöglich. John Keel wurde begraben. Das weißt du ja«, sagte
    Mumm. Er bemerkte das Instrument in der Hand des Arztes. »Meine
    Güte, was hast du damit vor?«
    »Ich wol te einen Truthahn mit Fett begießen, wenn du’s genau
    wissen willst. Wer bist du? Du siehst genauso aus wie…«
    »Nimm deinen ganzen Entbindungskram und komm mit!«, sagte
    Mumm. »Al die komischen Werkzeuge, mit denen du so gut umgehen
    kannst – nimm sie mit! Jetzt sofort. Ich verspreche dir, dass ich dich
    zum reichsten Doktor machen werde, der jemals gelebt hat«, sagte
    Mumm, ein Mann, der nichts weiter trug als Schlamm und Blut.
    Rasen winkte vage in Richtung Küche. »Ich muss nur den Truthahn
    herausnehmen und…«
    »Vergiss den verdammten Flattermann und komm mit!«
    Mit drei Mann an Bord flog der Besen nicht besonders gut, aber es
    ging schnel er als zu Fuß, und Mumm konnte nicht mehr laufen. Er war
    bereits außer Atem und erschöpft gewesen, als er zum ersten Mal zu
    Hause eingetroffen war. Jetzt kam es einem Test der Ausdauer gleich,
    nur aufrecht zu stehen. Ohne den Besen hätte er kriechen müssen.
    Nach einer Weile ging das Ding tiefer und setzte zu einer holprigen
    Landung auf dem Rasen an.
    »Die Dame ist oben, im großen Schlafzimmer auf der linken Seite«,
    sagte Mumm und gab dem Doktor einen schwachen Stoß. »Eine
    Hebamme ist da, hat keine Ahnung. Ein Haufen Geld für dich. Na los!«
    Rasen eilte fort. Mumm folgte ihm steifbeinig, mit Ridcullys Hilfe,
    und als er die Tür erreichte, kam der Doktor wieder zum Vorschein –
    er ging ganz langsam rückwärts. Der Grund dafür wurde bald klar:
    Detritus presste ihm seine riesige Armbrust gegen die Nase.
    Als Mumm sprach, klang seine Stimme ein wenig gedämpft, denn er
    lag flach auf dem Boden.
    »Nimm die Armbrust weg, Feldwebel!«, brachte er hervor.
    »Er einfach reingelaufen kam, Herr Mumm«, grollte Detritus.
    »Weil er ein Doktor ist, Feldwebel. Lass ihn nach oben gehen! Das ist ein Befehl, danke.«
    »In Ordnung, Herr Mumm«, sagte Detritus, trat widerstrebend
    beiseite und lehnte die Armbrust an seine Schulter. Wodurch sie sich
    entlud.
    Als das Donnern verklungen war, stand Mumm auf und sah sich um.
    Eigentlich hatte er die Sträucher ohnehin nicht sehr gemocht. Übrig
    geblieben waren nur einige Baumstümpfe ohne Rinde.
    »Äh, das mir Leid tut, Herr Mumm«, sagte der Troll.
    »Was habe ich dir über Herrn Sicherung erzählt?«, fragte Mumm
    müde.
    »Wenn Herr Sicherung nicht betätigt sein, die Armbrust nicht dein
    Freund«, sagte Detritus und salutierte. »Mir Leid tut, Herr, aber wir alle
    ein wenig angespannt sind.«
    »Das gilt auch für mich.« Ridcully stand auf und zupfte Holzsplitter
    aus seinem Bart. »Vielleicht dauert es Stunden, bis ich wieder richtig
    gehen kann. Nun, Feldwebel, ich schlage vor, wir tragen den Doktor
    zur Pumpe, bringen ihn dort wieder zu sich und dann nach oben…«
    Al es, was danach geschah, war wie ein Wachtraum für Mumm. Wie
    ein Geist bewegte er sich in seinem eigenen Haus, in dem es von
    Wächtern wimmelte. Niemand wol te woanders sein.
    Er rasierte sich langsam, konzentrierte sich ganz darauf, die
    Rasierklinge über die Haut zu ziehen. Geräusche erreichten ihn über die
    rosaroten Wolken in seinem Kopf.
    »Er wil sie gekocht. Die entsetzlichen Dinger sollen gekocht werden. Wozu?, frage ich mich. Damit sie weicher werden?«
    »Trol e und Zwerge heute Abend, und sie sollen jedes Fenster und jede Tür überwachen…«
    »… sah mich an und meinte, dass sie zwanzig verdammte Minuten lang gekocht werden sol en, wie Kohl…«
    »Jetzt hat er um einen kleinen Brandy gebeten…«
    »Frau Zufrieden kam heraus, und er sagte, lasst sie bloß nicht noch einmal herein…«
    »… ein

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